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0161 - Zamorras Sarg

0161 - Zamorras Sarg

Titel: 0161 - Zamorras Sarg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gab es in dieser Gegend längst nicht mehr!
    Es war kein gutes Zeichen. Das Mädchen trat zum Fenster, sah hinaus. Das grelle Aufzucken eines Blitzes riß die Konturen des riesigen Wesens aus der Nachtschwärze.
    Ruckartig schloß Nicole das Fenster. Sie traute den magischen Abschirmungen des Château nicht mehr.
    Dann wandte sie sich um - und ihr Blick fiel auf Zamorra.
    Wie hatte sie ihn vernachlässigen können? Was war mit ihr geschehen? Und warum war Zamorra im Augenblick des telepathischen Kontakts zusammengebrochen, von einer furchtbaren Kraft gegen die Wand geschleudert worden?
    Woher kam diese Kraft?
    »Aus mir?« hörte sie sich laut fragen. Dann kniete sie neben Zamorra und tastete nach seinem Puls. Der schlug überraschend kräftig, und offenbar genügte die Berührung durch Nicole, den Professor übergangslos wieder erwachen zu lassen.
    Aufstöhnend kam er halb hoch und tastete nach seinem Hinterkopf. »Man sollte die Wände besser polstern«, brummte er verzerrt, »du telepathischer Zitteraal…«
    »Chef, ich konnte nichts… wußte nicht, daß ich…«
    »Schon gut«, sagte er und kam mühsam und mit ihrer Hilfe auf die Beine. Als er stand, schwankte er noch halb benommen. »Ich werde es nicht noch einmal versuchen… höchstens mit dem Amulett als Verstärker und Schutz:«
    »Bist du sicher, daß es mir dann nicht selbst das Gehirn ausbrennt?« fragte Nicole zögernd. Er küßte sie sanft auf die Stirn.
    »Wir werden es morgen früh klären…« sagte er und korrigierte sich sofort: »Heute früh.«
    Er bemerkte, daß sie immer wieder zum Fenster sah, an dem die Blitze aufleuchteten. »Was ist da draußen?«
    »Eine riesige Fledermaus schwebt über dem Château«, sagte sie.
    »Fledermäuse gibt’s hier nicht mehr«, sagte er und trat dennoch zum Fenster, um hinauszusehen.
    »Dort!« Siehst du sie nicht? Nicole deutete auf irgendetwas draußen in der Nacht. Zamorra folgte mit seinem Blick der Richtung ihres Zeigefingers, aber er konnte nichts entdecken, auch nicht, als ein Blitz den Himmel erleuchtete.
    Per Händeklatschen schaltete er das Licht im Zimmer aus und spähte weiter nach draußen.
    »Da! Sie geht tiefer! Jetzt sehe ich sie ganz deutlich«, sagte Nicole. Zamorra sah nichts. Dort, wohin Nicoles Finger zeigte, war nichts - nur Nacht und Gewitter über dem Tal.
    Nachdenklich sah er sie an. Irgend jemand hatte irgend etwas mit Nicole angestellt. Hatte ihr eine böse Vision geschickt und ihrem Unterbewußtsein etwas eingebaut, das als Angriffs-Sperre gegen telepathische Kontakte wirkte - und jetzt konnte nur sie die Fledermaus sehen, an deren Existenz er plötzlich glaubte.
    »War die Fledermaus der unheimliche Gegner? Ein - Vampir?«
    Ich werde es herausfinden, dachte Zamorra grimmig. Ich werde dich finden und auslöschen für das, was du Nicole angetan hast!
    Langsam wurde das Gewitter schwächer.
    ***
    Es dauerte lange, bis Nicole wieder Schlaf fand. Und irgendwann in den frühen Morgenstunden glaubte sie sich in eines der zahlreichen Kellergewölbe des Schlosses versezt. Mit einer Kerze in der Hand schritt sie die steinernen Treppen hinunter, die selten benutzt wurden. In diesen Tiefen spielte sich nichts mehr ab, die Räume wurden nicht gebraucht. Irgendwann in grauer Vergangenheit mußten sie einmal einen Zweck gehabt haben, sonst hätte Leonardo de Montagne sie nicht anlegen lassen, doch jetzt wurden sie nicht mehr gebraucht.
    Und Nicole war auf dem Weg nach unten.
    Der Luftzug, der die Kerzenflamme bewegte, wies ihr den Weg. Ihr war unwohl zumute. Schritt vor Schritt bewegte sie sich durch den Keller mit seinen roh zubehauenen Steinquadern, die sie zu erdrücken schienen. Dann stand sie vor einer schweren Eichentür. Sie war gerade noch bewegt worden; sie hatte es quietschen gehört.
    Abermals quietschten die Scharniere, als Nicole die Tür wieder öffnete und in einen mittelgroßen Raum trat.
    Der Kerzenschein riß einen Sarg aus der Dunkelheit.
    Groß und schwarz wie die Nacht!
    Sie hatte es befürchtet. Hierher zog er sich also zurück…
    Sie trat auf den Sarg zu - griff nach dem Deckel und riß ihn hoch. Der Sarg war bewohnt. Der Vampir starrte ihr mit höhnischem Grinsen entgegen.
    Es war Professor Zamorra!
    ***
    Mit einem gellenden Schrei fuhr sie aus dem Bett hoch.
    Lieber Himmel und alle Erzengel, dachte Professor Zamorra, geht’s denn schon wieder los? Er sprang aus dem Bett, sah auf die Uhr und stellte fest, daß es immerhin gegen sieben Uhr morgens war. Mit ein paar
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