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0161 - Zamorras Sarg

0161 - Zamorras Sarg

Titel: 0161 - Zamorras Sarg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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waren?«
    »Verzeihung, Monsieur Zamorra«, sagte Raffael fast beleidigt. »Ich bin Ihren Spuren gefolgt. Sie stimmten mit der Beschreibung vollständig überein. Ich habe den Raum mehrfach durchsucht und abgetastet, aber selbst wenn der Sarg unsichtbar geworden sein sollte, hätte ich ihn gefunden.«
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Ihre Fähigkeiten nicht in Zweifel ziehen«, sagte Zamorra. »Ich war nur sehr überrascht.«
    »Ich habe auch auf Fußspuren geachtet«, fuhr Raffael fort. »Ich fand nur Ihre beiden Spuren. Sie führen zur Mitte des Raumes und wieder zurück. Das ist alles.«
    »Aha«, brummte Zamorra. »Auch keine Abdruckspuren, die beweisen, daß dort ein Sarg gestanden hat?«
    »Tut mir leid, nein.«
    »Danke, Raffael. Es tut mir leid, daß ich Sie umsonst in den Keller geschickt habe.«
    »Oh, durchaus nicht«, erwiderte Raffael. »Es war recht reizvoll. Ich werde Anordnung geben, daß die Räume einmal einer Generalreinigung unterzogen werden. Der Staub nimmt überhand.«
    Er entfernte sich.
    »Château Montagne ist also seit dieser Nacht zum Spukschloß geworden«, sagte Zamorra nachdenklich und begann zu überlegen, ob es in der magischen Abschirmung nicht neuerdings doch eine Lücke geben konnte, durch die das Böse eindrang. Er beschloß, alle entsprechenden Punkte eingehend zu inspizieren.
    ***
    Nachdem er sein täglisches Trainingsprogramm im Fitneß-Center des Schlosses hinter sich gebracht hatte, machte Zamorra sich an die Arbeit. Wenn er nicht gerade mit Nicole auf Reisen war - beruflich oder als Dämonenjäger sorgte er dafür, daß ér körperlich fit blieb. Das eiserne Training, dem er sich unterwarf, hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet.
    Im Moment war er relativ »arbeitslos«, Es waren Semesterferien, bis zum Beginn des neuen Semesters waren es noch ein paar Wochen, und für die Vorlesung, die er geplant hatte, brauchte er sich nicht sonderlich vorzubereiten. Es gab kaum etwas auf dem Gebiet der Parapsychologie, das er nicht kannte, und bisher hatte er sich nie im Hörsaal auf schriftliche Aufzeichnungen gestützt, etwas, das die Studenten zu Bewunderungsausbrüchen verleitete. Zamorra war grundsätzlich immer in der Lage, mindestens zwei Stunden aus dem Stegreif und durchaus anschaulich über sein Thema zu sprechen.
    Aber das alles war jetzt nicht aktuell.
    Es lagen auch keine Dinge vor, die sein Eingreifen notwendig machten. Offensichtlich hatte die Schwarze Familie eine Pause eingelegt. War es die Ruhe vor dem Sturm?
    Zamorra hatte also Zeit, sich um sein eigenes »Spukschloß« zu kümmern. Schon zweimal in der Vergangenheit hatte es geheimnisvolle Vorfälle gegeben. Einmal, als er gegen die Geister der Alten focht und das Erbe des Leonardo de Montagne, das Amulett, erwarb, [2] ein zweites Mal bei einem Kellerausbau, als bei einem Mauerdurchbruch die gefangenen Seelen unglücklicher Wesen freigesetzt wurden, die in einer Kellerkaverne festgemauert worden waren. [3] Aber mit der Errichtung der magischen Sperren hatte Zamorra eine Schutzsphäre geschaffen, innerhalb derer sich das Böse nicht mehr manifestieren konnte.
    Château Montagne war ein Zwitter, eine gelungene Mischung aus Trutzburg und Lustschloß. Zamorra lächelte bitter; Leonardo mußte es damals nötig gehabt haben, Mauern und Wehrtürme um das Schloß zu ziehen. Der Haß der von ihm geknechteten Bürger und Bauern mußte furchtbar gewesen sein.
    Diese Mauern und Türme hatte Zamorra mit Dämonenbannern und Symbolen der Weißen Magie gespickt, die ein undurchdringliches Netz woben, einen magischen Energieschirm, der die Macht des Bösen abwehrte, so stark sie auch sein mochte. Es war reines Sicherheitsbedürfnis; Zamorra wollte wenigstens einen Ruhepunkt auf der Welt haben. Seit er einer der größten Feinde des Schattenreiches geworden war, sorgten die Unheimlichen ihrerseits dafür, daß Zamorra keine Ruhe fand. Es gab Zeiten, da Asmodis, der Fürst der Finsternis, regelrechte Treibjagden auf Zamorra abhalten ließ. Deshalb war es wichtig, einen Stützpunkt zu besitzen, den das Böse nicht bedrohen konnte, wo er Atem schöpfen konnte, bis er wieder hinauszog, die Dämonen zu vernichten, Geister auszutreiben und Werwölfe, Hexen und Vampire zu jagen.
    Zamorra überprüfte die Dämonenbanner und magischen Symbole sorgfältig. Aber zu seiner Überraschung fand er nirgendwo eine Beschädigung. Der Abwehrschirm war perfekt. Nichts konnte ihn durchbrechen. Demzufolge war es auch unmöglich, daß die
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