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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens
Autoren: Unbekannt
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und Joey Peters. Erst, wenn man genauer hinsah und beobachtete, wie sie die Gesichter verzogen und sich eifrig hier oder dort zu schaffen machten, als könnte die Beschäftigung sie ablenken, erkannte man den Abscheu und die Furcht, die sie empfanden.
    Dabei war Karl Halbein vorläufig der einzige, der wirklich etwas zu tun hatte. Er nahm seinen Encephalographen in Betrieb und begann auf der Oberfläche von Zannmalon nach den Ausstrahlungen lebender Gehirne zu suchen. Es war fast ein primitives Gerät, ein Empfänger und Analysator elektromagnetischer Strahlung. Da alle Ausstrahlungen von Gehirnen solcher Lebewesen, die der sogenannten „ersten Gruppe" angehörten, auf einem sehr schmalen Frequenzband lagen, auf dem es überdies so gut wie keine aus anderen Quellen stammende Strahlung gab, war es sehr leicht, Störgeräusche aus dem Empfang auszuscheiden. Das machte den Encephalographen bei all seiner Primitivität zu einem leistungsfähigen, weitreichenden Gerät.
    Die Gespräche verstummten, als die ersten Zacken und Linien auf Karls Meßschirm erschienen. Gino Poppa hatte die Beleuchtung im Kommandoraum gedämpft, so daß jeder den Empfang beobachten konnte. Joel Carso selbst besaß nur ein höchst oberflächliches Wissen von den Methoden der Encephalographie. Er hätte die Impulse eines hochentwickelten Gerätes von denen eines tieferstehenden unterscheiden können. Er wußte auch, welche allgemeine Form die Impulse üblicherweise hatten. Dieses geringe Wissen reichte aus, urn ihm klarzumachen, daß er dem, was Karl Halbein da auf seinen Meßschirm zauberte, noch nie zuvor begegnet war.
    Karl beobachtete eine Zeitlang die huschenden Elektronenspuren, dann drehte er sich schwerfällig um.
    „Das ist das einzige, was wir bekommen", erklärte er mit seinem komischen Akzent. Und fügte resignierend hinzu: „Wie Sie selbst sehen können."
    Pitter Laurensens lange Gestalt schob sich auf ihn zu.
    „Sind Sie sicher", fragte er näselnd, „daß es sich nicht einfach um Störgeräusche handelt?"
    Karl verzog das Gesicht zu einem traurigen Grinsen.
    „Sie wissen selbst, Professor, wie ein Encephalograph funktioniert." Er schüttelte den Kopf.
    „Nein, das sind keine Störgeräusche. Es sind Ausstrahlungen organischer Materie, unbewußt gedachter Gedanken, wenn ich so sagen darf."
    „Hornschrecken?" vermutete Nino Lamarre.
    „Vielleicht. Alles, was wir von ihnen wissen, ist, daß sie nicht zur ersten Gruppe gehören.
    Gehirnimpulse anderer Gruppen empfangen wir zwar nicht auf diesem Frequenzbereich, das heißt, bisher nicht. Aber es gibt natürlich kein Gesetz, das einer völlig neuen Gruppe verbietet, dasselbe Band wie die erste zu benutzen."
    Joel hatte eine Frage auf der Zunge. Er wartete, bis er sicher war, daß niemand mehr etwas sagen wollte, dann sprach er sie aus.
    „Können die Impulse von der Molkex-Masse stammen, Karl?"
    Harney und Nino fingen an zu lachen. Barbara Spencer verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. Pitter Laurensen schüttelte tadelnd und verständnislos den Kopf. Joel kam sich vor wie ein Schuljunge, der den Lehrer gefragt hatte, ob es im Wald wirklich Hexen gäbe.
    Karl zögerte mit der Antwort, bis seine Umgebung sich beruhigt hatte. Dann erklärte er mit allem Nachdruck, den er in seine hohe Stimme legen konnte: „Ja, Joel. Ich bin überzeugt, daß sie von dorther kommen."
     
    *
     
    Kurze Zeit später war das Beiboot startbereit, das Joel Carsos Gruppe auf die Oberfläche des Planeten hinunterbringen sollte.
    Um die Frage, die Joel gestellt, und die Antwort, die Karl Halbein gegeben hatte, war ein paar Minuten lang heftig diskutiert worden. Karl, als Mann vom Fach, legte klar, daß Impulse der Stetigkeit, wie er sie empfing, nicht von einer Vielfalt von Wesen, sondern nur von einem einzigen Geschöpf stammen könnten. Er hatte sich gleich darauf verbessert und benutzte von da an das Wort Strahlungsquelle anstelle des Begriffs Geschöpf. Er machte klar, wie verwirrend das Irnpulsbild einer Reihe von Einzelquellen war, in dem er den Empfänger in den Kommandoraum hineinrichtete und die Ausstrahlungen der menschlichen Gehirne aufzeichnen ließ. Der Versuch war beeindruckend. Dem hektischen Gewimmel hastiger Linien, das die Vielfalt der Gedankenströme im Kommandostand erzeugte, stand die ruhige, flache Impulsfolge gegenüber, deren Ursprung auf der Oberfläche des Planeten liegen mußte. Es gab also, wiederholte Karl, nur eine einzige Strahlungsquelle, und deren Gliederung war
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