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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens
Autoren: Unbekannt
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„Keine Warnanzeige, der Sprung ist geglückt! Ich will mir dein merkwürdiges Zannmalon mal ansehen."
    Joel blieb sitzen. Poppa ließ den Kaffeebecher achtlos fallen und eilte zum Stand des Orteroffiziers hinüber. Joel hörte ihn Knöpfe drücken und Kurbeln drehen. Währenddessen sah er auf den Bildschirm und beobachtete, wie sich der Rand der Sonne Ex-Zannmalo von rechts her ins Blickfeld schob, von schützenden Filtern unmerklich begleitet, so daß die Augen des Beobachters geschützt waren. Außer der Sonne gab es nichts Aufregendes zu sehen. Das Meer der Sterne erfüllte den übrigen Raum. Zannmalons dünne Sichel, fast achtzig Millionen Kilometer entfernt, war in der gleißenden Lichtflut nicht auszumachen.
    „Na, was gibt's?" fragte Joel, ohne sich nach Gino Poppa umzusehen.
    Er bekam keine Antwort. Verwundert drehte er sich um und sah Poppa, reglos wie eine Statue, mit schlaff herabhängenden Armen, vor dem Teleskop-Bildschirm.
    „Komm zu dir, Poppa!" mahnte er. „Was gibt's da?"
    Steif, als bewege ihn ein Unsichtbarer an den Schultern, drehte Poppa sich zu ihm herum. Sein Gesicht war grau, die Augen so groß und voller Schreck, als hätte er eben den Leibhaftigen gesehen. Joel schob sich mißtrauisch aus seinem Sessel.
    „Schrecklich!" brach es schließlich aus Poppa hervor. „Joel, das ist unvorstellbar!"
    Joel sah über ihn hinweg auf den Bildschirm. Das Teleskop projizierte Zannmalons Sichel in einer Größe, daß sie vom oberen bis zum unteren Rand des Schirms reichte. Zuerst konnte Joel keine Einzelheiten erkennen. Er sah nur, daß das Bild viel lichtstarker war, als man es von einer Vergrößerung dieser Art erwartete. Es blendete förmlich - wie ein Spiegel, der im richtigen Winkel zur Sonne steht.
    Joels erste Reaktion war ungläubiges Staunen. Zannmalon war ein typisch erdähnlicher Planet gewesen, als die Hornschrecken auftauchten. Es war zwar anzunehmen, daß die Flut der Hornschrecken auf der Planetenoberfläche Spuren hinterlassen hatten, die selbst aus einer Entfernung von einer halben Astronomischen Einheit mit einem Teleskop wahrgenommen werden konnten. Aber das hier war nicht das Bild einer Welt, die auch nur die geringste Ähnlichkeit mit der Erde zeigte.
    Joel drehte an den Einstellungen und ließ das Bild weiter vergrößern. In der Fläche gleichmäßiger Helligkeit erschienen blasse, verwaschene Flecken. Berge, vermutete Joel. Es mußten abgeflachte, unscheinbare Gebilde sein, sonst wären sie deutlicher hervorgetreten. Aber selbst über den Flecken lag noch der irisierende Schimmer, den die gesamte Planetenoberfläche auszustrahlen schien. Joel wischte sich über die Augen, aber der Schimmer blieb.
    Es sah aus, als hätte jemand Zannmalon mit einer Glasschicht überzogen. Die Schicht bedeckte alles, von der Oberfläche der Meere bis zu den höchsten Bergspitzen.
    Eine Glasschicht!
    Joel begriff plötzlich. Deutlicher, als das Teleskopbild es ihm zeigen konnte, stand die entsetzliche Wirklichkeit ihm vor Augen. Das dort war keine Glasschicht. Es war ein Mantel aus Molkex, jener durchsichtigen Masse, die Hornschrecken bei der Teilung ausschieden. Der Mantel hüllte den ganzen Planeten ein. Unter ihm konnte kein Leben mehr existieren.
    Die Hornschrecken hatten eine Wüste hinter sich gelassen.
    Joel wandte sich ab. Seitwärts stand Gino Poppa und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Joel fühlte einen schmerzhaften Druck im Nacken.
    „Also schön", erklärte er bitter, „sie haben eine ganze Welt aufgefressen ..."
     
    *
     
    Eine Stunde später begann für Joel Carsos Gruppe der eigentliche Dienstbetrieb. Die CAROL D. umkreiste Zannmalon in einer Höhe von dreihundert Kilometern. Der Abstand war gering genug für die empfindlichen Meßgeräte, die zur Ausrüstung der Gruppe gehörten. Außerdem erlaubte er einen freien Ausblick auf die Oberfläche des Planeten, der vor vier Monaten noch eine erdähnliche, für die Besiedlung geeignete Welt gewesen war.
    Joel beobachtete genau, wie seine Leute auf den Anblick reagierten. Er gab keinen Kommentar, wenn sie den Kommandoraum betraten, sondern ließ sie mit dem Schock allein fertigwerden. Harney Creeser, Nino Lamarre und Dr. Spencer gaben sich entsetzt, jedoch ein bißchen zu theatralisch, um Joel von der Aufrichtigkeit ihrer Empfindungen zu überzeugen. Eine andere Gruppe, zu der Pitter Laurensen und die beiden Jorgens gehörten, zeigte sich völlig unbeeindruckt. Unbeeindruckt erschienen zuerst auch Karl Halbein, Jaycie Ridell
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