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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens
Autoren: Unbekannt
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unsere einzige Aufgabe?"
    „Nein. Wir haben herauszufinden, was in den vergangenen vier Monaten auf Zannmalon vor sich gegangen ist, und müssen in der Lage sein, ein anschauliches Bild von den derzeitigen Verhältnissen dort zu geben."
    „Das ist eine Aufgabe, die sich in wenigen Tagen erledigen läßt", behauptete Harney Creeser mit Nachdruck und sah sich dabei um, ob seine Worte auch den nötigen Eindruck erzielten. „Ich verstehe immer noch nicht, warum man es für nötig gehalten hat, uns dieses Unternehmen als lebensgefährlich auszumalen."
    Joel lächelte.
    „Welche Chancen, Doktor Creeser", fragte er, „geben Sie einem Mann, der, unbewaffnet im Raum schwebend, ein schwerbewaffnetes Schlachtschiff angreifen will?"
    Creeser sah ihn verblüfft an.
    „Das ... das ist eine ziemlich kindische Frage", stotterte er. „Gar keine natürlich." Joel wiegte den Klopf.
    „Er hat eine winzige. Er könnte sich durch eine der Schleusen schleichen und den Kommandostand demolieren. Oder ...", er hob den Kopf mit einem Ruck und sah Creeser durchdringend an, „... würden Sie sich getrauen, mit bloßen Händen eine Elektro-Schweißnaht zwischen zwei meterdicken Ferrit-Platten auseinanderzureißen?"
    Creeser verzog angewidert das Gesicht.
    „Ich halte es für lächerlich ...", begann er, aber Joel fuhr ihm dazwischen: „Wir haben beide Probleme zu lösen, Creeser. Einmal auf Zannmalon gelandet, sind wir in keiner besseren Lage als der Mann, der unbewaffnet ein Schlachtschiff angreifen, oder der andere, der mit nackten Händen eine Schweißnaht aufreißen soll."
    Creeser war verblüfft.
    „Gedulden Sie sich noch ein paar Stunden", fügte Joel hinzu, „dann werden Sie sehen ..."
     
    *
     
    „Poppa, die Leute gehen mir auf die Nerven!"
    „Jawohl, Sir!" antwortete Leutnant Poppa, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.
    „Ach, halte den Mund", meinte Joel Carso ungehalten. „Ich wollte, ich könnte einem von euch diesen Auftrag an den Hals hängen und hier auf der Brücke bleiben, während ihr da unten herumkriecht."
    „Hätte nichts dagegen, Sir", antwortete Gino Poppa, wischte sich unter den strähnigen schwarzen Haaren die wulstige Stirn und erhob seinen kleinen, massigen Körper aus dem Kontursessel des Kopilotenstandes. „Da brauche ich mir nur Jaycie anzusehen, und schon schwinden alle Bedenken."
    „Ach, sie mal an", lachte Joel verblüfft. „Nicht Barbara?"
    Poppa schüttelte ernst den Kopf.
    „Nein, keine Sekunde lang. Nichts wert. Kriegt bei der ersten Gefahr einen Schreikrampf und läuft davon."
    Joel war nachdenklich geworden.
    „Vielleicht täuscht du dich auch", bemerkte er. Und dann, sich straffend, fügte er hinzu: „Auf jeden Fall, Poppa, sieh zu, daß du stets in der Nähe bist. Den ersten, der mir krummkommt, sperre ich ein.
    Das wird die anderen lehren. Und jetzt besorge mir einen Kaffee, ich übernehme hier inzwischen." Poppa schaute auf die Uhr.
    „Wir kommen in sechs Minuten raus", erklärte er.
    Er verschwand durch ein Seitenschott. Stille füllte den kreisrunden Raum der Brücke. Die Stände waren leer. Die CAROL D. befand sich auf genau bekanntem Kurs. Automatisch arbeitende Geräte steuerten sie außerhalb des Normaluniversums durch den Linearraum. Die Feldgeneratoren waren so abgestimmt, daß sie das Schiff eine halbe Astronomische Einheit von Zannmalon entfernt und mit interplanetarischer Geschwindigkeit in den Normalraum zurückstoßen würden. Die optischen Bildschirme zeigten das Durcheinander leuchtender Linien und trüben Schwarzgraus, das für den Linearflug typisch war. Die Linear-Peilgeräte waren auf die Steuerautomatik umgeschaltet worden. Die Brückenoffiziere hatten nichts anderes zu tun, als zu warten.
    Gino Poppa kam mit zwei Bechern Kaffee zurück. Joel nahm den seinen in Empfang, ohne dabei hinzusehen. Er trank einen Schluck, schüttelte sich und tadelte: „Alkohol ist während der Wachstunden verboten, Leutnant Poppa!"
    „Reg" dich nicht auf", antwortete Poppa grob. „Im Kaffee kann er nichts schaden. Übrigens ..."
    Er wurde unterbrochen. Tief im Innern des Schiffes sprangen die Aggregate des Korpuskulartriebwerks summend an. Über die Bildschirme zuckte ein leuchtender Blitz - dann erschien der leuchtende Teppich der Sterne, der vier Stunden lang, für die Dauer des Linearflugs, unsichtbar gewesen war. Die CAROL D. war in den Normalraum zurückgekehrt.
    Poppa schüttete den heißen Kaffee in sich hinein.
     
    *
     
    „Das Teleskop!" brachte er hervor.
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