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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens
Autoren: Unbekannt
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durchsuchte, erhoben sich nicht höher als hundert Meter über die Ebene. Ihre Hänge waren sanft, die Kuppen weich abgerundet, als lägen sie schon seit hundert Millionen Jahren hier und hätten sich von den Einflüssen der Witterung formen lassen.
    Vor vier Monaten waren sie noch ein Hochgebirge gewesen!
    In der schimmernden Schicht der Molkex-Masse schien es nirgendwo eine Lücke zu geben.
    Glatt und durchsichtig überzog sie die Kuppen der HügeJ. Joel dachte an den Eingang der Höhle, in der die Überreste des Schreckwurms gefunden worden waren. Im Zuge ihrer Ermittlungen würde die Höhle eine wichtige Rolle spielen. Wenn die Molkex-Schicht den Eingang jedoch verschloß, dann würden sie eine Menge zeitraubender Schwierigkeiten haben.
    Plötzlich entdeckte er den Fluß. Seicht und in vielfältigen Windungen schlängelt er sich durch die Ebene nach Süden. Am Fuße der Hügel sah Joel eine weite Schleife. Der Flußlauf beschrieb dort fast einen Kreis. Von Norden kommend, bog er scharf nach Westen ab und wandte sich über Süd und Ost wieder nach Nord zurück. Bevor er in sich selbst zurückfloß, knickte er jedoch wieder nach Osten ab. Auf diese Weise entstand eine nahezu kreisförmige Halbinsel, nur durch einen wenige hundert Meter breiten Steg mit dem Hinterland verbunden.
    Das mußte die Stelle sein, an der die EXPLORER-3218 damals gelandet war. Joe änderte den Kurs und hielt auf die Schleife zu.
    Minuten später landete er. Die automatischen Geräte hatten inzwischen eine Analyse der Luft angefertigt. Gegenüber dem, was das Explorerschiff gefunden hatte, gab es nur geringfügige Abweichungen. Die Hornschrecken hatten ihre zerstörende Tätigkeit anscheinend auf die feste Materie beschränkt. Die Atmosphäre war atembar.
    Am Hals der kreisförmigen Halbinsel setzte das Boot auf. Zwei oder drei Kilometer nordwärts erhoben sich die ersten Hügel. Joel ermahnte seine Leute, sich beim Aussteigen zu beeilen und die Tragschrauber so rasch wie möglich startbereit zu machen. Er selbst gab Gino Poppa eine knappe Meldung über den Vollzug der Landung. Dann griff er sich unter den zehn Behältern denjenigen heraus, den er selbst zu transportieren hatte, schnallte sich den Tornister des Tragschraubers um und verließ das Boot.
    Zögernd trat er aus der Schleuse hinaus auf die spiegelnde Masse des Molkex. Der Überzug fühlte sich hart an. Joel beugte sich nieder und ließ den Handschuh über die glatte Oberfläche gleiten. Es war nicht anders, als ob er über Glas striche. Die Masse hatte sich erhärtet. Aus einer Tasche förderte Joel ein Klappmesser zutage. Er ließ die Klinge aufschnappen und versuchte das gläserne Material zu ritzen. Es gab ein häßliches, schreiendes Geräusch, aber auf dem Molkex hinterblieb nicht die geringste Spur. Joel hatte nichts anderes erwartet. In Gedanken versunken klappte er das Messer wieder zu und ließ es in die Tasche gleiten.
    Er sah deutlich, daß der Molkex -Überzug nur wenige Millimeter dick war. Das stand im Widerspruch zu den Berichten der EXPLORER-3218, die von meterhohen, elastischen Schichten gesprochen hatten. In der Zwischenzeit mußten tiefgreifende Veränderungen vor sich gegangen sein. Joel schaute durch die glasige Masse hindurch und empfand plötzlich Mitleid mit dem armen Boden, der, nur ein paar Millimeter entfernt und doch unerreichbar, seiner Pflanzen und Tieren beraubt, unter dem würgenden Druck des Molkex allmählich erstickte.
    Er hörte Schritte und richtete sich auf. Die Gruppe stand startbereit. Sie hatten sich die Tragschrauber umgeschnallt, und der dürre Pitter Laurensen sah mit der vierflügeligen Schraube einen Meter über seinem schmalen Kopf absolut lächerlich aus.
    „Riecht das jemand?" fragte Jaycie plötzlich und sah sich mißtrauisch um.
    „Riecht jemand was?" fragte Joel zurück. „Diesen merkwürdigen Geruch in der Luft", antwortete Jaycie, ohne ihn anzusehen.
    Joel sog die Luft ein. Er war daran gewöhnt, daß jeder Planet seinen eigenen Duft hatte, deswegen war ihm bisher nichts aufgefallen. Jetzt jedoch, von Jaycie aufmerksam gemacht, bemerkte er den eigenartigen Geruch nach Moder, staubigen Kellern und, darunter gemischt, einen widerwärtigen Gestank wie von Exkrementen.
    „Ja, ich rieche es", verkündete Barbara in diesem Augenblick. „Ein Duft wie von einer Slumwohnung, Keller und Dachboden auf einmal."
    Sie lachte, aber niemand außer ihr fand die Situation heiter.
    „Kann nur das Molkex sein", schnarrte einer der beiden
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