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016 - 30 Meilen unter dem Meer

016 - 30 Meilen unter dem Meer

Titel: 016 - 30 Meilen unter dem Meer
Autoren: Timothy Stahl
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Tierleibes, die Gliedmaßen zuckten noch.
    »Ist ja eklig«, meinte Matt. Dann schenkte er Aruula einen langen Blick.
    »Danke.«
    »Bitte.«
    Das Biest hatte sich von der Decke aus auf Matt heruntergelassen, schnell wie der Blitz. Aruula hatte nicht gewusst, ob das Tier giftig gewesen war, aber Vorbeugen war immer noch besser als Heilen… zudem die Chancen auf eine Heilung in dieser Welt nicht immer gegeben waren. In Brüssel hatten Matt und Aruula diese schmerzhafte Erfahrung erst kürzlich machen müssen… [1]
    Matt stemmte sich hoch. »Sieh dir das an!«, sagte er und deutete mit der Fackel zur Tunnelwand.
    Ein silbriges Netz funkelte dort, inmitten der Moose auf den ersten Blick kaum zu sehen. Dahinter wimmelte undeutbare Bewegung, aber es gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, worum es sich dabei handelte.
    »Willst du warten, bis sich die Biester alle auf uns stürzen?«, fragte Aruula.
    Matt verkniff sich eine nicht minder bissige Erwiderung und ging weiter, jetzt allerdings vorsichtiger. Unablässig wanderte sein Blick über Wände, Decke und Boden.
    Sie marschierten entlang der Schienenstränge des Südtunnels, wie sie mittlerweile herausgefunden hatten.
    In Abständen von knapp vierhundert Metern gab es in der nördlichen Wandung Durchlässe, über die man zuerst einen Mitteltunnel erreichte, der früher für Wartungsarbeiten und vermutlich auch Notfälle genutzt worden war. Nördlich davon lag der zweite Haupttunnel, dessen Zugang in Calais verschüttet gewesen war.
    Etwa alle zweihundertfünfzig Meter verliefen Deckenröhren zwischen den Tunneln. Matt nahm an, dass sie dem Luftaustausch gedient hatten. Ferner entdeckte er hier und da noch Kabelstränge, Beleuchtungseinrichtungen, Lautsprecher, Überwachungsanlagen, Schaltkästen und dergleichen mehr.
    Er fragte sich, ob davon noch etwas funktionierte, sah allerdings wenig Sinn darin, es herauszufinden.
    Vielmehr wollte er den Tunnel so schnell wie möglich hinter sich lassen.
    Und das nicht nur, weil er gespannt darauf war, was sie auf der Insel erwarten würde…
    ***
    ###
    RRRUUMMS!
    Das metallene Schott sauste in der Führung herab, verschloss den Gang.
    Und die scharfe Kante schlug dem Ungeheuer genau in den Nacken.
    Ein ekelhaft knirschendes und feuchtes Geräusch. Dann Stille.
    Der Schädel des Monsters drehte sich zwei-, dreimal um die eigene Achse und kam dann zur Ruhe, genau vor seinen Füßen und so, dass die schwarzen Augen zu ihm hoch starrten.
    Der Glanz darin erlosch, so wie das letzte Licht eines Tages schwand.
    Wie lange war es her, dass er tatsächlich, mit eigenen Augen das Ende eines Tages mitangesehen hatte? Er zuckte die Schultern. Es konnte gestern gewesen sein. Oder vor ein paar Jahren. Zeit war ihm fremd geworden. Und bedeutungslos.
    Er bückte sich und nahm den abgeschlagenen Schädel auf. Um den Rumpf des Ungeheuers auf der anderen Seite des Schotts würde sich das Gewürm kümmern. Vielleicht machten sich seine geringelten Helfer schon darüber her.
    Er hielt kurz inne, lauschte, und in der Tat meinte er, durch das rostige Metall hindurch das Schlürfen und Schmatzen der Leichenzehrer zu vernehmen.
    Er ging seines Weges.
    In seinem »kleinen, aber feinen Heim« - wie er seinen Unterschlupf für sich selbst nannte - öffnete er ein metallenes Fass, das annähernd so groß war wie er selbst. Darin ringelte, kroch und wimmelte allerlei käferartiges, wurmhaftes Getier.
    Er gab den abgetrennten Schädel in die lebende Masse und setzte dann rasch den Deckel auf die Öffnung zurück. Kaum hatte er es getan, begann das Fass zu zittern und zu beben, als sei es zum Leben erwacht.
    Das Getier darin stürzte sich jetzt auf den Kopf, fraß Fell und Fleisch von den Knochen, die Augen aus den Höhlen.
    Er hatte es oft genug mitangesehen und war des Schauspiels müde geworden. Die Genugtuung, die es ihm bescherte, war nicht mehr dieselbe wie bei den ersten Malen.
    Er trat zurück, ließ sich auf ein weiches Lager nieder und wartete mit hinter dem Kopf verschränkten Händen, dass das Rumpeln des Fasses wieder verebbte; das Zeichen, dass die Zehrer darin ihr Werk verrichtet hatten.
    Er schloss die Augen, balancierte auf dem Grat zwischen Wachsein und Schlaf dahin, lugte nur hinüber ins Reich der Träume. Richtig zu schlafen, das hatte er sich irgendwann abgewöhnt. Weil er nicht mehr träumen wollte. Nicht mehr von all den Dingen, die ihn heimsuchten wie Gespenster, und ihn daran erinnerten, was einmal gewesen war - und wie
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