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016 - 30 Meilen unter dem Meer

016 - 30 Meilen unter dem Meer

Titel: 016 - 30 Meilen unter dem Meer
Autoren: Timothy Stahl
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Sinn reagierte wie eine Antenne auf Stimmungen.
    Und Matt ertappte sich dabei, wie er ihr genau das zum Vorwurf machen wollte. Dass er ihr sagen wollte: Hör auf, in meinen Gedanken herumzuschnüffeln!
    Aber er tat es nicht. Musste es auch nicht tun.
    Aruula wusste ohne dies Bescheid. Und der Schmerz, der die Schönheit ihres Gesichtes verletzte, traf Matt, als sei es sein eigener.
    Sie beugte sich etwas vor, zog die Kette über den Knochenschädel und nahm sie samt des Kruzifixes an sich. Dann stand sie auf.
    »Vielleicht kann uns ja zumindest dein Gott helfen, wenn du schon nicht auf mich hören willst.«
    Sie kletterte zum Rand der Bodensenke hinauf. Matt folgte ihr, schloss zu ihr auf. Er berührte sie an der Schulter, aber sie tat, als merke sie es nicht. Stoisch ging sie weiter.
    »Aruula, du weißt doch, wie viel es mir bedeutet, diese Community zu finden - die Menschen, die dort leben. Weil…«
    Sie unterbrach ihn, ohne sich umzuwenden.
    »Das weiß ich. Aber ich hatte geglaubt, ich würde dir mehr bedeuten als alles andere. So wie du mir mehr bedeutest als mein Leben - das ich aufgegeben habe, um mit dir zu gehen.«
    Der Treffer saß, und er saß tief. In der Tat hatte Aruula den Nomadenstamm, mit dem sie umher gezogen war, verlassen, um sich Matt anzuschließen, der sich auf die Suche nach seinen Freunden gemacht hatte.
    »Aber…«, Matt wollte sich verfluchen für die Hilflosigkeit, die er in sich fühlte, »… du bist mir mehr wert als alles andere, Aruula! Das weißt du doch! Verdammt, das musst du doch wissen!«
    Wie konnte sie nur an der Aufrichtigkeit und Tiefe seiner Gefühle zweifeln? Schließlich war es ihr ein Leichtes, jeden seiner Gedanken und in seinem Innersten zu lesen wie in einem offenen Buch…?
    Aruula blieb stehen. Sah ihn an.
    »Genau das, Maddrax, habe ich nie getan. Deine Gefühle für mich habe ich nie angerührt - weil ich möchte, dass du sie mir aus freien Stücken zeigst und beweist.«
    Damit ging sie weiter und ließ Matt stehen. Buchstäblich wie einen begossenen Pudel im Regen.
    ***
    Der Sturm über Caalaj ließ nicht nach. Im Gegenteil verstärkte sich die Wucht, mit der die Natur auf die ohnedies geschundene Stadt einhieb, eher noch.
    Und Matthew Drax begrüßte diesen Umstand regelrecht. Denn im Bemühen, dem Sturm zu trotzen, musste er nicht darüber nachdenken, was zwischen Aruula und ihm vorgefallen war. Nicht allzu sehr jedenfalls…
    Es war ihr erster echter Streit gewesen. Und er hatte Matt, das musste er sich eingestehen, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
    Bisher hatte er alles, was Aruula für ihn tat und auf sich nahm, viel zu sehr als gegeben und fast selbstverständlich hingenommen.
    Mochte sie auch eine Barbarin sein und ein wüstes Leben geführt haben, so war sie doch in allererster Linie eines - eine Frau nämlich. Eine Frau mit eigenen Bedürfnissen und Sehnsüchten. Und von dem Mann, dem sie ihr Herz schenkte, erwartete sie die Erfüllung dieser Wünsche, und dass er ihre Gefühle respektierte. Matt verzog das Gesicht.
    Shit, er dachte ja doch über die ganze Sache nach…
    Er räumte ein, egoistisch gehandelt zu haben. Seine Ziele waren alles, was für ihn gezählt hatte. Und jeder Weg, sie zu erreichen, war ihm recht gewesen. Jede Unbill hatte er auf sich genommen; zuerst, um seine Kameraden zu finden, dann, um sich bis zur Kanalküste durchzuschlagen.
    Und Aruula hatte alles geduldig und ohne zu Murren mit ihm getragen. Er konnte ihr nicht genug dafür danken. Nur - wie sollte er ihr seine Dankbarkeit zeigen?
    Worte genügten sicherlich nicht, und der letzte Blumenladen hatte vor etwas mehr als fünfhundert Jahren für alle Zeit dichtgemacht…
    Zeit…
    Vielleicht war das die Antwort, dachte Matt. Er musste Aruula Zeit lassen, und auch sich selbst. Er musste ihr mit Kleinigkeiten zu verstehen geben, wie viel ihm an ihr lag, und diese Kleinigkeiten würden sich summieren und schließlich würde Aruula sehen, was sie ihm bedeutete.
    Sie war sein Anker in dieser Welt und Zeit. Der einzige Grund, aus dem er noch nicht am Schicksal verzweifelt war. So gesehen war Aruula das, was ihn am Leben hielt.
    Und Matt wusste, dass er ihr all das mit eben diesen Worten hätte sagen sollen. Aber keines davon kam ihm über die Lippen. Er trug sein Herz nicht auf der Zunge, er stellte seine Gefühle nicht zur Schau, und es war ihm seit jeher schwer gefallen, darüber zu reden - als Kind, als Junge, und als er schließlich ein Mann geworden und in die Dienste
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