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016 - 30 Meilen unter dem Meer

016 - 30 Meilen unter dem Meer

Titel: 016 - 30 Meilen unter dem Meer
Autoren: Timothy Stahl
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rührte sich etwas, das ihm gefährlich schien.
    Zwar lag die Vermutung nahe, dass diese bedauernswerten Menschen schon vor langem ihr Leben ausgehaucht hatten; immerhin waren sie skelettiert, und dieser Prozess brauchte einige Zeit. Aber Matt war während der Wochen und Monate, die er nun schon in dieser Welt zubrachte, auf Kreaturen gestoßen, die von ihren Opfern nur die Knochen übrig ließen.
    Er überwand seinen Ekel, ging in die Knie und nahm eines der Skelette näher in Augenschein. Halbwegs beruhigt steckte er die Waffe schließlich wieder zurück. Er war sicher kein Experte, was die Altersbestimmung von Knochen anging, aber er glaubte doch sagen zu können, dass diese Skelette schon seit einiger Zeit hier lagen, seit Jahren vermutlich. Klar, die Stürme, die in dieser Ecke des Kontinents an der Tagesordnung zu sein schienen, mochten ihren Teil beigetragen haben, dass die Überreste dieser Toten schneller verwittert waren als unter normalen Bedingungen, aber weiter kam Matt in seinen Überlegungen nicht. Aruula rief nach ihm.
    Erst dachte er, ihre Stimme sei wieder in seinen Gedanken erklungen.
    Dann, als er seinen Namen ein weiteres Mal vernahm, stellte er fest, dass sie ihn nicht telepathisch rief.
    »Maddrax!«
    So hatten ihn die Barbaren, die ihn nach seiner Bruchlandung in der Zukunft gefunden hatten, genannt, nachdem er mit schwerer Zunge seinen eigentlichen Namen hervorgebracht hatte.
    Matt erhob sich. »Wo bist du?«, rief er zurück.
    »Hier!«
    Eine schemenhafte Bewegung im Sturmdunkel. Matt hielt darauf zu.
    Aruula hatte noch mehr Glück gehabt als er. Sie war in einer flachen Senke gelandet, die der Regen in einen Tümpel verwandelt hatte. Das Wasser musste Aruulas Sturz gemildert haben. Der Regen wusch ihr den Schlamm aus der dunklen Mähne und von der nackten Haut.
    »Schau«, sagte sie jetzt und winkte Matt zu sich.
    Er rutschte zu ihr hin.
    Aruula kauerte neben einem weiteren Skelett, dessen Augenhöhlen sich mit Wasser gefüllt hatten. Das flackernde Licht der Blitze schuf bizarre Effekte auf den winzigen Seen. Tropfen liefen über das Knochengesicht. Wie Tränen…
    Matt fühlte sich unangenehm berührt von diesem Bild.
    Aber es war nicht der oder die Tote, was Aruula ihrem Freund zeigen wollte. Ihre Hand lag auf dem Brustbein des Skeletts, und auf Aruulas Handfläche wiederum ruhte, etwas, das an einer Kette um den knöchernen Hals hing.
    »Ein Kruzifix!« Matt vermochte sich nicht einmal selbst die Frage zu beantworten, ob er ein gläubiger Mensch war - oder zu seiner Zeit gewesen war… Aber der Anblick dieses knapp fingerlangen Kreuzes und der Jesusfigur daran rührte unleugbar etwas in ihm an.
    »Du weißt, was das ist?«, fragte Aruula verwundert.
    »Ja. Es ist ein Zeichen des Gottes, an den die Menschen meiner Zeit glaubten. Eine Art…«, er hob die Schultern, »… Glücksbringer.«
    Er wusste, dass der Vergleich hinkte.
    Aber erstens mangelte es ihm an einem besseren, und zweitens hatte er jetzt und hier wenig Lust, Aruula in die christliche Religion und Mythologie einzuweihen.
    »Es hat diesem Menschen kein Glück gebracht«, sagte Aruula. Ihr Blick ruhte unverwandt auf dem Skelett, in der Hand hielt sie noch immer das goldene, zweifellos sehr, sehr alte Kruzifix.
    »Nein, sieht nicht so aus«, stimmte Matt lahm zu.
    »Vielleicht ist es ein Zeichen deines Gottes«, überlegte Aruula und sah Matt an. »Weil du auf die Warnung unserer Götter nicht hören willst.« Damit meinte sie natürlich die Sturmgewalten um sie her.
    »Ein Zeichen? Aber wofür denn… um Gottes willen?« Matt versuchte zu grinsen, aber es misslang.
    »Dass wir uns von diesem Ort fern halten sollen. Dass unser Weg der falsche ist und im Verderben endet.«
    Matt stieß einen verächtlichen Ton aus und winkte ab. Dieser verdammte Aberglaube! »Unsinn!«, schnaubte er.
    »Es gibt nur diesen einen Weg! Oder willst du bei dem Wetter auf einem Schiff über den Kanal fahren? Wenn es dir nicht passt, dann…«
    Er verstummte. Die Worte, noch nicht einmal ganz ausgesprochen, taten ihm Leid, und er fühlte sich mit einem Mal hundsmiserabel.
    »Entschuldige, ich…«, setzte er an, doch Aruula schüttelte den Kopf, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Nein, entschuldige dich nicht für etwas, das du ehrlich meintest.«
    »Aber ich…«
    Wiederum beendete er nicht, was er hatte sagen wollen. Es hatte keinen Sinn, Aruula täuschen zu wollen. Sie wusste, wann jemand log - ganz gleich aus welchem Grund. Ihr telepathischer
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