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016 - 30 Meilen unter dem Meer

016 - 30 Meilen unter dem Meer

Titel: 016 - 30 Meilen unter dem Meer
Autoren: Timothy Stahl
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furchtbar es geendet hatte… so kurz vor dem Ziel.
    Manchmal wunderte er sich, dass er selbst noch am Leben war. Dass sie seiner noch nicht habhaft geworden waren. Zugegeben, er hatte sich gut verschanzt, sein kleines, aber feines Heim in eine Festung verwandelt, die nur schwer einzunehmen war. Sicherungen wie jenes Schott, das dem jüngsten Jäger zum Verhängnis geworden war, gab es zuhauf. Jeder Weg, der hierher führte, war dutzendfach gesichert.
    Aber die Gegner waren so zahlreich, dass sie allein diese gewaltige Zahl als Vorteil nutzen könnten - wenn sie nur wollten!
    War das der Grund? fragte er sich, beileibe nicht zum ersten Mal. Wollten sie ihn am Ende gar nicht? Verschmähten sie ihn?
    Einen Moment lang empfand er diese Idee ganz ernsthaft als Affront! Was gab es denn nicht zu mögen an ihm?
    Der Gedanke entglitt ihm. Wie so viele andere zuvor…
    Das Rütteln des Fasses nahm ab. Dann stand es still.
    Er ging hin, nahm den Deckel ab und holte den nun knöchernen Schädel heraus, streifte ein paar Käfer und Würmer ab, die noch darauf und darin umher krochen und schloss das Fass dann wieder.
    Den Kopf trug er auf beiden Händen vor sich her. Das zähnestarrende Maul grinste ihn an.
    »Ha!«, machte er. »Grins du nur, fünfmal Verfluchter! Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, das sag ich dir!«
    Er reihte den Schädel in seine Sammlung ein, die eine der Wände seines kleinen, aber feinen Heimes zierte. Drei oder vier Dutzend solcher Knochenhäupter prangten schon daran.
    Aber er wusste, dass für jeden Kopf, den er abgeschlagen hatte, drei, vier oder mehr neue der Ungeheuer die Dunkelheit dieser Unterwelt erblickten. Die elenden Biester vermehrten sich rasend schnell. Sie mussten es ärger miteinander treiben als selbst er es sich vorstellen konnte. Und ihn hatte man schließlich nicht von ungefähr den »Hengst von Arba« genannt, sein »Schweif« so mächtig wie der des Kristofluu…
    Wie beiläufig fasste er sich in den Schritt. Vielleicht war es an der Zeit, wieder einmal in süßen Erinnerungen zu schwelgen und…
    Aus den Augenwinkeln nahm er ein Flirren aus dem Zimmer nebenan wahr. Rasch befestigte er den Schädel an einer der leeren Vorrichtungen an der Wand, dann eilte er hinüber in den anderen Raum, den er den »Saal der tausend Augen« nannte.
    Die Wände waren mit Spiegelscherben bedeckt. Die Luft selbst schien grünlich und gelblich zu glimmen.
    Ein ausgeklügeltes System hatte er hier eingerichtet. In Ritzen, Spalten und Gängen hatte er Spiegel angebracht und durch das Pflanzen von Moosen und Pilzen für die rechte Beleuchtung gesorgt. So war es ihm möglich, weite Teile des Tunnels unter sich zu überblicken und zu sehen, was sich dort tat - und wer sich dort tummelte…
    Zwei Fremde.
    Ein Mann und eine Frau. Und was für eine Frau! Diese Brüste…! Sie erinnerte ihn, ein bisschen zumindest, an Samia.
    Das Ziehen in seinen Lenden wurde zum Pochen. Seine Hand wanderte wieder hinab. Dabei ließ er das Spiegelbild dieses herrlichen Weibes nicht aus den Augen…
    Zeit war zur Bedeutungslosigkeit ver- kommen.
    Matt Drax wusste nicht, wie lange sie schon durch den Tunnel stapften.
    Zwei, drei Stunden? Mochte sein. »Müde?«, fragte er Aruula.
    Die Barbarin schüttelte den Kopf. »Geht noch. Du?«
    »Ich bin okay.« Matt wies nach vorne, wo in einiger Entfernung die Oberfläche eines weiteren Tümpels schimmerte, der den Tunnel in ganzer Breite einnahm. »Aber wir könnten auf der anderen Seite eine kurze Rast einlegen und etwas essen.«
    Aruula nickte. »Wenn wir nicht vorher gefressen werden.«
    »Haha«, machte Matt. »So pessimistisch kenne ich dich gar nicht. Bist du immer noch sauer auf mich?«
    »Pessi-was?«
    Aruula zog die Stirn kraus. »Ich verstehe nicht…«
    Meistens sprachen sie Englisch miteinander. Aruula hatte sich als echtes Sprachtalent erwiesen, wobei ihr die telepathische Begabung zugute kam.
    Matt im Gegenzug wusste sich mittlerweile auch ganz gut im Idiom dieser Zeit zu verständigen; dabei handelte es sich nicht um eine völlig neue Sprache, sondern eine Verquickung der europäischen Dialekte mit phonetischen Abwandlungen.
    Manchmal allerdings musste Aruula passen; immer dann, wenn Matt englische Worte gebrauchte, die ihr nicht geläufig waren.
    Wie jetzt zum Beispiel.
    Matt umschrieb mit anderen Worten, was er gerade gesagt hatte. Seine Frage, ob sie ihm noch böse sei, überging Aruula geflissentlich.
    »Dieser Tunnel ist mir nicht geheuer«, meinte Aruula
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