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0157 - Wer mit Gedanken töten kann

0157 - Wer mit Gedanken töten kann

Titel: 0157 - Wer mit Gedanken töten kann
Autoren: Jason Dark
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sie konnte nicht begreifen, dass ein Mensch so roch.
    Dass sie es hier nicht mit einem Menschen zu tun hatte, darauf kam sie gar nicht.
    »Freust du dich nicht, Mutter?« fragte ihr Sohn, und seine Stimme troff vor Spott.
    Elaine Peters blinzelte. »Ich… ich habe nicht damit gerechnet, Jerry, dass du…«
    Er unterbrach sie mit einem scharfen Laut. »Ha, du hast gedacht, ich würde in der verdammten Anstalt verrecken, wie?«
    »Nein, Jerry, so…«
    »Halt den Mund, jetzt bin ich dran.« Er ging einen Schritt vor, stand leicht gebückt da, das düstere Licht warf Schatten über sein Gesicht, und die Augen leuchteten wie die eines Teufels. »Ich weiß genau, was du getan hast. Du wolltest mich loswerden, nur damit du in aller Ruhe mit deinem widerlichen Freund herumhuren kannst. Deshalb hast du auch Vater zum Wrack gemacht, aber dafür präsentiere ich dir jetzt die Rechnung. Dein Freund hat sie schon bekommen. Ich hoffe, du hast gesehen, wie er umkam. So wirst auch du enden!«
    Jedes Wort traf die Frau wie ein Hammerschlag. Sie zuckte zusammen und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Es war nicht so!« rief sie. »Es war anders, Jerry, bitte…«
    »Nein!«
    »Doch!« Ihre Stimme kippte fast über, so sehr schrie sie die Antwort. »Es war anders. Dein Vater taugte nichts.«
    »Im Bett, wie?« höhnte Jerry.
    »Auch so. Du weißt es nicht, du warst viel zu klein. Ich nehme die Schuld nicht auf mich, und du warst auch verdammt komisch, nicht so wie die anderen Kinder.«
    »Deshalb die Anstalt.«
    »Ja, zum Henker!«
    Da zuckte Jerry zusammen. Er stülpte seine Unterlippe vor und saugte zischend die Luft ein. Als er sprach, senkte er seine Stimme. »Jetzt endlich hast du es zugegeben und machst es mir dadurch leichter. Das wollte ich nur. Du bist nicht mehr meine Mutter. Ebenso wenig bin ich dein Sohn. Du bist eine Fremde!«
    Die Sätze schleuderte er seiner Mutter entgegen, wobei sich seine eigenen Züge verzerrten und zu einer regelrechten Fratze wurden. Er wollte endlich einen Schlußstrich ziehen und sich auch vielleicht für seine schreckliche Tat motivieren.
    Elaine Parker hörte die Worte zwar, ihr fehlte jedoch der Glaube. Das gab es doch nicht, dass ein Sohn seine leibliche Mutter tötete. Sicher, sie hatte von ähnlichen Fällen in Zeitungen gelesen, sie war auch unangenehm berührt gewesen, aber nie hätte sie gedacht, dass ihr so etwas passieren könnte. Dazu noch in Oakville, diesem idyllischen kleinen Ort.
    Und doch war es eine grausame Realität.
    Sie wollte etwas sagen, aber Worte drangen nicht über ihre Lippen. Sie hätte auch gar nicht die richtigen gefunden, denn das, was hier vorging, war so grauenhaft, dass ihr eigener Verstand sich einfach weigerte, es zu erfassen.
    Und die beiden anderen?
    Elaine sah sie an, doch die blickten gleichgültig ins Leere. Sie waren am Schicksal der Frau nicht interessiert.
    Das Monster erst recht nicht. Wie ein stummer Wächter stand es da und hatte eine Hand auf den Griff des Schwertes gelegt. Von diesem Mann konnte sie auch kein Erbarmen erwarten.
    Sie schaute sich um.
    Nein, keine Chance.
    »Nun, was denkst du?« fragte Jerry und kicherte dabei. »Hast du Angst, meine Liebe?«
    »Ja.«
    »Das ist gut, das ist sogar sehr gut.« Jerry nickte. »Auch ich habe früher Angst gehabt, aber um mich hat sich niemand gekümmert. Ich mußte mich verkriechen wenn ich Angst bekam, weil keiner da war oder da sein wollte.« Seine Augen veränderten sich, begannen zu flimmern, und aus den Pupillen wurden Platten.
    Elaine Parker spürte den starken Ansturm. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen und zerrissen zu werden. Sie riss den Mund auf und schnappte verzweifelt nach Luft.
    Ihr Sohn lachte.
    Es war ein kaltes, gemeines, teuflisches Gelächter, das er ausstieß. Er hatte jetzt die letzten Hemmungen fallenlassen und schaute zu, wie die Frau in die Knie brach.
    Doch plötzlich zuckte er zurück. Die Augen nahmen wieder den normalen blassen Farbton an.
    Irgendetwas hatte ihn gestört. Seine übersensiblen Sinne hatten dies sofort wahrgenommen. Im Augenblick vergaß er seine Mutter, die auf den Knien lag und dann nach vorn fiel, wobei sie schwer zu Boden stürzte. Sie fand einfach nicht mehr die Kraft, sich zu erheben und hörte die Stimmen wie durch einen Filter.
    »Da ist jemand.« Das war ihr Sohn, der da sprach.
    »Wo?« Jetzt meldete sich auch Fred Conrad. Er und sein Freund hatten lange Zeit nichts gesagt.
    »Ganz in der Nähe«, flüsterte Jerry. »Ich spüre es
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