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0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert

0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert

Titel: 0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert
Autoren: eiskalt serviert
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Ringellöckchen hervorlugten. Dazu hatte er einen schütteren Ziegenbart. Cohn stammte offensichtlich aus Polen und hatte sich anscheinend noch nicht akklimatisiert. Wahrscheinlich würde ihm das auch niemals gelingen. Seine Söhne dagegen, wenn er welche hatte, würden zweifellos waschechte Amerikaner und dazu Manager oder Bankdirektoren werden.
    Mr. Cohn sprach ein grauenhaftes Englisch, aber er verstand uns, und das war die Hauptsache. Als er hörte, um was es ging, holte er einen dicken Folianten aus dem Hinterzimmer und blätterte.
    Es dauerte eine ganze Zeitlang, und dann sagte er:
    »Aha, da haben wir’s; eine Smith & Wesson-Pistole, Kaliber 32, Nummer 374 569 von Annie Brown, 9te Straße 87, und am gleichen Tag verkauft an Dinah Miller, 110te Straße 129., Einkaufspreis 10 Dollar,Verkauf 17 Dollar.«
    Er sah uns stolz an, wie ein Schüler, der eine schwierige Rechenaufgabe gelöst hat.
    »Haben Sie Verkäufer und Käufer nach einem Ausweis gefragt?«, fragte ich.
    Er breitete beredt die Hände aus.
    »Wer will schon einem Mann aus Lemberg seinen Ausweis zeigen. Kein Amerikaner wird das tun.«
    »Sie wären aber verpflichtet gewesen, diesen zu verlangen.«
    Er zuckte nur die knochigen Schultern, als wolle er sagen, Ihr habt gut reden.
    »Wissen Sie wenigstens noch, wie die beiden aussahen?«
    »Wie soll ich? Das ist doch schon viele Monate her.«
    Da hatte er Recht. Klar war natürlich, dass Ava beim Verkauf einen falschen Namen angegeben hatte, ebenso die Käuferin. Was wollte überhaupt ein Mädchen oder eine Frau mit einer 32er Smith & Wesson? Auf welchem Weg sie dann in die Hände von gewerbsmäßigen Mördern gekommen war und wer die Nummer ausgefeilt hatte, würden wir wohl kaum jemals erfahren. Was mich störte, war die dilettantische Manier, in der diese Entfernung der Nummer versucht worden war.
    Ein Gangster hätte das gründlicher gemacht. Er hätte auch die zweite Nummer ausgefeilt.
    Wir bedankten uns und wollten schon gehen, als mir ein bildschönes, geschnitztes Schachspiel in die Augen viel. Ich fragte nach dem Preis und erfuhr, dass es fünfundzwanzig Dollar kosten sollte. Das ging bei weitem über meine Verhältnisse, und ich wollte mich schon mit einem wehmütigen Blick davon trennen, als der Geschäftsinhaber mich am rechten und Phil am linken Ärmel packte. Ehe ich mich versah, waren die beiden in einen geradezu männermordenden Streit verwickelt, aus dem ich entnehmen konnte, dass Mr. Moses behauptete, er könne keinen Cent nachgeben, ohne Konkurs zu machen.
    Das ging so eine halbe Stunde lang. Dann packte Moses Cohn jede einzelne Figur sorgfältig in Seidenpapier und verstaute sie in einen Pappkasten. Phil bezahlte zehn Dollar und fünfzig Cent. Dann schüttelten die Kontrahenten sich die Hände, und Moses Cohn bat uns, ihn bald wieder zu beehren.
    Inzwischen war es Essenszeit geworden. Phil wollte mich in einer gewöhnlichen Kneipe abfüttern, aber damit war ich nicht einverstanden. Wir tafelten im »Brittany«, am Broadway, und ich muss sagen, dass ich selten so gut gegessen habe. Mit gefülltem Magen und beruhigtem Gemüt hätte ich mich am liebsten in meine Bude zurückgezogen, um den vor einigen Stunden unterbrochenen Schlaf fortzusetzen. Aber ich hatte die Rechnung ohne meinen Freund gemacht.
    »Bellevue Hospital«, befahl Phil.
    Percy Bellerman war noch recht blass, aber durchaus auf Draht. Er erkannte mich sofort und behauptete auf meine Frage, es gehe ihm ausgezeichnet.
    »Nur schade, dass ich den rechten Arm nicht gebrauchen kann«, meinte er. »Ich hätte sonst dem kleinen Luder Diana das Genick gebrochen.«
    »Warum, was hat sie Ihnen denn getan?«
    »Was sie mir getan hat? Sie hat mich verrückt gemacht, sie hat mich abgekocht, und ihretwegen hätte ich um ein Haar dran glauben müssen… Was meinen Sie, was dieses Biest mir zum Dank dafür angetan hat?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Sie hat mich einfach sitzengelassen. Sie kam gestern Morgen hierher und spielte zuerst die Besorgte und Untröstliche. Nachdem sie dann gehört hatte, was los war, erklärte sie mir eiskalt, es sei doch wohl besser, wenn wir uns trennten. Sie jedenfalls hätte keine Lust, sich meinetwegen den Hals abschneiden zu lassen. Wenn ich wieder hier heraus bin, kann sie sich freuen.«
    »Das ist alles recht schön und gut, Mr. Bellerman, aber das sind Ihre Privatangelegenheiten. Was ich wissen will, ist der Name des Mannes, den Sie um Geld angegangen haben.«
    »Sie drücken sich sehr vorsichtig aus.
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