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0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert

0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert

Titel: 0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert
Autoren: eiskalt serviert
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schwer, und es roch nach Schweiß und nassen Kleidern. Ich hing an meinem Lederriemen und studierte die Reklame rundherum. Dabei dachte ich, ob Pete mich nicht zum Besten gehalten habe.
    Ich dachte aber noch viel mehr. Ava und Diana waren jetzt bei ihrem zweiten Auftritt. Ava hatte uns bestimmt angelogen und eine Menge verschwiegen, genau wie Bellerman. Wie war das nun eigentlich mit Diana?
    Jerry hatte damals den Eindruck von Ihr gehabt, dass sie nur durch die Macht der Umstände zu diesem scheußlichen Job im »Mon Chérie« gekommen war. Wie vertrug sich das aber mit der Tatsache, dass sie offenbar freiwillig dorthin zurückgekehrt war? War sie vielleicht gezwungen, unter Druck gesetzt worden? Möglich war alles.
    Der Zug ratterte, stoppte, fuhr an, ratterte und hielt wieder. Ich achtete kaum darauf. Als ich endlich einen Blick durch die Scheibe warf, sah ich wie die Station Chambers Street gerade vorbeiglitt. Ich fluchte leise und drückte mich durch die Menge durch zur Plattform. Ich hatte vergessen umzusteigen, um an die Haltestelle der South Ferry zu gelangen, der Fähre, die mich nach Staten Island hinüberbringen sollte. Jetzt musste ich unten in Wallstreet aussteigen und entweder auf den Retourzug warten oder die acht Blocks bis zur Fähre zu Fuß gehen. Um diese Zeit verkehren nicht viele Züge, und Taxis gibt es noch weniger in der City, wo um diese Nachstunden alles tot und leer ist.
    Der Zug hielt. Ich sprang heraus, ging durch das Drehkreuz und warf meine Karte in den Korb. Dann eilte ich die Treppe hoch. Ich kümmerte mich nicht darum, ob noch jemand ausstieg. Ich hatte es eilig.
    Als ich in Wallstreet ankam, hatte es aufgehört zu regnen. Die Nacht war dunkel. Zu beide Seiten ragten Wolkenkratzer in den Himmel. Dann sah ich den spitzen Turm der Trinity-Kirche und bog links in den Broadway ein. Dumpf klangen meine Schritte, und die Hochhäuser warfen das Echo zurück.
    Ungefähr an der Ecke Exchange Place geschah es. Hinter mir krachte es. Mein Hut flog mir vom Kopf, und ich rannte instinktiv los, um aus dem Schein der Laterne herauszukommen.
    Es knallte wieder, und noch einmal. Ein Querschläger sang, und jetzt hatte ich den Schutz eines Mauervorsprungs erreicht und warf mich zu Boden. Ich merkte noch, wie mein Schädel gegen die Wand schlug, und dann fühlte ich überhaupt nichts mehr…
    Es ist ein scheußliches Gefühl, wenn man aus einer Ohnmacht erwacht und sich im Kopf ein Mühlrad dreht. Ich fühlte die Kälte des nassen Pflasters, stützte mich gegen die Wand und kletterte auf die Beine. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich wieder vollkommen bei mir war und es fertigbrachte, nach der Uhr zu sehen. Aber diese war stehen geblieben. Ich zog viel zu spät meine Pistole und sah mich tun. Alles war leer und friedlich.
    Irgendjemand war mir gefolgt und hatte versucht, mich umzulegen, bevor ich die Fähre erreichte. Als ich mich warf, hatte er wohl gedacht, mich erwischt zu haben und war schnellstens verschwunden. Es musste mich jemand bereits von meiner Wohnung aus beschattet haben. Vielleicht war sogar der Telefonanruf eine Falle gewesen. Vielleicht hatte jemand Petes Stimme imitiert, und dann war dieser tot.
    Ich behielt die Pistole in der Hand und trabte los. Bis kurz vor der Fähre sah ich überhaupt niemand. Ich keuchte als ich ankam, aber gerade vor mir schlossen sich die großen Türen. Ich sah nach der elektrischen Uhr an der Mauer.
    Die Zeiger wiesen auf zwei Minuten nach zwei. Ein Beamter der Fährgesellschaft schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Sie ist gerade weg. Da hast du Pech gehabt. Bist du gefallen? Deine Stirn ist ja blutig.«
    Ich zog das Taschentuch heraus, tupfte die Beule über dem rechten Auge und fragte:
    »Wann geht die nächste?«
    »Um drei Uhr. Vor halb fünf verkehren wir nur jede Stunde.«
    Ich hatte also eine ganze Stunde verloren, und es war mehr als zweifelhaft, dass ich Ricky noch erwischte. Ich hätte ja die Polizeistation an den Kais beauftragen können, ihn hochzunehmen, aber dass war mir zu unsicher. Ich tat etwas ganz anderes. Ich rief die Station an und ersuchte darum, mich mit einem Wagen von der Fähre abzuholen. Das würde mir mindestens zehn Minuten einbringen und zehn Minuten konnten ausschlaggebend sein.
    Glücklicherweise machte der Sergeant keine Schwierigkeiten, sodass es keine endlosen Rückfragen bei unserer Zentrale gab. Um halb vier legten wir an. Der Streifenwagen wartete schon und brachte mich zu »Sailors Home«, aber das war bereits
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