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0152 - Größer als die Sonne

Titel: 0152 - Größer als die Sonne
Autoren: Unbekannt
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Stein an der Mauerkante weiter nach außen.
    Seine Rechte ließ das Seil los. Die Schlinge um das andere Handgelenk bewahrte ihn vor dem Absturz.
    Hatte er noch so viel Zeit, um mit seiner rechten Hand ebenfalls in eine Schlaufe zu fassen?
    „Der Stein kommt...!" Drei Männer schrieen es vom Boden her, mit entsetzter Stimme. Gebannt verfolgte Oberstleutnant Herzog das furchtbare Schauspiel.
    Der gewaltige Brocken stürzte in die Tiefe. Auf seiner Bahn befand sich Tyll Leyden.
    Was machte der Mann?
    Er stieß sich mit beiden Beinen kraftvolle zur rechten Seite hinüber. Weit wie ein Pendel schwang er aus. Auf drei Meter rauschte der Brocken an ihm vorbei, um dumpf am Fuß der Ringmauer aufzuschlagen.
    Im Zurückschwingen rutschte Leyden an der unregelmäßig gebauten Mauer entlang. Ecken hielten ihn auf, drehten ihn am Seil. Sein Gesicht, seine Hände, seine Knie schürften an der Mauer entlang.
    Du mußt den Schwung abfangen, sagte sich Leyden, während ihn die Schmerzen quälten.
    Er schafft es, dachte Thomas Herzog, der keinen Blick von ihm ließ. Woher hat dieser Mann die Kraft, und warum sehen seine Bewegungen immer so lahm aus, während er sich in Wirklichkeit schnell und sicher bewegt?
    Tyll Leyden bremste seinen Schwung ab. In zwei Schlaufen hängend, ruhte er sich aus, sammelte neue Kräfte. Er wußte, was von seinem Versuch abhing.
    Das Plastikseil machte ihm keine Sorge. Mit üblichen Mitteln konnte es nicht zerschnitten werden. Wahrscheinlich hatten die Impos schon versucht, es mit einer Axt oder Messern zu durchtrennen. Aber Sorgen bereiteten ihm die großen Gruppen der Belagerer, die sich inzwischen erneut zum Angriff sammelten.
    Aus seiner Höhe sah er mehr als seine Kameraden unten vor der Mauer. Er beobachtete auch, daß vom Schiff her ein konzentrierter Raketenbeschuß auf die anmarschierenden Gruppen eröffnet worden war. Aber der zusehends stärker auffrischende Wind hob die verheerende Wirkung des Gases auf.
    Noch war die Spitze der anrückenden Impos gut zwei Kilometer entfernt. Das bedeutete eine Frist von einer halben Stunde.
    Reichte die Spanne aus, dreihundert Mann auf die Mauer zu bringen?
    Der junge Wissenschaftler entwickelte Riesenkräfte. Er setzte seine Kletterei fort und wurde immer schneller.
    Noch einmal bekam Leyden Feuerschutz aus Gewehren, dann hatte er sein Ziel erreicht, mit blutendem Gesicht, mit blutigen Händen und aufgeschlagenen Knien.
    Nicht einmal eine Sekunde zum Verschnaufen bekam er. Er sah Impos heranstürmen. Er sah zum erstenmal deutlich ihre plumpen, grotesk aussehenden Gewehre. Hinter einer Mauerstrebe hockend warf er ihnen seine Tränengasbomben vor die Füße.
    Halb irre vor Angst und Panik jagten die Verteidiger der Stadt schreiend davon. Hinter ihnen her kam der Wind und trug ihnen das Gas nach.
     
    *
     
    Das Ersteigen der Mauer hatte die Terraner sechzehn Verwundete gekostet. Die sechzehn Verletzten waren im letzten Augenblick hinauf geschafft worden.
    Von der Mauerkrone aus sahen sie auf die Stadt hinunter, die sie als konturloses Trümmerfeld bei ihrer Landung vorgefunden hatten. Jetzt zeigte sie sich ihnen, wie sie vor achtunddreißigtausend Jahren ausgesehen hatte: bewohnt von Halbwilden und belagert von Halbwilden.
    Häßlich wirkte jedes Bauwerk, jedes Haus in der Stadt. Ein einheitlicher Baustil war nicht zu sehen.
    Und dann sahen sie die Bewohner, die zweibeinigen, dreiarmigen Kugelbauchwesen.
    Die Terraner auf der Mauer waren entdeckt worden. Die Impos hatten begriffen, was das hieß. Panikschreie gellten auf. Scheinbar ziellos rannte die Menschenmenge durch die winkligen Gassen tiefer in die Stadt.
    „Ich weiß nicht, was ich von dieser Kultur halten soll", sagte Herzog zu Gus Orff, der neben ihm stand und auf das Gewimmel herunterblickte. „Ich begreife Es immer weniger! Warum macht Es uns zum Schreckgespenst für diese Kreaturen, die bei ihrer Metergröße in uns doch Riesen sehen müssen? Das Fiktivwesen hat tatsächlich einen makabren Humor ..."
    Mitten in der Stadt wirbelte, vom Wind getragen, eine Staubwolke hoch. Fragend blickten sich Herzog und Orff an. Ein kleines Stück weiter links war jetzt Ähnliches zu sehen. Nun auch rechts, und von dort aus, wiederum ein Stück weiter, ebenfalls.
    Thomas Herzog äußerte seinen Verdacht. „Es sollte mich nicht wundern, wenn man dort hinten Hauser einreißt, um Barrikaden zu errichten!"
    Die mit Gas gefüllten Raketen traten wieder in Tätigkeit. Eine Signalrakete gab der Polturmbesatzung
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