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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir
Autoren: Der »Mongole« und wir
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Laden nicht besonders viel los. Ich entdeckte Tony Bellogg an seiner eigenen Bar. Er kippte gerade einen Whisky-Soda, an dem er sich ein wenig verschluckte, als ich ihm auf die Schulter schlug.
    »Hallo, Tony, alter Junge«, sagte ich strahlend. »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Ach, G-man«, knurrte er ohne jede Wiedersehensfreude. »Was willst du?«
    »Ein paar Stunden mit dir verplaudern, Tony.«
    »Stunden? Ich denke, was wir uns zu sagen haben, kann in Minuten abgemacht werden. Komm mit!«
    Er ging mir voran in sein Büro, platzierte sich hinter seinen Schreibtisch und fragte: »Also?«
    Ich blieb stehen. »Du irrst dich, Tony. Ich habe keine Fragen. Ich will wirklich nur ein paar Stunden mit dir plaudern. Nötigenfalls trinke ich auch einiges mit dir, und wenn es uns langweilig wird, können wir eine Runde pokern, obwohl ich mit meinem bescheidenen Gehalt nicht gegen dich aufkommen werde.«
    »Und wie lange willst du das treiben?«, erkundigte er sich.
    »Rund vierundzwanzig Stunden, vielleicht auch noch ein wenig länger. Macht es dir etwas aus, Tony? Wir haben ja neulich festgestellt, dass wir beide nicht viel Schlaf benötigen.«
    »Du willst mich verhaften?«
    Ich machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Wo denkst du hin, mein Freund? Zu solchen Notmaßnahmen würde ich nur greifen, wenn du mir die Gastfreundschaft verweigerst.«
    »Du hast keinen Grund, mich festzunehmen«, sagte er, und jetzt sprach er schon ziemlich laut. »Du hast dich an die Gesetze zu halten.«
    »Genau! Vierundzwanzig Stunden lang kann ich dich jedenfalls hochnehmen.«
    »Das stimmt nicht!«, schrie er. »Nur wenn du mich beim Begehen eines Verbrechens ertappst, dann…«
    Ich unterbrach ihn.
    »Es steht in meinem Ermessen, ob ich der Ansicht bin, dass ich dich beim Begehen eines Verbrechens erwischt habe. Wenn ich mich geirrt habe, bekomme ich von oben herunter eine mächtige Zigarre. Okay, in diesem Falle werde ich das Ding rauchen, auch wenn ich von der Liste der für eine Gehaltserhöhung vorgesehenen Beamten gestrichen werden sollte. Aber warum streiten wir uns über Rechtsfragen, Tony? Ich will dich gar nicht verhaften. Ich will ein paar Stunden mit dir verbringen. Das ist alles. - Los, hol schon die Whiskyflasche heraus!«
    Er sah mich eine Minute lang schweigend an. »Du ausgekochter Hund«, sagte er dann, beugte sich nach rechts und öffnete das Fach seines Schreibtisches, in dem er den Whisky verwahrte. Aber als seine Hand wieder über der Schreibtischplatte erschien, hielt er keine Flasche mit erfreulichem Alkohol, sondern eine höchst unerfreuliche Pistole.
    Er schoss ohne Warnung, aber ich hatte damit gerechnet, dass er eine Schweinerei begehen würde. Ich hechtete mit einem langen Satz hinter einem Sessel.
    Belloggs erste Kugel ging ins Leere, und die zweite, die er noch unterzubringen versuchte, schlug in den Sessel ein, als ich bereits dahinter lag. Rasch zog ich die Beine an, und damit befand ich mich in einer guten Deckung, denn der Sessel war breit und gut gepolstert.
    Erst jetzt kam mir zu Bewusstsein, dass Belloggs Pistole nur ein leises Plopp von sich gegeben hatte.
    Sie war also mit einem Schalldämpfer versehen, was wiederum bewies, dass der schöne Tony durchaus damit gerechnet hatte, jemanden in seinem Büro auf möglichst lautlose Weise erledigen zu müssen.
    Das war missglückt, und nun wurde die Tinte, in der er saß, endlich dick, und ich begann mich wohlzufühlen.
    »Pfui, Tony!«, rief ich hinter meinem Sessel hervor. »So begrüßt man keinen Gast. Bist du jetzt nicht auch der Meinung, dass ich einen ernsthaften Grund habe, dich festzunehmen?«
    Er antwortete nicht.
    Ich schob die Nase über den Sesselrand. Bellogg war verschwunden. Vermutlich war er hinter dem Schreibtisch in Deckung gegangen.
    »Verdammt leichtsinnig von dir, auf mich zu schießen«, sagte ich. »Wenn ich mit meiner Smith & Wesson zurückknalle, dann strömen sämtliche Gäste deines Clubs herein, denn ich habe keinen Schalldämpfer.«
    Wieder kam keine Antwort, aber plötzlich erlosch das Licht. Ich fuhr hoch. Ich wusste, dass der Lichtschalter an der Tür war, denn Bellogg hatte ihn betätigt, als wir den Raum betraten. Aber diesen Schalter konnte er unmöglich erreicht haben, ohne dass ich es gemerkt hätte. Wo mochte der zweite Schalter sein?
    Ich stand lautlos auf, und ich hielt den Atem an. Stille im Raum!
    Dann hörte ich ein winziges Geräusch, nicht lauter als das Knarren eines Schuhs.
    Ich duckte mich und tat zwei
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