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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen
Autoren: A.F. Morland
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erging es genauso, aber er ließ es sich nicht anmerken. Unter seiner Kopfhaut schienen Millionen Ameisen zu krabbeln.
    Die letzte Schraube quietschte aus dem Holz. Der Leichenbestatter legte den Schraubenzieher beiseite und sah Ireen und Billy gespannt an. Die beiden erkannten, daß er genauso aufgeregt war wie sie. Seine langen, sehnigen Finger tasteten den Deckel ab. Dann hielt auch er die Luft an.
    Mit einem schnellen Ruck öffnete er den schwarzen Sarg.
    Als Ireen den Leichnam sah, stieß sie einen grellen Entsetzensschrei aus und kreiselte bestürzt herum. Der Anblick war einfach zuviel für sie.
    Der Sarg war eine Luxusausführung, mit violettem Samt und blütenweißen Spitzen ausgeschlagen. Der Kopf des Leichnams ruhte auf einem weichen Kissen. Der Tote war höchstens achtundzwanzig Jahre alt. Sein Gesicht war lang und schmal, die Wangen leicht eingefallen, die Backenknochen hervortretend, der Mund lediglich eine gerade Linie. Sein dunkles, sehr kurz geschnittenes Haar war grob wie eine alte Sofafüllung. Seine Haut wirkte spröde.
    Mondy schlug ein Kreuz.
    »Verstehst du das, Anharad?« fragte Billy fassungslos. Es war ihm, als hätte ihm jemand mit einer Keule auf den Kopf geschlagen. Er war völlig benommen.
    Der Tote war ihm nicht fremd. Auch Mondy kannte ihn.
    Er war einer von den sieben Freunden, die sich in Roy Krupas Leuchtturm treffen wollten.
    Der Tote war Carl Ellis, der Vizepräsident einer großen Londoner Versicherungsgesellschaft. Carl Ellis, das Muttersöhnchen. Carl Ellis, der Mann mit den besten Beziehungen.
    »Wie kommt er hierher?« fragte Billy verstört.
    Mondy zuckte überfragt die Achseln.
    »Ich woiß es nicht, Billy. Der arme Junge, er kam nicht mal bis zum Leuchtturm.«
    »Daß es ausgerechnet ihn erwischen mußte…«
    »Er war immer der Schwächste«, sagte der Leichenbestatter gedämpft. »Er war ein Unglücksrabe.«
    »Und er ist dieser Unglücksrabe geblieben.«
    Anharad streckte die Hand nach dem Toten aus.
    »Faß ihn nicht an, Anharad!« riet ihm Billy.
    »Ich habe keine Angst vor Toten. Ich will wissen, woran er gestorben ist.«
    Mondys Finger berührten die Leiche. »Kalt und hart wie ein Eisblock«, stellte er fest. »Das ist kein gewöhnlicher Leichnam.«
    »Jetzt mach aber ’nen Punkt, Anharad!«
    »Hör mal, ich habe täglich mit Leichen zu tun…«
    Ein seltsames Knirschen erschreckte die Männer. Ireen fuhr mit einem spitzen Schrei herum. Mondy zuckte verwirrt vom Sarg zurück. Vor ihren Augen begann sich der Leichnam zu regen. Er richtete sich im Sarg ganz langsam auf, öffnete die Augen und starrte sie mit einem unheimlichen Blick an.
    »Das gibt’s doch nicht!« preßte Hawks fassungslos hervor. »Das darf nicht wahr sein!«
    Ellis’ fahles Gesicht wurde aschgrau. Und ebenso grau wurde der schwarze Eichensarg. Der Leichnam öffnete den Mund, stieß ein schauderhaftes Gelächter aus. Die drei Menschen starrten sich betroffen an. Aus diesem Männermund drang das Gelächter einer Frau. Das von Hannah Salem. Billy Green Hawks erkannte es sofort wieder. Dieses Lachen jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Der aschgraue Leichnam saß aufrecht im Sarg und lachte, daß man davon verrückt werden konnte. Da verlor der Fernsehautor die Nerven.
    »Schweig!« brüllte er wütend. »Schweig!«
    Aber Hannah Salem lachte weiter durch den Mund des Toten.
    Da ballte Hawks die Rechte zur Faust und drosch sie dem Leichnam ans Kinn.
    Carl Ellis wurde von der Wucht des Schlages zurückgerissen. Er knallte in den Sarg. Die Bretter barsten. Und im selben Augenblick zerfielen Sarg und Leichnam zu Staub.
    Ein Windstoß wirbelte den Staub fort und blies ihn in den Wald hinein.
    Anharad Mondy richtete sich auf, starrte Hawks fassungslos an und sagte mit brüchiger Stimme: »Verdammt, Billy, sie spielt mit uns ein grauenvolles Spiel!« Hinter den Männern sank Ireen Tool ohnmächtig in sich zusammen.
    ***
    Roy Krupa hatte sich in den zehn Jahren kein bißchen verändert. Professor Zamorra fand, daß Roy immer noch haargenau so aussah wie früher. Krupa war ein großer, breitschultriger Mann mit dichtem, lockig braunem Haar. Sein Gesicht hatte trotz der kräftigen scharfen Züge einen glatten Teint und kaum Falten. Seine Augen waren groß und blau, und obwohl Roy etwas schwer wirkte, erweckte er doch den Eindruck kraftvoller Vitalität.
    Er hatte Nicole Duval, Professor Zamorra und Gene Sims vor dem Leuchtturm empfangen. Der Mann aus dem Dorf hatte sich beeilt, mit seinem Boot so
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