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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen
Autoren: A.F. Morland
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nach wenigen Minuten zurück.
    »Wo soll ich den Heber ansetzen?« fragte sie.
    »Irgendwo.«
    Ireen stellte sich schrecklich ungeschickt an. Sie versuchte, den Stamm hier und da zu heben, aber es gelang ihr nicht. Entweder sank der Wagenheber ein, oder er glitt am Stamm ratschend ab.
    »Verdammt noch mal, hol mich endlich hier raus!« brüllte Billy Green Hawks, der ihrem Treiben gereizt zusah.
    »Tut mir leid, Billy.«
    »Was heißt, es tut mir leid? Willst du aufgeben? Du hast es doch erst zweimal versucht.«
    »Ich könnte es zwanzigmal versuchen, es käme nichts dabei heraus. Ich bin eben eine technische Niete, Billy.«
    »Verflucht, du bist nicht nur eine technische Niete, Ireen…«
    »Noch so ein Wort, und ich laufe einfach weg, Billy!« schrie das Mädchen.
    »Verzeih, Ireen. Du mußt verstehen, ich leide hier drunter Höllenqualen. Bitte versuch’s noch mal! Bitte!«
    Das Mädchen setzte den Wagenheber noch einmal achselzuckend an. Der Versuch war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ireen gab sich nicht die Mühe zu überlegen, wie sie es hätte machen können. Billy gab ihr mit heiserer Stimme Ratschläge, die sie nur mangelhaft befolgte. Sie fragte ihn, was das für ein Spuk gewesen war.
    »Das war Hannah Salem!« knirschte Billy. »Sie hat uns eine kleine Kostprobe von ihrem verdammten Können gegeben. Vom Reifenplatzer angefangen bis zu diesem umgestürzten Baum war alles ihr Werk.«
    »Wenn ich dich hier rausgeholt habe, fahren wir dann nach London zurück, Billy?«
    »Und die Einladung von Roy Krupa?«
    »Die kann uns doch jetzt nicht mehr interessieren, Billy.«
    »Wenn wir beim Leuchtturm sind, werden wir neun Personen sein, Ireen. Da wird uns Hannah Salem nichts anhaben können. Ich habe das Gefühl, sie will uns bloß davon abschrecken, ins Dorf weiterzufahren. Aber genau das werden wir tun - ihr zum Trotz. Wir dürfen uns von ihr nicht unterkriegen lassen, verstehst du? Nur wer Angst vor ihr hat, der ist verloren. Jeden anderen muß sie wohl oder übel in Ruhe lassen. Nun komm, Baby, versuch’s noch mal! Vielleicht schaffst du es doch noch.«
    Ein Brummen.
    »Billy!« rief Ireen Tool verwirrt aus. »Was ist das, Billy? Kommt Hannah Salem zurück?«
    Er lauschte kurz.
    »Ein Wagen!« brüllte er dann. Seine Stimme überschlug sich vor Freude. »Da kommt ein Wagen, Ireen! Lauf zur Straße zurück! Lauf, Mädchen! Lauf, so schnell du kannst! Du darfst den Wagen nicht verpassen! Halt ihn auf! Bitte den Fahrer um Hilfe. Nun lauf endlich. Lauf! Lauf! Lauf!«
    Ireen ließ den Wagenheber fallen. Mit federnden Sprüngen rannte sie zur Straße zurück. Das Brummen wurde lauter. Ireen lief, was ihre Beine hergaben.
    Zweige klatschten ihr ins Gesicht. Sie beachtete den stechenden Schmerz nicht, lief mit aller Kraft, die in ihr steckte. Die Aufregung ließ ihr Herz wild pochend schlagen.
    Sie erreichte die Straße.
    Und dort kam der Wagen.
    Sie glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können. Was für ein Fahrzeug! Ireen wurde kalkweiß. Ein schwarzer Leichenwagen kam auf sie zugerast. Ging der Spuk nun doch weiter?
    Beinahe wäre Ireen Tool von der Straße heruntergesprungen, um sofort wieder in den Wald zu fliehen. Aber dann machte sie den Fahrer des Wagens winkend auf sich aufmerksam. Sie stand so auf der Straße, daß das Gefährt nicht an ihr vorbei konnte. Aber sie war bereit, mit einem schnellen Sprung die Fahrbahn freizugeben, falls der Fahrer nicht rechtzeitig bremste.
    Das schwarze Fahrzeug wurde merklich langsamer. Ireen hörte zu winken auf. Sie blickte an sich herunter. Das Dekolleté war ein Stück tiefer aufgerissen. Ihre Brüste drängten ins Freie. Sie änderte nichts am Sitz ihres Kleides, denn je gewagter ihr Ausschnitt war, desto eher würde ihr der Mann im Leichenwagen behilflich sein. Wenn Ireen auch nicht sehr viel in ihrem hübschen Kopf hatte, wie sie auf Männer wirkte, das wußte sie.
    Der schwarze Wagen hielt.
    Dem Mädchen strich etwas eiskalt über den Nacken, als es das Gesicht des Fahrers sah. Er war ungemein häßlich. Sein rasierter Schädel, seine knöchernen Schläfen und seine lange Nase glänzten wie gelblicher Marmor. Seine kleinen Augen glitzerten kalt wie Eiswürfel. Er grinste. Irgendwie hatte Ireen Tool den Eindruck, als gehörte dieser Mann nicht ans Steuer des Leichenwagens, sondern hinten hinein in einen Sarg.
    Quietschend öffnete sich die Wagentür. Durch das Glas der Windschutzscheibe hatte der Mann nur halb so häßlich ausgesehen, wie er wirklich war. Er
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