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014 - Draculas Höllenfahrt

014 - Draculas Höllenfahrt

Titel: 014 - Draculas Höllenfahrt
Autoren: Larry Brent
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dienen konnte,
näher brachte.
    Zitternd preßte sie sich an die
Wand und wagte nicht, in die Tiefe zu blicken. Der Regen klatschte auf ihren
Körper. Lilian achtete nicht darauf. Nur ein einziger Gedanke erfüllte sie: von
hier weg! Die Dinge hatten von einem Moment zum anderen eine Wende genommen,
die sie nicht erwartete.
    Ihre rechte Hand griff nach dem
schwarzen Ast. Fest umklammerten ihre Finger das Holz. Dann ließ sie sich
einfach los. Ihr Körper sackte in die Tiefe. Es schien, als würden Lilians
Hände abrutschen, doch die Kraftreserven der jungen Schauspielerin waren
beachtenswert.
    Sie fing sich. Ihre Füße berührten
eine armdicke Astgabel, und Lilian fand sofort festen Halt.
    Sie achtete nicht darauf, daß ihre
Hände wie Feuer brannten.
    Rasch kletterte sie nach unten
weiter. Ihr Atem ging stoßweise. Die nassen langen Haare hingen wirr in ihrem
Gesicht. Ihr Aufzug, ihr Verhalten gaben ihr etwas Irres, Verlorenes,
Unheimliches.
    Einen Meter über dem Boden ließ sie
sich einfach in die Tiefe fallen. Sie verknackste sich ein wenig den Fuß. Als
würde eine glühende Nadel durch ihre Gelenke geschoben, verzog Lilian
schmerzhaft das Gesicht.
    Der Verfolger war an der
Balkonbrüstung. Das Licht aus dem Zimmer Ediths warf den überdimensionalen
Schatten des Unheimlichen über den Balkon hinab auf den regennassen,
aufgeweichten Boden.
    Lilian rannte in diesen Schatten
hinein. Sie achtete nicht auf den bohrenden, unerträglichen Schmerz.
    Der dunkle Punkt wurde zum
geheimnisvollen Irrgarten. Sie wußte im ersten Augenblick nicht, wohin sie sich
wenden sollte. Dunkelheit und Regen hüllten sie ein. Wie ein gespenstischer
Schemen huschte sie zwischen den Bäumen hindurch. Herabhängende Äste und Zweige
streiften sie, klatschten in ihr Gesicht und rissen die dünne, lächerliche
Kleidung auf, die sie trug. Rote Streifen zeigten sich auf ihrer samtenen Haut,
das Blut drang durch das hauchdünne Gewebe.
    Lilian Bowman rannte um ihr Leben.
    Ihre nackten Füße versanken in dem
aufgeweichten Boden, und der Schlamm bedeckte fingerdick ihre Fußzehen und Gelenke.
Sie durchquerte den Park und blickte sich nicht ein einziges Mal um.
    Lilian hoffte, die Mauer und das
Tor zu erreichen. Sie mußte schnell sein und ihren Vorsprung ausbauen. Die
Tatsache, daß sie in ihrer Jugend sehr viel Sport getrieben hatte und bis vor
wenigen Monaten noch aktiv gewesen war, kam ihr nun zugute. Ihr Körper streckte
sich. Sie lief gleichmäßig und ruhig wie ein Pferd, das sich konsequent seinem
Ziel nähert.
    Dunkel und wuchtig tauchte die
schwarze, drei Meter hohe Mauer vor ihr auf, die das gesamte Anwesen der
Anstalt von Dr. Aston umgab.
    Lilian Bowman änderte die Richtung
und lief nach links weiter.
    Das riesige Gittertor! Schwere
Eisenstangen, geschwungen, zu phantastischen Ornamenten und Schnörkeln
verarbeitet, stiegen wie geheimnisvolle Stalagmiten aus dem Boden vor ihr
empor.
    Das Tor war abgeschlossen. Mit dem
Einbruch der Dunkelheit sorgte der Hausmeister dafür. Aber hier am Tor gab es
auch eine Möglichkeit, darüber zu klettern, wenn man so geschickt und gelenkig
war wie Lilian Bowman.
    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel erfolgte ihr Sturz. Lilian
strauchelte. Der aus dem Boden ragende Wurzelstrunk wurde ihr zum Verhängnis.
Zehn Meter vor dem Tor fiel sie der Länge nach hin. Der weiche, mit Regen
gesättigte Boden gab unter ihr nach. Schlamm spritzte in die Höhe und bedeckte
ihren Körper mit großen, dunklen schmierigen Flecken.
    Sekundenlang war das Mädchen wie
benommen. Alles vor ihr kreiste. Sie vernahm dumpfe Schritte, die rasch näher
kamen. Der Boden, zum Schwamm geworden, schmatzte unter den Tritten des
unheimlichen Vampirs, der die Verfolgung nicht aufgegeben und ihre Spur nicht
verloren hatte. Das war kein Wunder. In ihrer weißen Kleidung leuchtete sie wie
ein Gespenst in der Dunkelheit.
    Lilian Bowman raffte sich auf, kam
taumelnd auf die Beine und torkelte mehr nach vorn, als daß sie ging.
    Mit zitternden Händen griff sie
nach den eiskalten Stangen. Ihre Hände wurden braun von dem Rost, der sich
unter dem Regen löste.
    Ohne auch nur einen Blick
zurückzuwerfen, begann sie mechanisch das Tor hochzuklettern. Es war nicht so
einfach, wie sie es sich gedacht hatte, aber sie schaffte es. Ihre
nachlassenden Kräfte machten sich bemerkbar. Trotz der Kälte fühlte sich ihr
Körper heiß an, und unter die Regentropfen, die über ihre Stirn liefen, mischten
sich große Schweißperlen.
    Ihre Lungen keuchten.
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