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014 - Draculas Höllenfahrt

014 - Draculas Höllenfahrt

Titel: 014 - Draculas Höllenfahrt
Autoren: Larry Brent
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Lilian
erreichte die Spitze des Tores und blieb hängen. Negligé und Nachthemd rissen
an der Seite auf. Ein großer Stoffetzen blieb an der scharfkantigen, rostigen
Spitze hängen, während die junge Schauspielerin bereits auf der anderen Seite
des Tores mit dem Abstieg begann. Die Schwäche in ihren Gliedern machte ihr zu
schaffen. Kein Blut mehr, sondern Blei schien durch ihre Adern zu fließen. Ihre
Muskeln waren nicht mehr geschmeidig.
    Sie rutschte ab und fing sich
wieder. Alles kam ihr vor wie ein Traum, aber mit jeder Faser ihres Körpers
begriff sie, daß dieser Alpdruck, der nicht von ihr wich, furchtbare
Wirklichkeit war.
    Wie aus dem Boden gewachsen,
tauchte der unheimliche Mann hinter dem Tor auf.
    Lilian Bowmans Augen weiteten sich.
    Sie sah das bleiche, ovale Gesicht
vor sich. Die langen Eckzähne des Vampirs schimmerten im Dunkel. Gierig
streckte der Unheimliche seine Rechte durch die Eisenstäbe.
    Die kalten Finger griffen zu. Wie
eine Zange legte sich die knochige Hand um ihr linkes Fußgelenk.
    Alles Leben wich aus Lilians
Körper.
    Sie schrie markerschütternd und
gellend, daß es schaurig durch die Nacht hallte.
     
    ●
     
    Ihr linkes Bein befand sich im
Zugriff des Vampirs, das rechte konnte sie frei bewegen. Und sie setzte es ein,
mit einer Wucht, die nur übergroße Verzweiflung und Todesangst hervorzubringen
vermochten.
    Blitzschnell zog sie das freie Bein
an und schnellte es nach vorn. Der Fußtritt wirkte wie ein Dampfhammer und
knallte genau in das totenbleiche Gesicht des Fremden. Das Vampirgebiß
knirschte, und ein langer Blutfaden lief aus dem gebrochenen Nasenbein.
    Ein tierischer Aufschrei kam über
die bleichen Lippen. Der Griff lockerte sich. Geistesgegenwärtig suchte Lilian
Bowman sofort Halt auf einer tieferen Sprosse und sprang dann ab.
    Sie sah den Vampir noch
zurücktaumeln und beobachtete, wie er beide Hände vor das Gesicht schlug. Das
schmerzhafte Jaulen hörte sich an, als hätte man einem Hund auf den Schwanz
getreten.
    Das Mädchen rannte weiter. Quer über
die nächtliche Straße. Vollkommene Dunkelheit, Stille weit und breit … kein
Auto. Schon am Tage waren sie hier selten. In diese abgelegene Gegend, in der
Dr. Astons privates Sanatorium lag, kam kaum jemand.
    Auf der anderen Seite der Straße
lag ein dichtes Wäldchen.
    Lilian Bowman bog sofort links ab.
Sie rannte Richtung Dorf. Nur drei Meilen von hier entfernt standen ein paar
Häuser und eine Farm. Dort durfte sie Schutz und Hilfe erwarten.
    Sie lief nicht tief in den Wald
hinein. Dicht am Straßengraben bewegte sie sich entlang, um so schnell wie
möglich auf die Straße zu kommen, falls die Lage es erforderte.
    Sie hatte den Vampir abgehängt.
Offenbar hatte der Verfolger nun doch ihre Spur verloren – oder er hatte es
vorgezogen, aufzugeben.
    Lilian Bowman taumelte mehr, als
daß sie ging. Es war vergebliches Bemühen, schneller zu laufen. Sie war nicht
dazu in der Lage und schleppte ihren Körper dahin wie eine Zentnerlast.
Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen und entfernte sich Meter für
Meter von dem dunklen Anstaltsgebäude. Sie hatte gehofft, dort Hilfe zu finden.
Aber sie hatte nur das Grauen kennengelernt.
    Ihr Leiden hatte sich
verschlimmert.
    Die Angst überfiel sie, als sie
daran dachte, wie ihre Freunde und Bekannten den Vorfall aufnehmen würden.
    Sie wischte über ihr Gesicht und
torkelte weiter.
    Wie unter einem Peitschenschlag
zuckte sie zusammen, als sie plötzlich einen hellen Lichtschein wahrnahm.
    Ein Auto! Auf der abgelegenen,
nächtlichen Straße?
    Es kam ihr entgegen.
    Lilian Bowman reagierte trotz ihrer
Schwäche und Abgeschlagenheit ungewöhnlich schnell.
    Sie rannte durch den Graben. Auf
allen vieren kroch sie auf der anderen Seite in die Höhe und sprang in das
Scheinwerferlicht des sich nähernden Wagens.
    Sie schämte sich nicht darüber, daß
sie in dieser bitterkalten Nacht praktisch nackt herumlief. Sie hatte nur eine
Hoffnung –, daß sich in dem Wagen jemand befand, der ihr half.
    Mit geschlossenen Augen, weil das
Licht sie blendete, rannte sie auf das Auto zu, beide Arme in die Luft gestreckt,
mit den Handflächen nach außen.
    »Bleiben Sie stehen! Bitte bleiben
Sie stehen!« wollte sie rufen. Aber es wurde nur ein gestammeltes Murmeln, das
kaum hörbar über ihre Lippen kam.
     
    ●
     
    Sheriff Smith riß die Augen auf,
als begegne ihm ein Geist.
    Sein rechter Fuß trat auf die
Bremse. Der Buick wurde langsamer und stand wenig später. Keine zehn
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