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014 - Der Tod über Paris

014 - Der Tod über Paris

Titel: 014 - Der Tod über Paris
Autoren: Michael J. Parrish
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konnte.
    »Der Avtar!«, entfuhr es Felia heiser. Einen Augenblick lang standen die beiden Geschwister wie gelähmt vor Entsetzen. Dann ließ Pran den Sack mit der Tofane fallen - und sie begannen beide um ihr Leben zu rennen.
    »Lauf, Felia«, schrie Pran seiner Schwester zu. »lauf so schnell du kannst…!«
    Das Rauschen in der Luft verstärkte sich, Wind kam auf. Ein dunkler Schatten senkte sich aus dem Nebel herab, der verschwommen und nur undeutlich zu erkennen, aber von riesenhafter Größe war.
    Gehetzt blickten Felia und Pran zurück, begannen vor Todesangst zu schreien. Sie rannten, so schnell sie konnten, doch ihre Beine schienen ihnen nicht gehorchen zu wollen. Mit quälender Langsamkeit kamen sie voran, während das Rauschen lauter wurde und der gewaltige Schatten immer näher kam.
    Felia schloss die Augen und lief weiter, ebenso wie ihr Bruder, der sich immer wieder gehetzt umblickte. Plötzlich stolperte Pran über einen abgestorbenen Wurzelstock und fiel der Länge nach hin.
    »Ahhh!«
    Felia hörte den Schrei ihres Bruders, wollte umkehren, um ihm zu helfen.
    »Nein!«, brüllte er. »Lauf weiter, Felia, hörst du? Kümmere dich nicht um mich, lauf weiter…!«
    Einen Herzschlag lang überlegte die junge Frau, was sie tun sollte - als aus den Schwaden des dichten Nebels plötzlich das Grauen hervor brach.
    Ein grässlicher Schrei erfüllte die kühle Luft, so laut und durchdringend, dass alles dagegen zu verstummen schien. Im nächsten Moment erschien ein gewaltiger aufgerissener Schnabel, dahinter ein Schlund, so tief und gähnend wie der Abgrund der Hölle.
    »Lauf, Felia!«, rief Pran seiner Schwester noch zu - dann hatte ihn der Schnabel auch schon gepackt, riss ihn empor in die Luft.
    Pran schrie aus Leibeskräften, während er davon getragen wurde und im Nebel verschwand. Dann plötzlich riss sein Schrei ab und ein entsetzliches Knirschen erklang. In einiger Entfernung sah Felia etwas Rotes zu Boden regnen…
    Die junge Frau verfiel in panisches Geschrei. Entsetzen, Zorn und Trauer packten sie - und gleichzeitig der unwiderstehliche Drang zu überleben. Für Pran konnte sie nichts mehr tun - aber sie konnte versuchen, selbst am Leben zu bleiben…
    Gehetzt blickte sie sich nach einer Möglichkeit um, sich vor dem Avtar zu verstecken. Sie sah einige kahle Büsche und Sträucher, einen umgestürzten Baum - vielleicht gab es dort für sie Schutz…
    Wieder begann die junge Frau zu laufen. Der mächtige Flügelschlag des Avtar war verstummt, ebenso sein schreckliches Kreischen. Wo war er? Vielleicht beobachtete er sie schon, senkte sich in diesem Augenblick auf sie herab, um sie mit seinen scharfen Klauen zu packen und mit seinem gewaltigen Schnabel zu zerfetzen…
    Felia kämpfte die Panik nieder, die in ihr aufkommen wollte. Sie musste versuchen am Leben zu bleiben, das war sie Pran schuldig.
    Plötzlich erklang wieder das dunkle Rauschen. Der Avtar kam, um sie zu holen…!
    Der Pulsschlag der jungen Frau raste. Hastig blickte sie sich nach einem Versteck um, nach einem Ort, wo sie vor den Krallen und dem mörderischen Schnabel des Avtar sicher war.
    Sich einfach hinter einem Busch zu verstecken, wäre sinnlos gewesen - der Avtar hätte ihn ausgerissen und kurzerhand beides verschlungen.
    Plötzlich gewahrte Felia ein Erdloch von knapp einer Elle (Elle: Unterarmknochen; alte Maßeinheit: 1 Elle = ca. 50 cm) Durchmesser - der verlassene Bau eines Geruls! Mit etwas Glück…
    ***
    Hals über Kopf stürzte sie auf die Öffnung zu. Sie konnte hören, wie die gewaltigen Schwingen des Avtar die Morgenluft peitschten, vernahm wieder sein schreckliches Geschrei. Der Nebel teilte sich und die Umrisse des riesenhaften Tieres wurden sichtbar, das dicht über dem Boden flog und mit glühenden Augen nach seiner Beute spähte. Schon hatte es Felia ausgemacht. Ein weiterer Schlag seiner gewaltigen Flügel trieb es noch schneller voran. Schon streckte es seine Klauen aus. Sein Schnabel öffnete sich, um die junge Frau zu packen und zu verschlingen - die in diesem Moment das Erdloch erreichte.
    Ohne Zögern sprang Felia hinein - und entging nur knapp dem Schnabel, der mit mörderischen Wucht über sie hinweg pflügte und ins Leere schnappte.
    Durch den Eingang des Gerulbaus rutschte Felia in die Tiefe. Schon nach wenigen Metern jedoch musste sie feststellen, dass der Gang verschüttet war - es ging nicht mehr weiter. Unfähig, in dem engen Gang zu wenden, presste Felia ihr Kinn auf die Brust und schaute durch den
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