Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0137 - Luzifers Ende

0137 - Luzifers Ende

Titel: 0137 - Luzifers Ende
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Luzifer nennen, war sein Bruder«, versetzte Zamorra.
    Der Wirt seufzte auf. »Unfaßbar«, murmelte er.
    »Wie gesagt, das Ungeheuer wird sich ins Wasser zurückziehen«, griff Zamorra den Faden wieder auf. »Wir müssen es angreifen, solange es sich nicht wieder vollständig erholt hat. Wir brauchen ein schnelles Boot und ein paar Bomben.«
    »Die Marine«, murmelte Loeiz LeBreuic. »Ein schnelles Küstenwachboot…«
    Zamorra schüttelte nur den Kopf.
    »Was meinen Sie, was die Marine uns erzählt, wenn wir Zivilisten ankommen und ein Boot verlangen, um ein wenig auf Quallenjagd zu gehen. Selbst wenn man es uns glauben würde, daß es Riesenquallen mit Krakenarmen und Haifischmäulern gibt, die eine Größe von fast zwanzig mal zwanzig Metern erreichen… man würde uns trotzdem auslachen. Nein, Monsieur, das müssen wir irgendwie so abmachen. Und das so schnell wie möglich.«
    LeBreuic schob das Kinn vor. »Mhm… in Quiberon wohnt ein Bekannter von mir, der eine Yacht besitzt. Sie ist sogar hochseetüchtig. Aber ob er zur Zeit im Lande ist… Er ist Politiker und die meiste Zeit in Paris.«
    »Bitte, Loeiz…« sagte Zamorra und nannte ihn damit zum erstenmal beim Vornamen. »Versuchen Sie es!«
    LeBreuic nickte bedächtig. »Ich werde versuchen, ihn zu erreichen und zu beschwatzen. Aber garantieren kann ich es Ihnen nicht. Nur über die Bömbchen ließe sich reden, ich habe da so meine Verbindungen…«
    »Huch«, murmelte Bill, als LeBreuic die Gaststube verlassen hatte. »Er hat so seine Verbindungen… bestimmt zu den Anarchisten, denn wer sonst sollte in diesem Land über Bomben verfügen?«
    »Die Freiheitskämpfer… die FLB… ja, das könnte sein«, überlegte Zamorra halblaut. »Nun, dann können die Herrschaften mal auf eine andere Weise für die Befreiung der Bretagne tätig werden. Eine Befreiung von diesem Ungeheuer…«
    Aber dann reichte es bei ihnen doch zu nichts mehr. In der Gaststube schliefen sie auf den Stühlen ein. Und am nächsten Morgen fragte Zamorra sich ernsthaft, wozu sie eigentlich die teuren Zimmer gemietet hatten.
    Es ging ja auch so…
    ***
    Loeiz LeBreuic erwies ich als Zauberer, der seinem Freund Yann in nichts nachzustehen schien. Zumindest erwirkte er einige mittelgroße Wunder.
    Als Gastwirt besaß LeBreuic eine Einrichtung, die in der Bretagne teilweise immer noch zum Luxus zählte und den wenigen größeren Farmern Vorbehalten war, die ihre Schäfchen im Trockenen und ihre fünfstelligen Summen auf dem Konto hatten. Dieses Luxusding war etwa eineinhalb Kilo schwer, besaß einen Hörer, eine Wählscheibe und rangierte unter technisch orientierten Angehörigen der menschlichen Zivilisation unter dem Begriff Telefon.
    LeBreuic zauberte mit seinem Telefon eine Verbindung bis zum Ministerium nach Paris, weil er seinen Freund in Quiberon nicht angetroffen hatte. Der war tatsächlich mal nicht in seiner Heimat in Urlaub, sondern tat so, als müssen er für seine Bezüge auch arbeiten.
    Welche Überredungskünste LeBreuic aufgewandt hatte, um die Vorzimmerdame des Politikers zu überreden, erfuhr Zamorra nie, dafür aber, daß LeBreuic Freund diesem die Genehmigung gegeben hatte, über seine Yacht nach Belieben zu verfügen.
    LeBreuic hatte ihm dafür ein Fäßchen Wein versprochen, das er prompt Zamorra auf die Rechnung setzte. Anschließend klingelte er bei einigen Leuten an, die das totale Gegenteil zu dem darstellten, was der Herr Minister in Paris darstellte. Wenig später hatte er die Zusage, innerhalb von etwa fünfundvierzig Minuten über drei der netten Bomben - made by FLB - zu verfügen, die unter anderem auch im Vorjahr im Schloß von Versailles spektakuläre Anwendung gefunden hatte.
    Mit strahlender Miene überbrachte er Zamorra die Nachricht. Der nickte knapp, und LeBreuic glaubte einen Touristen aus England vor sich zu haben, als Zamorra ihm freundlich zulächelte: »Dürfen wir dann noch um ein kräftigendes Frühstück bitten?«
    Das Frühstück kam, von Madame LeBreuics fleischiger Hand liebevoll zubereitet. Dann erst schaffte der immer noch übermüdete Professor es, dem Wirt seinen Dank für die Bemühungen auszusprechen. Dieser Dank wäre erheblich knapper ausgefallen, wenn er zu diesem Zeitpunkt schon von dem Fäßchen Wein auf seiner Rechnung geahnt hätte.
    Sie ließen es sich schmecken.
    Diesmal störte kein ausschlüpfendes Mini-Krokodil die Zeremonie des Ei-Frühstückens. Ebenfalls wagte es niemand, über die Ereignisse der Nacht zu sprechen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher