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0137 - Luzifers Ende

0137 - Luzifers Ende

Titel: 0137 - Luzifers Ende
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch irgendwo über den Dingen und beobachtete.
    Zwischen den Menhiren regte sich das verwundete Ungeheuer…
    ***
    Die Bestie beruhigte sich mühsam. Das sinnlose Verpulvern von Kräften fand eine Ende. Reglos kauerte das teuflische Geschöpf in der Dunkelheit zwischen den Magalithen.
    Es war schwer angeschlagen, das spürte es in jeder Sekunde seiner Existenz. Und sein Opfer war ihm entrissen worden. Auch jenen, der es gewagt hatte, es zu rufen, hatte es nicht mehr erwischen können. Er war zu stark gewesen.
    Doch das Ungeheuer spürte, daß er nicht mehr am Leben war. Rundum gab es keine Lebensimpulse mehr. Entweder waren die sterblichen Kreaturen, diese so verwundbaren Menschen, tot, oder sie waren geflohen.
    Das Ungeheuer röchelte und pumpte Luft in seine kombinierten Atmungsorgane. Es vermißte den abgerissenen Fangarm und das zerstörte Auge. Sein Gesichtskreis und seine Beweglichkeit waren leicht eingeschränkt worden; es vermochte sich nicht mehr so zu bewegen wie vorher.
    Es floß kein Blut. Die Bestie besaß diese Flüssigkeit nicht. Weder menschliches, hellrotes Blut noch der schwarze Saft der Dämonen kreiste in seinem Körper. Das Ungeheuer konnte das Blut auch überhaupt nicht gebrauchen. In der Kälte der Tiefsee, in der es sich normalerweise aufhielt, wäre die Flüssigkeit zu zähflüssig geworden, trotz der wärmenden Fettschichten unter der glitschigen Oberhaut.
    Die Regenerierung setzte ein. Kleinere Wunden, wie jene, die die Silberkugeln oder die hellen Blitze des Amuletts gerissen hatten, schlossen sich stets sofort wieder, noch im Moment des Entstehens. Doch diese Verletzungen waren schwerwiegender. Vor allem der komplizierte Augenmechanismus war stark angeschlagen, das Sehvermögen der Bestie getrübt. Denn der Angriff des Zauberers Yann hatte nicht allein das Facettenauge selbst zerstört, sondern einige Nervenbahnen weiterverfolgt bis hin zu der Zellballung, die das Gehirn des Wesens darstellte. Auch hier waren einige Zerstörungen entstanden, die sich nur allmählich wieder beseitigen ließen.
    Und noch einen Nachteil gab es. Er war dem Wesen nie zuvor bewußt geworden, weil es sich nie zuvor in einer solch katastrophalen Situation befunden hatte. Mit Erschrecken stellte er fest, daß sich der verlorene Fangarm nicht neu nachbilden ließ!
    Wut erfaßte die Bestie. Zorn auf den Zauberer, der dies getan hatte. Nie zuvor war die Kreatur aus der Tiefsee so gedemütigt worden. Nicht allein besiegt, sondern auch für immer verstümmelt!
    Rache! peitschte das Verlangen in dem kleinen Gehirn auf. Dazu kam der bohrende Hunger, den das Angebot des Opfers ausgelöst hatte. Rache an denen, die schuld daran waren, daß das Monster besiegt worden war!
    Nach einiger Zeit erhob es sich, eine furchterregende, riesige weiche Masse zwischen den Megalithen, und tastete sich seewärts. Die Zeit war um, es mußte zusehen, daß es wieder ins Wasser zurückkam. Denn das helle Tageslicht war schädlich, übte einen verheerenden Einfluß auf die Kreatur der Finsternis aus.
    Noch immer waren die Wunden nicht restlos geschlossen, noch dauerte die Regeneration an. Und dieser Vorgang kostete Kraft, viel Kraft und zehrte an den Energien des Ungeheuers.
    Es merkte kaum, daß seine Bewegungen immer langsamer wurden, denn auch die Denktätigkeit verlangsamte sich. Es war erschöpft, zum ersten Mal in seinem äonenlangen unheiligen Leben. Und schließlich erstarben die Bewegungen ganz - irgendwo zwischen dem Felsenfeld und dem Ozean.
    Erst als die Dämmerung einsetzte, wurde dem Ungeheuer schmerzhaft bewußt, daß es nicht in seine Lebensphäre zurückgekehrt war. Panik durchflutete das kleine Gehirn und die Nervenbahnen. Es war weitgehend regeneriert, aber vollkommen entkräftet. Es gab so gut wie keine Chance…
    Die Dunkelheit schwand.
    Mit krankhaften Bewegungen schob sich das Ungeheuer über das Land. Hätte in dieser frühen Morgenstunde jemand seinen Weg gekreuzt, er wäre zu Tode erschrocken beim Anblick dieser unheimlichen Kreatur. Hin und wieder kam ein klagendes Pfeifen und Röcheln aus dem Haifischrachen des Wesens.
    Langsam, viel zu langsam, näherte es sich dem Strand.
    Es wurde immer heller.
    Schon verlangsamte sich der Lebensprozeß, wurde durch die Helligkeit gebremst. Schmerzwellen zogen durch den unmenschlichen Organismus der fremdartigen Teufelskreatur.
    Doch dann ertastete einer der Tentakelarme Wasser.
    Das Meer!
    Noch einmal raffte sich der riesige, schwere Körper auf, warf sich dem Wasser entgegen
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