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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte
Autoren: Edgar Wallace
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war ich immer ausgegangen. Sollte er morgen wiederkommen, dann sagen Sie ihm doch, daß ich ihn nach meiner Rückkehr von London sehen möchte. Und schließen Sie die Türen gut und schieben Sie die Riegel vor. Verlassen Sie sich nur nicht auf diesen leichtsinnigen Wilkins!« Jasper nickte.
    »Sie halten mich wohl für ein wenig verrückt?« fragte der alte Herr, der noch an dem Büfett stand und sein Glas in der Hand hielt.
    »Nein, dieser Gedanke ist mir noch nicht gekommen. Ich habe nur manchmal den Eindruck, daß Sie etwas exzentrisch sind und die Gefahren übertreiben, die Sie umgeben.«
    »Ich werde eines gewaltsamen Todes sterben, das weiß ich. Als ich im Zululand war, hat ein alter Zauberdoktor für mich die Knochen geworfen. Sie haben das niemals erlebt?«
    »Nein«, entgegnete Jasper lächelnd.
    »Sie können leicht darüber lachen, aber ich sage Ihnen, ich glaube fest daran. Einmal war es in dem Kral des großen Königs und einmal in Echowe. Und beide Zauberdoktoren sagten mir, daß ich eines gewaltsamen Todes sterben würde. Ich habe mir damals keine großen Sorgen darum gemacht, aber ich werde jetzt älter. Und da ich hier in einem Land lebe, in dem Recht und Gesetz gelten, so halte ich mich auch daran, und ein rechtlicher Bürger fürchtet sich vor Verbrechern. Sie lachen über mich, weil ich nervös werde, wenn ich einen Fremden sehe, der sich in der Nähe des Hauses herumtreibt. Aber ich habe sehr viele Feinde, und zwar allein in diesem Dorf mehr als andere in der ganzen Grafschaft. Sie glauben, daß ich mir etwas einbilde und nicht mehr ganz richtig im Kopf bin. Ein reicher Mann kann aber niemals unbesorgt und ruhig sein«, sagte er mehr zu sich selbst. »Ich bin mit den verschiedensten Menschen zusammengekommen und ihnen immer als der Millionär John Minute vorgestellt worden. Und wissen Sie, was die Leute sagen, sobald sie mir den Rücken kehren?« Jasper antwortete nicht.
    »Ich will es Ihnen erzählen«, fuhr John Minute fort. »Ob sie jung oder alt, gut oder böse sind, alle sagen oder denken dasselbe: ›Ich wünschte, er würde sterben und mir etwas von seinem Reichtum hinterlassend‹«
    Jasper lachte leise.
    »Sie haben allerdings keine besonders gute Meinung von der Menschheit.«
    »Ich kümmere mich überhaupt nicht um sie - und jetzt gehe ich zu Bett.«
    Jasper hörte seinen schweren Schritt auf der Treppe und nachher auf dem Korridor im oberen Stockwerk. Er wartete noch, bis die Bettstelle in Mr. Minutes Zimmer krachte, dann stand er auf, schloß die Fenster, überzeugte sich persönlich davon, daß alle Türen verriegelt waren, und ging zu seinem kleinen Arbeitszimmer im ersten Stock.
    Als er die Tür geschlossen hatte, zog er wieder die Brieftasche heraus und betrachtete die Fotografie. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit einem Brief zu, der mit der Abendpost gekommen war. Er hatte ihn beim Sortieren in seine Tasche schmuggeln können, ohne daß John Minute es bemerkt hatte.
    Er schnitt das Kuvert auf, zog den Bogen heraus und las:
    Sehr geehrter Herr, in Beantwortung Ihres geschätzten Schreibens danken wir Ihnen für den Scheck. Mit Vergnügen haben wir erfahren, das Sie mit unseren Diensten zufrieden waren. Wir haben für die Nachforschungen allerdings viel Zeit benötigt, und die Kosten sind dadurch leider sehr hoch geworden. Da unsere Bemühungen aber zum Ziel geführt haben, freuen wir uns für Sie, daß Ihre Ausdauer belohnt worden ist.
    Das Blatt trug keinen Firmenaufdruck und war mit »J. B. Fleming« unterzeichnet.
    Jasper las das Schreiben noch einmal sorgfältig durch, steckte dann ein Streichholz an und verbrannte das Papier.

2
    Der Nordexpreß war eben im Kings-Cross-Bahnhof angekommen, und die Reisenden verließen die Station. Taxis und Gepäckträger füllten die Zufahrten zum Bahnhof. Polizisten suchten den Verkehr zu regeln und Differenzen zwischen den Passagieren, den Trägern und den Chauffeuren zu schlichten, jedoch ohne großen Erfolg.
    Ein junges Mädchen von etwa neunzehn Jahren, das durch den Lärm und Trubel der Hauptstadt sehr bedrückt zu sein schien, mühte sich mit drei großen Paketen, einer Hutschachtel und einer Handtasche ab. Allem Anschein nach hatte sie fest damit gerechnet, daß man sie abholte, denn sie sah hilflos nach der großen Uhr und ging unruhig auf und ab. Schließlich blieb sie stehen, legte ihre Gepäckstücke sorgfältig zusammen und zog einen Brief aus ihrer kleinen Handtasche.
    Offenbar entdeckte sie darin etwas, was sie vorher
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