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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte
Autoren: Edgar Wallace
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netten jungen Mann, der eines guten Tages das Vermögen des Alten erbt.«
    »So, glauben Sie?« fragte der andere zwischen den Zähnen.
    Zwei Stunden lang sprachen sie über die Sache, dann erhob sich Crawley. Er hatte die Flasche inzwischen ausgetrunken und war entsprechend vergnügt.
    »Einen Trumpf hebe ich mir immer bis zuletzt auf«, sagte er gemütlich. »Sie sind in Gefahr, mein Freund, und ich, als Ihr guter Schutzengel, habe das entdeckt. In einer Ihrer vielen Wohnungen haben Sie einen Kammerdiener.«
    »Einen Chauffeur«, verbesserte ihn der junge Mann. »Einen Schweden. Er heißt Jonsen.«
    Crawley nickte.
    »Ich dachte mir gleich, daß er ein Schwede sein müßte.«
    »Haben Sie ihn denn gesehen?«
    »Er war in Eastbourne, um Erkundigungen einzuziehen«, sagte Crawley. »Und ich habe ihn dabei zufällig getroffen. Glücklicherweise gehört er zu den zutraulichen Leuten, die einem Polizisten gegenüber ihr Herz ausschütten. Ich habe ihn davon abgehalten, in das Haus zu gehen, und habe Ihnen dadurch Überraschung und Schrecken erspart - falls John Minute zu Hause gewesen wäre.«
    Der junge Mann biß sich auf die Lippe.
    »Das ist allerdings fatal. Der Mensch war in der letzten Zeit sehr aufsässig, ja geradezu unverschämt. Ich weiß auch, daß er sich nach einer anderen Stellung umgesehen hat. Was haben Sie ihm denn gesagt?«
    »Daß er nächsten Mittwoch wiederkommen soll. Ich dachte, in der Zwischenzeit würde es Ihnen gelingen, die Sache zu arrangieren.«
    Er streckte die Hand aus, und der andere verstand. Er faßte in die Tasche und gab ihm vier Fünfpfundnoten.
    »Damit kann ich gerade mein Taxi bezahlen«, sagte Crawley wegwerfend.
    Als der Besucher gegangen war, stieg der junge Mann die Treppe hinauf. Er fand seine Frau im Schlafzimmer, wo er sie verlassen hatte.
    »Mach, daß du hinauskommst«, sagte er grob. »Ich brauche den Raum für mich.«
    Sie gehorchte schweigend.
    Er schloß die Tür hinter ihr, stellte eine Ledertasche auf das Bett, öffnete sie und holte einen kleinen japanischen Kasten heraus. Aus diesem nahm er einen Glasmörser mit Stampfer, sechs Röhrchen, eine Spritze und eine kleine Spirituslampe. Dann legte er zwei Zigaretten aus seinem Etui sorgfältig auf den Frisiertisch und war fast eine Stunde lang eifrig tätig.
    Die junge Frau war in das kalte Speisezimmer hinuntergegangen, hatte sich dort in einen Stuhl gekauert und weinte leise vor sich hin.

3
    Auf dem Gehsteig am Gray Square in Bloomsbury lag ein Mann, und eine kleine Gruppe von Leuten stand um ihn herum.
    Es war ein warmer Sommerabend, und da die dortige Gegend gegen acht Uhr ziemlich verlassen ist, hatte sich keine große Menschenmenge angesammelt.
    Der junge Mann, der tot auf der Straße lag, gehörte offenbar zu den besseren Dienstboten. Der Tod, der die Züge der Menschen sonst verklärt und entspannt, hatte seinen mildernden Einfluß hier nicht ausgeübt. Die Lippen des Mannes waren ärgerlich zusammengekniffen, und das glattrasierte, lange Kinn hing nach unten; die abstehenden Ohren wirkten geradezu grotesk.
    Ein Polizist stand neben dem Toten und wartete auf die Ankunft des Krankenautos. Einsilbig und gemessen beantwortete er die Fragen der Neugierigen.
    Zehn Minuten vor der Ankunft des Ambulanzwagens erschien ein Mann in mittleren Jahren auf der Bildfläche.
    Er hatte einen Backen- und Schnurrbart und trug einen graugesprenkelten Anzug nach Art der Leute vom Lande, die für einen Tag nach London kommen. Seine neue Golfmütze saß etwas schief auf dem Kopf, und quer über seiner Weste hing eine große, schwere Uhrkette mit einigen Silbermünzen. Trotz seines ländlichen Aussehens bewegte er sich aber sicher und trat entschlossen und energisch auf. Er bahnte sich einen Weg durch die Umherstehenden und hielt den mißbilligenden Blick des Polizisten ruhig aus.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Kollege?« fragte er und stellte sich dann als Polizist Wiseman aus Sussex vor.
    Der andere Beamte taute nun auf.
    »Danke. Nachher können Sie mir helfen, den Mann in den Krankenwagen zu bringen.«
    »Ist er ohnmächtig?«
    Der Polizist schüttelte den Kopf.
    »Es wurde beobachtet, daß er schwankte und dann umfiel. Als ich kam, war er schon tot. Wahrscheinlich Herzschlag.«
    »Ach so!« Wiseman betrachtete den Mann mit einem sachkundigen Blick und erzählte dann von den Erfahrungen, die er selbst in ähnlichen Fällen gemacht hatte. Er war stolz auf seine Erlebnisse und schien sich zum Teil für diese
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