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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte
Autoren: Edgar Wallace
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übersehen hatte, denn sie steckte das Schreiben schnell wieder weg, raffte die Pakete auf und ging eine Strecke weiter. Nach einer Weile blieb sie wieder stehen und sah sich in dem düsteren Bahnhof um.
    »Hier!« rief eine erregte Stimme.
    Sie bemerkte, daß sich die Tür eines Taxis öffnete, und trat schüchtern auf den Wagen zu.
    »Komm schnell herein!«
    Sie reichte dem Mann im Auto die Pakete einzeln hinein und stieg dann selber ein. Die Tür wurde schnell geschlossen, und der Wagen fuhr an.
    »Ich habe schon zehn Minuten hier gewartet!«
    »Das tut mir leid - ich hatte es übersehen -«
    »Natürlich hast du wieder nicht richtig gelesen«, unterbrach sie der aufgebrachte junge Mann barsch.
    Sie faltete geduldig die Hände und wartete auf die Vorwürfe, die ihrer Meinung nach jetzt folgen mußten.
    »Du scheinst überhaupt nichts ordentlich machen zu können«, sagte er. »Das kommt von deiner unglaublichen Gleichgültigkeit!«
    »Warum hast du mich denn nicht auf dem Bahnsteig abgeholt?« Ihr Widerspruchsgeist war plötzlich erwacht.
    »Ich habe dir doch schon mindestens ein dutzendmal gesagt, daß ich mich in der Öffentlichkeit nicht mit dir zeigen will. In der letzten Zeit habe ich deinetwegen schon genug Verdruß gehabt. Wenn ich dich doch niemals getroffen hätte!«
    Sie hätte dasselbe sagen können, aber eine achtzehn Monate dauernde Unterdrückung hatte ihre Widerstandskraft fast vollständig gebrochen.
    »Du bist ein Stein an meinem Hals«, fuhr der Mann bitter fort. »Überall muß ich dich verstecken und dauernd mit dem bedrückenden Gefühl leben, daß du mich eines guten Tages doch verrätst. Aber ich werde dich jetzt im Auge behalten du weißt ein wenig zuviel von mir.«
    »Ich würde niemals ein Wort gegen dich sagen«, protestierte sie.
    »Um deinetwillen hoffe ich, daß du das nicht tust.«
    Er schwieg, und erst nach einer Weile fand sie den Mut zu fragen, wohin die Fahrt gehen solle.
    »Das wirst du schon noch sehen«, erwiderte er ärgerlich. »Du kommst in eine viel schönere Wohnung, als du je eine gehabt hast. Darüber kannst du dich nur freuen.«
    »Das tue ich doch auch, Liebling«, entgegnete sie ruhig.
    »Nenne mich nicht immer Liebling«, sagte der Mann wütend.
    Das Auto brachte sie nach Camden Town, und vor einem schönen Haus in einer sonst langweiligen Straße stiegen sie aus.
    Es war zu dunkel, als daß sie sich in der Gegend hätte umsehen können, und sie hatte kaum all ihre Pakete aufgenommen, als der Mann auch schon die Tür geöffnet hatte und sie in das Haus schob. Der Wagen fuhr fort, und ein Motorradfahrer, der dem Taxi vom Bahnhof gefolgt war, führte seine Maschine von der Straßenecke, wo er gewartet hatte, langsam an eine Stelle, die dem Haus direkt gegenüberlag. Er stellte das Rad ab, stieg vorsichtig die Stufen zur Haustür hinauf und beleuchtete mit seiner Taschenlampe die Nummer über der Tür. Nachdem er sie in sein Notizbuch eingetragen hatte, fuhr er wieder ab.
    Eine halbe Stunde später hielt ein anderer Wagen vor der Tür, und der Herr, der ausstieg, sagte dem Chauffeur, daß er warten solle. Er klingelte, und nach kurzer Zeit wurde ihm geöffnet.
    »Hallo, Crawley«, sagte der Mann, der ihn einließ. »Wie geht es Ihnen?«
    »Miserabel. Aber wozu brauchen Sie mich denn?«
    Seine Aussprache verriet, daß er den unteren Volksschichten angehörte, aber er sprach mit dem anderen, als ob er mit ihm auf gleicher Stufe stände.
    »Was vermuten Sie denn?« fragte der junge Mann.
    Er führte seinen Besucher ins Wohnzimmer und machte Licht. Dann nahm er eine Whiskyflasche aus einer Ledertasche und reichte sie Crawley.
    »Ich dachte mir doch, daß Sie das nötig hätten«, bemerkte er ironisch.
    Crawley goß sich ein großes Glas ein und trank es mit einem Zug aus. Er mochte ungefähr fünfzig Jahre zählen und hatte dunkle Haare und harte, verwitterte Züge. Sein sonnengebräuntes Gesicht war von vielen Furchen durchzogen und ließ erkennen, daß er lange Jahre in einem heißen Klima gelebt hatte. Tatsächlich war er zehn Jahre bei der berittenen Polizei im Matabele-Land gewesen.
    Der junge Mann zog einen Stuhl an den Tisch.
    »Ich will Ihnen ein Angebot machen.«
    »Kann man dabei wenigstens Geld verdienen?«
    »Sie glauben doch nicht etwa, daß ich Ihnen ein Angebot mache, bei dem Sie nicht auf Ihre Rechnung kommen?«
    Crawley goß sich noch ein Glas ein und trank es sofort aus.
    »Ich habe heute überhaupt noch keinen Tropfen zu mir genommen«, sagte er zu
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