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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte
Autoren: Edgar Wallace
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seiner Entschuldigung.
    »Das ist eine krasse Lüge. Aber wir wollen über das Geschäft sprechen. Ich weiß nicht, was Sie in England vorhaben, aber ich will Ihnen etwas von meinen Plänen erzählen. Ich brauche freie Hand, und die habe ich nur, wenn Sie Ihre Tochter außer Landes bringen.«
    »Sie wollen sie wohl los sein?« fragte Crawley verschlagen.
    Der junge Mann nickte.
    »Sie hindert mich überall und in jeder Beziehung. Wie ein Mühlstein hängt sie mir am Hals, und ich muß dauernd in Sorge und Angst leben. Jeden Augenblick kann sie eine Dummheit machen und mich für immer ruinieren.«
    Crawley grinste.
    »Das erzählen Sie mir nicht zum erstenmal. Versuchen Sie bloß nicht, mir Angst einzujagen, Mr. Brown oder Jones, oder wie Sie sich sonst hier nennen, denn das gelingt Ihnen nicht. Ich habe schon mit schlimmeren Leuten auskommen müssen und bin schon mit größeren Schuften fertig geworden. Wie Sie sehen, lebe ich immer noch. Unter keinen Umständen verlasse ich England, das sage ich Ihnen klar und deutlich. Ich habe gerade jetzt eine große Sache vor. Was wollten Sie mir denn übrigens dafür bieten?«
    »Tausend Pfund.«
    »So etwas Ähnliches dachte ich mir« entgegnete Crawley kühl. »Aber da haben Sie bei mir kein Glück. Das ist mir nicht genug. Ich gebe Ihnen den guten Rat, das Mädchen auf eine andere Weise ruhig zu halten. Ein kluger Kerl wie Sie, der mehr von Betäubungsmitteln und Rauschgiften versteht als irgend jemand, den ich sonst kenne, sollte doch wissen, was er zu tun hat. Sie haben mir selbst einmal gesagt, daß Sie ein Mittel kennen, mit dem Sie Leute vollständig willenlos machen könnten. Versuchen Sie es doch einmal bei ihr!«
    »Sie nehmen also mein Angebot nicht an?«
    Crawley schüttelte den Kopf.
    »Ich kann ein Vermögen machen, wenn ich alle Vorteile ausnütze, die ich jetzt in der Hand habe. Ich habe mir endlich eine Stellung direkt unter der Nase dieses alten Teufels erobert. Ich sehe ihn fast jeden Tag, und ich habe ihm schon einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Tausend Pfund sind für mich augenblicklich keine große Summe. Mehr als das habe ich bei einem Rennen in Lewes verloren. Nein, mein Junge, verwerten Sie doch lieber mal Ihre eigenen Kenntnisse! Es hat keinen Zweck, mit Betäubungsmitteln und Rauschgiften zu handeln, wenn man sie nicht anzuwenden versteht!«
    »Je weniger Sie darüber reden, desto besser ist es. Es war überhaupt eine Dummheit von mir, daß ich Sie ins Vertrauen gezogen habe.«
    »Regen Sie sich nicht unnötig auf.« Crawley hob die Hand und lächelte ironisch. »Wer hätte gedacht, daß sich dieser nette, liebenswürdige junge Mann, der in Eastbourne regelmäßig am Sonntag zur Kirche ging, in London so ganz anders entpuppen könnte? Ich habe oft lachen müssen, wenn Sie an mir vorbeikamen und taten, als ob Sie kein Wässerchen trüben könnten. Alle Leute waren von dem Musterknaben entzückt, aber ich habe immer bei mir gedacht: Wenn die bloß wüßten!«
    »Seien Sie doch ruhig«, rief der junge Mann wütend. »Sie werden ja ebenso gefährlich wie Ihre unvernünftige Tochter!«
    »Sie nehmen sich alles viel zu sehr zu Herzen. Aber hören Sie zu. Ich gehe nicht von England fort, sondern behalte meine augenblickliche Stellung. Sie sehen, es handelt sich hier nicht nur um Geld. Ich habe den Eindruck, daß der Alte etwas gegen mich im Schilde führt, und ich kann mich vor unangenehmen Überraschungen nur schützen, wenn ich mich in seiner Nähe halte.«
    »Ich habe Ihnen aber doch schon so oft gesagt, daß er nichts gegen Sie hat. Ich kenne sein Geschäft und habe auch fast alle seine Privatpapiere gelesen. Wenn er Sie hätte loswerden können, hätte er Sie schon längst zum Teufel geschickt. Das habe ich Ihnen schon bei Ihrem letzten Besuch in dem Haus erklärt, als ich Sie dort sah. Glauben Sie denn, John Minute würde Schweigegelder zahlen, wenn er nicht müßte? Nein, da sind Sie auf dem Holzweg!«
    »Mag sein«, entgegnete Crawley ruhig, »aber ich bin doch nicht so dumm, wie Sie annehmen.«
    »Sprechen Sie doch einmal mit ihr«, sagte der junge Mann.
    Crawley schüttelte den Kopf.
    »Berücksichtigen Sie doch meine väterlichen Gefühle«, protestierte er. »Das können Sie nicht von mir verlangen, Reginald oder Horace oder Hektor - ich vergesse immer, unter welchem Namen Sie hier in London auftreten. Ihren Vorschlag lehne ich ab, aber ich habe Ihnen ein Anerbieten zu machen, und zwar betrifft es einen Verwandten John Minutes, einen
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