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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte
Autoren: Edgar Wallace
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ja«, entgegnete Mr. Minute mürrisch. »Ich weiß schon. Vorige Woche kosteten sie noch einen Schilling, heute werden sie schon mit zweieinviertel Schilling notiert. Ich besitze fünfhunderttausend - eigentlich sogar eine Million, aber die eine Hälfte gehört nicht mir. Ich bin beinahe in Versuchung, die Papiere zu verkaufen.«
    »Vielleicht hat man tatsächlich Gold gefunden.«
    John Minute räusperte sich verächtlich.
    »Wenn in Gwelo Deeps wirklich Gold ist, dann finden wir in unseren Sanddünen hier nächstens Diamanten. Übrigens gehören die anderen fünfhunderttausend Aktien May.«
    Jasper zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    John Minute lehnte sich zurück.
    »May Nuttalls Vater war mein bester Freund«, sagte er dann halblaut. »Er hat mich dazu überredet, wider mein besseres Wissen diese Gwelo Deeps zu kaufen. Wir haben einen viele hundert Meter tiefen Schacht in die Erde getrieben, aber wir haben alles andere gefunden, nur kein Gold.« Er lachte ironisch. »Ich wünschte nur, die Mine wäre ein Erfolg geworden. Der arme, alte Bill Nuttall hat sein ganzes Geld hineingesteckt, und er hätte ein besseres Schicksal verdient. Ich muß sagen, daß er mir in mancher bösen Lage geholfen hat.«
    »Dafür haben Sie aber auch wie ein Vater für seine Tochter gesorgt.«
    »Sie ist ein nettes Mädchen. Ich habe sie sehr gern, obwohl mir ein hübsches Gesicht sonst nicht so leicht imponiert«, erklärte John Minute etwas abweisend. »Aber May macht wirklich eine Ausnahme. Sie ist offenherzig, schaut einem in die Augen, wenn sie spricht, und redet keinen Unsinn. Für ihre Jahre ein sehr verständiges und tüchtiges Mädel.«
    Jasper unterdrückte ein Lächeln.
    »Zum Teufel, warum grinsen Sie denn?«
    »Ich kann mich Ihrem Urteil nur anschließen.«
    John Minute wandte sich plötzlich impulsiv an Jasper.
    »Ich möchte Ihnen etwas sagen. May wäre etwas für Sie. Die müßten Sie heiraten. Sie würden mir damit einen großen Wunsch erfüllen.«
    »Aber meiner Meinung nach hat Frank da auch noch ein Wort mitzusprechen«, meinte Jasper und rührte nachdenklich seinen Kaffee um.
    »Ach was! Frank hat zu tun, was ich ihm sage. Er ist ein netter junger Mann, aber ein wenig wild und ungeschliffen. Ich glaube nicht, daß seine Gefühle so tief gehen. Der heiratet jedes Mädchen mit einem hübschen Gesicht. Wenn ich nicht dazwischengetreten wäre...«
    Jasper sah plötzlich auf.
    »Ja, wie meinten Sie?«
    »Ach, es ist nebensächlich.« John Minute räusperte sich laut.
    Es war eine Gewohnheit des alten Herrn, lange beim Abendbrot zu sitzen, selbst wenn er dabei einnickte. Jasper hatte sich eine Zeitung genommen und las ebenfalls. Jeder Abend verlief auf die gleiche Weise; nur wenn Jasper nach London fuhr, konnte er sich etwas Abwechslung und Zerstreuung verschaffen.
    Er las gerade den Artikel eines berühmten Fachgelehrten über Radium-Emanationen, als John Minute ihn unterbrach und die Unterhaltung wieder aufnahm, die er vor einer Stunde abgebrochen hatte.
    »Manchmal sorge ich mich direkt um May.«
    Jasper legte die Zeitung hin.
    »Aber warum denn?«
    »Ich sage Ihnen, daß ich mich um sie sorge. Glauben Sie mir das vielleicht nicht? Ich weiß nicht, warum Sie immer Fragen stellen müssen. Darüber kann ich mich verflucht ärgern!«
    »Also schön, ich nehme es als Tatsache, daß Sie sich um May sorgen und daß Sie guten Grund dazu haben.«
    »Ich fühle mich für sie verantwortlich, und Verantwortung ist mir zuwider, besonders wenn es sich um Kinder handelt.«
    Das Thema schien ihm unangenehm zu sein, denn er ließ es sofort wieder fallen.
    »Sergeant Smith war in meiner Abwesenheit hier, wenn ich recht gehört habe?«
    »Ja - heute nachmittag.«
    »Haben Sie ihn persönlich gesprochen?«
    Jasper nickte.
    »Was wollte er denn?«
    »Er wollte Sie sprechen, soviel ich verstehen konnte. Neulich sagten Sie doch, daß er trinkt?«
    »Ach was«, entgegnete John Minute verächtlich. »Er trinkt nicht, er säuft! Was halten Sie denn von ihm?«
    »Er ist ein merkwürdiger Mensch«, erwiderte Jasper offen. »Ich kann nicht verstehen, daß Sie sich seinetwegen so große Mühe machen, ihn entschuldigen und ihm sogar noch wöchentlich Geld schicken.«
    »In kurzer Zeit werden Sie das begreifen. Für den Augenblick müssen Sie sich mit der Erklärung begnügen, daß ich in schwierigen Lagen stets nach dem leichtesten Ausweg gesucht habe. Auch in diesem Fall handle ich nicht anders. Wenn ich Sergeant Smith nicht wöchentlich diese
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