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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Forschungen konzentrieren konnte, machte sie für ihn so wertvoll - mehr noch das Bewußtsein, daß sie im Laufe der Jahre zueinandergefunden hatten. Lange schon hatte es »gefunkt«. Sie liebten sich und lebten zusammen, auch wenn es keinen Trauschein gab.
    »Der Hausherr ist immer noch der alte Große, und dieses Ekel hält mich für einen Spinner. Er wird mich zum Schrubber umfunktionieren und mich den Dreck von seinem Treppenläufer kehren lassen. Wenn April dich einlädt, lädt Sir Francis mich noch längst nicht ein. Der wird mich schneller wieder an die frische Luft setzen lassen, als ich ›good luck, Sir‹ stottern kann. Das zum ›Wir‹ in deiner Rede.«
    In Nicoles ausdrucksvollen Augen mit den langen, seidigen Wimpern funkelte es. Es waren faszinierende Augen, dunkelbraun mit winzigen goldenen Tupfen. Im Erregungszustand vermochten sie die Farbe zu wechseln. »Zamorra«, sagte sie und brachte ihn damit in »Hab-acht-Stellung«, weil sie ihn sonst nur mit »Chef« oder »Chéri« anredete. »Zamorra, April erwähnt dich extra in der Einladung, und ich sehe nicht ein, warum du nicht mitkommen willst. Himmel noch mal, glaubst du denn im Ernst, der Alte und seine Tochter sprechen sich in dieser Beziehung nicht ab?«
    Da nickte Zamorra. »Das glaube ich, weil ich ihn kenne, diesen Hexer. Der begeht eher Selbstmord, als mich noch einmal in sein Haus zu lassen…«
    »Und hier versauerst du ohne mich«, konterte die schöne Nicole temperamentvoll. »Komm doch mit. Die drei Tage, die wir unterwegs sind - und übers Wochenende hast du doch ohnehin keine Vorlesung!«
    Zamorra holte tief Luft.
    »Richtig«, murmelte er.
    Er hatte das Angebot der Pariser Hochschule angenommen, im laufenden Semester wieder zwei Vorlesungen in Parapsychologie zu halten, und fuhr dreimal in der Woche in die Hauptstadt - an zwei Tagen für die Vorlesung, am dritten zur Sprechstunde, um den Studenten im persönlichen Gespräch zur Verfügung zu stehen.
    Zwei Wochen lang hatte das jetzt funktioniert. Zamorra hoffte, daß es keine Unterbrechungen geben würde. Denn seine »Fälle« ließen sich nicht vorprogrammieren, kamen überraschend und meist unvorhergesehen.
    Zamorra war nicht nur Professor für Parapsychologie. Er war ein erbarmungsloser Kämpfer gegen Dämonen, Vampire und andere Ungeheuer, gegen die manifestierte Macht des Bösen schlechthin. Immer wieder geriet er in Konflikt mit den Kreaturen der Nacht, mußte um sein Leben oder das anderer Menschen kämpfen. Und nur wenige Freunde und Hilfsmittel standen ihm dazu zur Verfügung. Er hoffte, für ein paar Wochen Ruhe zu bekommen. Asmodis hatte erst vor kurzem eine empfindliche Schlappe hinnehmen müssen, das Dämonenreich war in Unruhe geraten.
    »Gut«, erklärte er plötzlich. »Ich komme mit. Hoffentlich schmeißt mich der Alte nicht diesmal wirklich die Treppe hinunter!«
    Nicole lächelte. »Ich werde schon auf dich aufpassen, Chef«, versicherte sie. »Schließlich brauche ich dich noch; du mußt ja immer die Schecks unterschreiben… Apropos Scheck…« Sie sah an sich hinunter, musterte ihre legere Kleidung. Zamorras Blick folgte dem ihren. Er fand das Mädchen attraktiv.
    »Ich habe nichts anzuziehen.«
    »Das habe ich erwartet«, murmelte Zamorra entsagungsvoll und lehnte sich weit zurück. »Es mußte ja kommen. Natürlich hast du nichts anzuziehen. Was trägst du da eigentlich? Eine Illusion?«
    »Aber doch nichts Passendes für eine Geburtstagsfete!« protestierte Nicole und strich sich durch das schwarze, lange Haar. Es knisterte hörbar.
    Zamorra lächelte hinterhältig. »Wie wäre es denn dann, wenn du als Geschenk aufträtest? Eine rosa Schleife um die Hüften müßte reichen…«
    »Schuft«, schrie Nicole und warf sich auf ihn, um ihn niederzubalgen. Seine Versuche, sich zu wehren, waren erfolglos. Triumphierend kniete sie schließlich über ihm und löste seine Krawatte.
    »Fahren wir einkaufen?«
    »Ich geb’s auf«, seufzte der Professor. »In Ordnung, wir fahren. Aber das Limit liegt bei fünfhundert Francs!«
    »Knauser!« konterte sie. »Dafür bekomme ich ja gerade einen Nerz-Bikini!«
    Zamorra schmunzelte schon wieder. »Ja, reicht dir der denn nicht? Bei deiner Prachtfigur…«
    Sie stoppte seine Rede, als sie ihre Lippen auf die seinen preßte. Zeit und Raum versanken um sie her.
    Ans Einkäufen dachte keiner mehr…
    ***
    Mario ließ die Holztür leise ins Schloß gleiten. Das funktionierte selten. Am gestrigen Tag hatte er Scharniere und
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