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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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raffinierten Drall und schoß wie eine Rakete hoch in den Brunnen, wo sie einen Bogen schlug und mit der Schneide ausgerechnet zwischen zwei Steinen in einem Spalt steckenblieb.
    Es gibt solche Zufälle im Leben, hier hatte ich es mit einem zu tun. Ich hätte heulen können vor Wut, aber jetzt standen die Chancen ungefähr gleich.
    Auch Baxman war waffenlos.
    Doch hier irgendwo lag noch mein Kreuz. Wenn ich es fand, hatte ich gewonnen.
    Der Zombie fuhr herum. Er hatte die Arme, ausgestreckt und die Finger gekrümmt, so wollte er mich packen, doch ich schleuderte ihn mit einem Schulterwurf zu Boden. Dicht neben der Lampe blieb Baxman liegen, war aber schnell wieder auf den Beinen, bevor ich noch nach meinem Kreuz suchen konnte.
    Dann tat er etwas, womit ich nie gerechnet hätte.
    Baxman floh!
    Er packte eines der Steigeisen, das auch sein Gewicht hielt und zog sich daran in die Höhe. Mit nahezu affenartiger Geschwindigkeit kletterte er den Brunnenschacht hinauf.
    Ich fluchte wild und suchte weiter. Verdammt, wo lag das Kreuz denn?
    Ich nahm die Lampe zu Hilfe, suchte den matschigen Boden ab, wühlte ihn auf und fand das Kruzifix.
    Ein Stöhnen der Erleichterung drang über meine Lippen. Endlich hatte ich es.
    Doch Baxman war verschwunden.
    Daß er weiter kletterte, merkte ich daran, wie mir Erde und Rost auf den Kopf rieselten. Die kleine Lampe hielt ich jetzt in der linken Hand und leuchtete hoch.
    Ich sah Baxman nicht mehr, so weit war er voraus.
    Es hatte keinen Zweck, das Kreuz hinter ihm herzuschleudern, sein Vorsprung war zu groß.
    Und verfolgen?
    Ich merkte, wie meine Knie zitterten. Auf einmal drehte sich alles vor meinen Augen, ich fiel nach vorn, wollte mich noch an der Wand abstützen, verfehlte sie aber.
    Schwer knallte ich zu Boden und blieb erschöpft liegen, während die Finger meiner rechten Hand das Kreuz umklammert hielten…
    ***
    Der Anblick der durch die Flammenwand schreitenden Skelette faszinierte die beiden Menschen. Sie hatten so etwas noch nie gesehen, und es war auch gegen alle Naturgesetze, daß so etwas überhaupt gutging.
    Aber den Knöchernen machte das Feuer nichts. Sie schritten hindurch, als würde es überhaupt nicht existieren.
    »Sagenhaft«, flüsterte der junge Anwalt. Er spürte kaum, daß sich Cora fest gegen ihn preßte, so sehr nahm ihn der Anblick der wandelnden Skelette gefangen.
    Cora nickte nur.
    Die Knöchernen nahmen nicht den Kurs auf den Reitstall, sondern bogen ab zum Haupthaus. Sie waren noch immer mit den Gewehren bewaffnet und hielten sie schußbereit.
    »John Sinclair ist nicht bei ihnen«, wisperte das Mädchen.
    »Was sagst du?«
    »Daß John Sinclair nicht dabei ist.«
    »Verdammt, du hast recht.« Unwillkürlich waren die beiden zum vertrauten Du übergegangen. »Aber wo kann er sein?«
    »Im Brunnen?«
    Der Anwalt nickte.
    »Dann ist er auch gestorben«, sagte Cora mit kaum verständlicher Stimme, während Tränen ihre dunklen Augen füllten. »Und wenn er gestorben ist, werden wir alle sterben.«
    »Wir könnten fliehen«, schlug Lionel vor.
    »Wie denn? Durch die Flammen?«
    »Man müßte es zumindest versuchen. Die Skelette haben es auch geschafft.«
    »Sie sind keine normalen Lebewesen. Bei den Pferden war es anders. Die sind verbrannt, ich selbst habe es gesehen. Glaub mir, Lionel.«
    »Trotzdem will ich es versuchen.«
    »Und wie?«
    Als Antwort löste sich der junge Anwalt aus dem Griff des Girls und bückte sich stöhnend. »Halt mich mal«, forderte er Cora auf.
    Sie tat ihm den Gefallen.
    Der junge Anwalt hob eine der abgebrochenen Latten auf, wog sie kurz in der Hand und ging ein paar Schritte vor, ohne dabei dem Feuer zu nahe zu kommen.
    »Nicht!« rief Cora. »Ich…«
    Da schleuderte der Anwalt die Latte. Sie drehte sich ein paarmal in der Luft und verschwand in der Flammenwand.
    Sofort fing das Holz Feuer. Es loderte kurz auf und explodierte dann, wobei die Funken nach allen Seiten flogen. Zurück blieb die graue Asche.
    Lionel kam wieder zurück. »Das war’s wohl«, sagte er und hob die Schultern.
    »Wir kommen nicht weg!« erklärte Cora.
    »Genau.«
    »Und was jetzt? Bleiben wir hier?«
    Der Anwalt war dafür. »Allerdings lassen wir die anderen damit im Stich«, meinte er.
    Cora hatte Einwände. Sie klammerte sich so hart an ihm fest, daß er das Gesicht verzog. »Haben sie dir geholfen, als es dir vorhin dreckig ging? Nein, also was sollen wir da?«
    »Trotzdem, wir müssen hin.«
    »All right. Wie du willst.« Sie senkte den
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