Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schritt.
    Vorsichtig bewegte sie den Kopf nach links und blickte dorthin, wo sich auch die Gaststätte befand.
    Dort brannte ebenfalls das Feuer. Die Flammen mußten das gesamte Gelände eingeschlossen haben. Sie hatten somit den Menschen jeglichen Fluchtweg versperrt.
    Baxman konnte seine Rache ungestört genießen.
    Dieser Gedanke machte der jungen Frau Angst. Sie dachte an ihre Träume und an ihr erstes Leben, und plötzlich lag die Möglichkeit, abermals im Totenbrunnen zu sterben, gar nicht mehr in so weiter Ferne. Sollte sich ihr Schicksal zweimal innerhalb dieses grausamen Brunnens erfüllen?
    Cora konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn ein stöhnender Hilferuf ließ sie herumfahren.
    Mein Gott, Lionel Finch! An ihn hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht in all ihrer Panik. Jetzt machte sie sich Vorwürfe. Dabei war ihr der Mann von der ersten Begegnung her schon sympathisch gewesen. Wenn es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gab, dann hatte es Cora erwischt. Vor 300 Jahren hatten sie nicht zusammenbleiben können, und nun sah es ebenfalls so aus, als würde es in dieser Richtung unüberbrückbare Schwierigkeiten geben.
    Cora lief zurück in den Stall.
    Die Boxen waren zum größten Teil zerstört. Die Pferde hatten mit ihren scharfen Hufen die Seitenwände der kleinen Ställe regelrecht zerfetzt. Auch einige Stützbalken waren eingeknickt, deshalb hing sogar ein Teil der Decke schief.
    Cora fand Lionel Finch am Ende des Ganges. Dort lag er auf dem Boden, schmerzverzerrt war sein Gesicht. Als er Cora sah, versuchte er sich aufzurichten, er schaffte es kaum, in eine sitzende Stellung zu gelangen.
    »Lionel!« rief das Mädchen und rannte zu ihm, wobei es über die am Boden liegenden Holzstücke sprang. »Mein Gott, Lionel, was ist nur geschehen?« Sie ging neben dem Anwalt in die Knie und umfaßte mit beiden Händen das schweißfeuchte Gesicht.
    Finch stöhnte auf. »O verdammt, mich hat es erwischt.«
    »Wo?« Coras Blicke tasteten den Körper des Verletzten ab.
    »An der Hüfte, im Rücken, ich glaube überall.«
    »Können Sie aufstehen?«
    Lionel quälte sich ein Lächeln ab. »Mit Ihrer Hilfe vielleicht, Cora.«
    »Okay, versuchen wir’s.« Cora packte den jungen Anwalt und wollte ihn hochhieven, doch der fiel mit einem Laut des Schmerzes wieder zurück.
    »Verflucht, mein Bein. Da hat mich auch irgend etwas getroffen.«
    Er holte tief Luft. »Warten Sie, ich setze mich anders hin.« Lionel rutschte zur Seite, bis er mit dem Rücken an der noch heilen Wand lehnte. Dabei hatte er die Lippen fest zusammengepreßt. Er wollte vor dem Mädchen keine Schwäche zeigen.
    »So, jetzt versuchen wir es noch einmal«, sagte er gepreßt.
    Wieder half Cora.
    Und diesmal klappte es besser. Dank Coras Unterstützung kam der junge Anwalt auf die Beine.
    Schweratmend blieb er stehen. »Danke«, keuchte er, »vielen Dank.« Er quälte sich ein Lächeln ab. »Wo sind eigentlich die anderen hin?«
    »Geflohen.«
    »Und Sie?«
    »Ich… ich …« Sie senkte den Blick. »Ich konnte Sie doch nicht allein lassen.«
    »Danke. So etwas findet man selten.«
    Das Girl wurde rot.
    »Und jetzt?« fragte Lionel.
    »Gehen wir zu den anderen. Oder?«
    »Meinetwegen. Mit Ihrer Unterstützung schaffe ich alles.« Er lächelte wieder.
    Langsam gingen sie los. Lionel Finch hatte wirklich Mühe, trotz der Hilfe seine Beine zu bewegen. Zumeist schleiften sie über den Boden, aber er biß die Zähne zusammen und ließ sich nicht hängen.
    Sie kamen auch dort vorbei, wo die Wand von den Pferdehufen eingeschlagen war.
    Lionel blieb stehen. »Was ist denn hier geschehen?«
    »Die Pferde haben sich den Weg in die Freiheit buchstäblich ertrampelt«, erklärte Cora.
    »Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Was?«
    »Die Flammen.« Der Anwalt streckte den Arm aus. »Diese Feuerwand – wo kommt sie her?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann sind wir gefangen.«
    Cora nickte. »Es sieht so aus.«
    Der Anwalt wischte sich über die Stirn. »Hätte ich das alles vorher gewußt, wäre ich gar nicht hergekommen.« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Wie sehen Sie die Überlebenschancen, Cora?«
    Das Mädchen hob die Schultern.
    »So würde auch meine Antwort lauten. Was ist eigentlich mit den Pferden geschehen?«
    »Sie sind verbrannt.«
    Lionel schaute sie groß an. »Sind die Tiere in die Flammen hineingelaufen?«
    »Ja.« Und dann berichtete Cora mit stockender Stimme, was sie gesehen hatte.
    »Nein, das ist kein normales Feuer«, sagte Lionel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher