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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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Finch. »Das kommt aus der Hölle.«
    »Genau.«
    Sie wollten weitergehen, doch Finch hatte etwas entdeckt. Er machte Cora darauf aufmerksam.
    »Da, sehen Sie, in den Flammen!«
    Cora schaute hin.
    Undeutlich sah sie jenseits der still stehenden Feuerwand drei Gestalten. Sie gingen auf die Flammen zu und passierten sie, als wären sie gar nicht vorhanden.
    »Die Skelette«, hauchte das Mädchen.
    Und Lionel flüsterte: »Jetzt sind wir verloren!«
    ***
    Endlich sah ich ihn!
    Baxman, um den sich alles drehte, die lebende Leiche, der Untote, der die Jahrhunderte überdauert hatte. Er stieg aus der Erde, ein monsterähnlicher Mensch mit breiten Schultern, einem gewaltigen Brustkorb und einem Schädel zum Fürchten.
    Meine Lampe erhellte die unmittelbare Umgebung zwar kaum, trotzdem konnte ich sein Gesicht erkennen.
    Es war eine grauenhafte Fratze. Breitflächig, mit wulstigen Lippen, einer dicken Haut, auf der fingerdicke Pusteln wuchsen.
    Augenbrauen hatte Baxman nicht, seine Augen jedoch quollen aus den Höhlen vor und waren ohne Gefühl.
    Wie zwei Steine…
    Die Haare hingen wirr an seinem Schädel herab. Sie waren verkrustet. Dreck und Staub hatten ihre Spuren hinterlassen. Man sah diesem Ungeheuer an, welch eine Kraft in ihm steckte.
    Ich war weit in die Ecke zurückgedrängt worden und hielt nach wie vor die Lampe.
    Als Baxman seinen Kopf schüttelte, flogen mir ein paar Klumpen ins Gesicht. Dann stieß er einen röhrenden Laut aus und drehte sich um.
    Er war bewaffnet.
    Die gefährliche Axt hielt er in der rechten Hand, ein mörderisches Instrument, das die Jahrhunderte überdauert hatte, und mit dem er weitermorden wollte.
    Ich löschte die Lampe.
    Es wurde dunkel.
    Langsam stemmte ich mich hoch. Ich nahm den Modergeruch wahr, der mir entgegenströmte, und mein Magen rebellierte. Mit beiden Händen tastete ich nach meinem Kreuz, die einzige Waffe, die mir noch geblieben war.
    Denn eins war sicher.
    Baxman wollte mich töten!
    Wild stampfte er mit dem Fuß auf und knurrte drohend. Die Schneide der Axt blitzte.
    Mit dieser Waffe, die nicht verrostet war, hatte er vor 300 Jahren bereits getötet, und diesmal wollte er auch wieder damit morden.
    Ich holte mein Kreuz hervor. Zum Glück war es dunkel, und Baxman würde die Bewegung kaum wahrnehmen, so hoffte ich wenigstens. Ich war froh, als meine Finger das geweihte Metall umfaßten, ein Strom der Wärme durchpulste meinen Körper, es gab mir Ruhe und Gelassenheit, und ich konnte Baxman gegenübertreten.
    Er drehte sich.
    Ein furchtbares Röcheln drang aus seinem Maul, als er den Körper regelrecht schüttelte, und da griff ich an.
    Ich schleuderte mein Kreuz.
    Es war ein wuchtiger Wurf. Ich hatte auf das Gesicht des lebenden Toten gezielt, doch Baxman überraschte mich.
    Blitzschnell und kaum mit den Augen zu verfolgen, riß er seine Axt hoch. Er hielt die starke Schneide als Deckung vor sein Gesicht, so daß das Kreuz dagegenklirrte.
    Ich hörte einen hellen, singenden Ton, der regelrecht in mein Innerstes schnitt, dann trudelte das Kruzifix zu Boden.
    Jetzt war ich waffenlos.
    Mit dem alten Schuh stapfte Baxman auf dem silbernen Kleinod herum. Ein dumpfes Grollen drang über die fransigen Lippen, sein gewaltiger Brustkorb hob sich.
    Ich schaltete die Lampe ein.
    Messerscharf traf der Strahl sein Gesicht.
    Er schüttelte den Kopf und riß seinen Arm hoch. Es war der freie, der linke, mit dem rechten aber schlug er zu.
    Ich hatte sekundenlang gezögert, einzugreifen, und das war mein Glück. Hätte ich versucht, das Kreuz aufzuheben, dann hätte mir die Schneide der Axt den Schädel abgetrennt. So aber verfehlte sie mich um Haaresbreite.
    Im nächsten Augenblick aber entbrannte in dem engen Brunnenverlies ein Kampf auf Leben und Tod.
    Dieses untote Ungeheuer war voll auf Mord und Vernichtung programmiert. Und ich sollte sein Opfer sein.
    Baxmann fuhr herum. Ich sah nur seinen Schatten, weil ich die Lampe auch nicht mehr halten konnte, denn ich benötigte beide Hände, um die Angriffe abzuwehren.
    Baxmans Fäuste umklammerten den Axtgriff. Aus der Drehung heraus schlug er zu.
    Ich hörte sogar den Luftzug, als die blitzende Klinge von oben nach unten schräg auf mich zuraste. Wuchtig warf ich mich zur Seite und prallte frontal gegen die feuchte Wand, doch die Axt hatte mich verfehlt. Sie hämmerte in die Wand, sehr tief, und sie blieb mit der Schneide darin stecken.
    Bevor Baxman die Waffe wieder hervorziehen konnte, blieben mir ein paar Sekunden. Ich wirbelte herum
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