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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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er nicht so rasch gesehen werden konnte. Wenn er sich jetzt zeigte und die Leute aufklärte, gab das nur unnötige Fragen, denen er gern aus dem Weg gehen wollte.
    Parallel zur Straße schritt er durch den Wald. Dabei hielt er sich immer so in Deckung, daß er nicht zufällig von der Straße aus gesehen werden konnte.
    Im Gehen reinigte er auch seine Kleidung. Plötzlich fiel ihm ein, daß er seine Papiere im Wagen vergessen hatte. Er blieb stehen.
    Und diesmal hatte der junge Anwalt Glück.
    Die beiden Bauern waren wieder auf ihre Trecker gestiegen und abgefahren.
    Wahrscheinlich würden sie die Polizei benachrichtigen. Lionel Finch hoffte nur, daß sie seine Jacke im Wagen gelassen hatten.
    Sie lag tatsächlich noch dort.
    Und auch sämtliche Papiere waren vorhanden. Lionel fiel ein Stein vom Herzen. Rasch nahm er die Jacke an sich und lief weiter.
    Er blieb jetzt auf der Straße. Am Ende der langen Kurve lichtete sich der Wald, und die Fahrbahn führte schnurgerade weiter.
    Linkerhand sah Lionel sogar die Dächer eines kleinen Dorfes.
    Dort mußte Swampville liegen. Ein staubiger Feldweg führte dorthin. Er wurde durch einen Wegweiser gekennzeichnet.
    Ein anderer wies auf Horse Lodge hin.
    500 Yard, stand dort zu lesen.
    Der Weg zum Reithof führte rechts von der Straße ab. Die zahlreichen Hufspuren bewiesen, daß der Ponyhof öfter angeritten wurde.
    Lionel ging zu Fuß.
    Schon bald konnte er die Gebäude sehen. Es gab ein Haupthaus und einen langen Stall, der sich rechtwinklig an das Hauptgebäude anschloß. Auf einer Wiese grasten zahlreiche Pferde. Das Areal war durch eine Koppel abgetrennt.
    Vor dem Haus parkten drei Wagen. Ein Range Rover, ein Mercedes und ein Austin.
    Horse Lodge war also besucht.
    Nur ließ sich kein Mensch blicken.
    Langsam schlenderte der junge Mann auf den Bau zu. Er gefiel ihm. Das Gebäude war im Fachwerkstil errichtet worden, das rote Dach lief spitz zu und zeigte zwei Pferdeköpfe. Die Kronen der vor dem Haus stehenden Platanen spendeten bei heißem Wetter Schatten. Es gab zwei grün gestrichene Bänke, die unter den Bäumen standen.
    Und natürlich entdeckte der junge Anwalt auch eine Gaststube.
    Man konnte sie durch eine schmale Tür neben dem offiziellen Eingang betreten.
    Plötzlich spürte Lionel, daß er Durst hatte. Wie ausgetrocknet war seine Kehle. Auch Nachwirkungen der würgenden Knochenfinger. Er räusperte sich und versuchte zu sprechen. Es klappte einigermaßen, hörte sich nur etwas heiser an.
    Lionel trat seine Füße ab und ging in die Gaststube. Sofort fiel ihm der würzige Geruch eines Tabaks auf.
    Der Raum war ziemlich groß und rustikal eingerichtet. An den Wänden hingen Bilder, die allesamt Pferdemotive zeigten. Pferdeköpfe, springende Gäule, weidende Gäule. Und dahinter die typische Landschaft von Kent.
    Drei Personen schauten ihn an.
    Zwei Männer und eine Frau.
    Die Frau war die Wirtin. Sie stand hinter der langen Theke und hatte ihre linke Hand auf den Bierhahn gelegt.
    Der junge Anwalt grüßte höflich.
    Sein Gruß wurde durch Nicken erwidert.
    Lionel Finch ging bis zur Theke, lehnte sich gegen den Handlauf und bestellte ein großes Bier.
    »Aber gern«, sagte die Wirtin. Sie war eine resolute Frau, ziemlich korpulent, mit rosigen Wangen und klaren Augen. Das schon leicht ergraute Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden.
    Der junge Anwalt sah zu, wie die Wirtin das Bier in den Krug laufen ließ. Die Männer hinter ihm an den Tischen hatten ihr Gespräch wieder aufgenommen. Lionel Finch hörte, daß sie sich siezten, anscheinend kannten sie sich noch nicht lange.
    »Bitte«, sagte die Wirtin. Sie lächelte, als sie den Krug zu dem Anwalt hinschob.
    »Danke.« Lionel griff nach dem Glas. Er sah, wie das Lächeln der Wirtin verschwand und statt dessen ein Ausdruck des Entsetzens über ihr Gesicht flog.
    Lionel Finch setzte den Krug wieder ab, ohne getrunken zu haben. »Ist etwas?« fragte er.
    »Ihr… Ihr Hals …«
    Lionel fühlte nach. »Sie meinen die Flecken?«
    Die Wirtin nickte.
    »Ach, das ist nichts. Nur ein paar Mutterflecken, die ich schon seit meiner Kindheit habe.« Er hob den Krug an und nahm endlich einen langen Schluck. Aufseufzend stellte er den Krug dann zurück und wischte sich den Schaum von den Lippen.
    Die Wirtin schaute noch immer auf seinen Hals, was Lionel langsam unangenehm wurde.
    »Es sind wirklich nur Muttermale«, erklärte er.
    Da bückte die Wirtin sich und griff unter die Theke. Als ihre Hand wieder zum
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