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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf
Autoren: Larry Brent
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gesichert, daß ein Außenstehender
nicht ohne weiteres an sie herankam.
    »Komm rein, Bertold!« sagte der Zauberkünstler. Mit einem Blick
auf seine Armbanduhr fügte er hinzu: »Daß es schon so spät ist, habe ich gar
nicht gewußt.«
    Bertrand war ein Bär von einem Kerl. Er war so breit, daß er kaum
durch die Tür ging. Sein störrisches Kopfhaar erinnerte an die Stacheln eines
Igels. Bertrand hatte eine breite Boxernase und ein gutmütiges Gesicht. Man sah
ihm an, daß er gewohnt war, jeden Befehl auszuführen ohne viel Fragen zu
stellen, und daß er auch gerne jemand einen Gefallen tat, wenn die Situation es
erforderte. Bertrand bewegte seinen schweren Körper im Rhythmus einer Maschine.
    Estrello reichte seinem Faktotum einen Schlüsselbund. »Hol dir den
Plastikbehälter raus und bring ihn ins Theater! Du bleibst dabei, bis ich dort
auftauche.«
    »Natürlich, Senor. Das mache ich immer.«
    Er nahm den Schlüsselbund entgegen, schloß den Schrankkoffer auf,
der in der Ecke neben dem hoteleigenen Kleiderschrank stand und entnahm dort
einen grünen Plastikbehälter, der von einem Lederband mit einem Schloß
zusammengehalten wurde. Der Behälter sah aus wie ein Koffer.
    Bertrand gab die Schlüssel zurück. Dabei fiel sein Blick auf das
umgefallene Trinkglas auf der Tischplatte.
    »Ihr Drink, Senor, er... «
    Estrello winkte ab und ließ seinen Mitarbeiter gar nicht erst
aussprechen.
    »Ja, ich weiß. Das Mädchen hat ihn umgeschüttet. Es wollte gleich
zurückkommen, aber offenbar hat sie mich vergessen. Ich werde gleich nachfragen.«
Er ging zum Telefon und wählte. Der Portier meldete sich, und Estrello brachte
seine Beschwerde vor.
    »Vor zehn Minuten verließ die Senorita mein Zimmer. Ich warte noch
immer auf meinen Drink!« schloß er.
    Der Portier entschuldigte sich vielmals. »Das ist ein
Mißverständnis, Senor. Bitte, regen Sie sich nicht auf. Ich werde mich sofort
um die Angelegenheit kümmern.«
    Das tat er denn auch. Dabei stellte sich heraus, daß Juanita
nirgends zu erreichen war. Den letzten Gang, den sie gemacht hatte, war zum
Zimmer Estrellos gewesen.
    Der Illusionist aber behauptete, das Mädchen wieder weggeschickt
zu haben, damit sie ihm einen neuen Drink hole.
    Das Verschwinden des Zimmermädchens wurde zum Rätsel, als sich
nach ergebnisloser Suche im ganzen Haus nicht die kleinste Spur von ihm fand.
    Die Hotelleitung ließ eine weitere halbe Stunde verstreichen,
schickte einen Boten weg, der bei den Eltern und Geschwistern Juanitas
nachfragte. Auch hier war sie nicht aufgetaucht.
    Juanita war eine zuverlässige Mitarbeiterin. Niemand konnte sich
vorstellen, daß sie einfach aus heiterem Himmel heraus ihre Stelle verließ.
    Die Polizei wurde benachrichtigt. Sie nahm ihre Arbeit auf. Die
ersten Verhöre im Hotel wurden durchgeführt, als Estrello und seine Partnerin
bereits auf der Bühne standen und die farbige, einmalige Show abrollte.
    Unter den Zuschauern an diesem Abend befanden sich auch zwei
Menschen, die das faszinierende Geschehen auf der Bühne mit leuchtenden Augen
und aus ganz besonderen Gründen verfolgten.
    Es waren dies Kamoo, der Jivaro, und Paul Vernon, der
abenteuerlustige Franzose.
    Das Publikum war gemischt, ein Großteil waren ausländische
Touristen.
    Kamoo war der einzige Urwaldbewohner. Er war einfach gekleidet,
nur mit einem farbigen Hemd und einer abgetragenen Cordhose, die Vernon ihm
vermacht hatte.
    Nicht viel besser sah Paul Vernon aus. Seine besten
Kleidungsstücke bestanden aus einem weißen, etwas brüchigen Hemd und einem
dunklen Anzug, der jahrelang in einer Seemannskiste seiner Hütte gelegen hatte.
    Das Hemd war am Kragen geöffnet. Aber Vernon hatte nie besonderen
Wert auf Äußerlichkeiten gelegt. Außer bei Frauen. Aber auch da mußte der
innere Kern mit der Schale irgendwie übereinstimmen.
    Estrello zeigte Dinge, daß man zu träumen glaubte.
    Er ließ Tauben und Kaninchen erscheinen, und kein Mensch wußte,
woher er sie nahm. Zwanzig, dreißig weiße Tauben bevölkerten die Bühne, die er
aus seinen Ärmeln, seinem Zylinder, aus dem mit Rüschen besetzten BH seiner
Partnerin gezogen hatte.
    Vernon beobachtete mehr die Partnerin als das Geschehen auf der
Bühne.
    Er verließ seinen Platz ziemlich weit hinten, nachdem er Kamoo
zugeflüstert hatte, hier auf ihn zu warten.
    Im dunklen Zuschauerraum bewegte er sich an der Seite fast bis in
die erste Reihe vor.
    Anja stand links auf der Bühne, eine zum Leben erwachte Göttin.
Als Vernon sie sah mit
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