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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali
Autoren: Franc Helgath
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von den massiven Äxten, die Zamorra den Noabiben schenken hatte wollen. Sie revanchierten sich schlecht für seine Großzügigkeit.
    »Zamorra«, antwortete der Dämonenjäger und gab sich alle Mühe, nicht mehr das Amulett anzustarren. Vielleicht hatte das Buch des Lebens doch noch einige leere Seiten für ihn freigehalten.
    Jedenfalls war klar, daß sie ihm nicht auf die Kurze das Licht ausblasen wollten. Dann hatten sie das bestimmt auch mit Nicole nicht getan.
    Doch das war noch lange kein Grund, nun wirklich erleichtert zu sein.
    Der Häuptling oder Medizinmann, oder was immer dieser Sokor war, sprach ihn in Bahasi an, einer Sprache, in der Zamorra gerade noch guten Tag und guten Abend wünschen konnte. Er schüttelte den Kopf zum Zeichen, daß er kein Wort verstand.
    Sokor räusperte sich. Er sagte etwas, das entfernt nach »francaise« klang, aber Zamorra war nicht ganz sicher. Wenn ein Balinese und dann auch noch einer der Bergbewohner überhaupt eine Fremdsprache beherrschte, dann war das aller Wahrscheinlichkeit nach Niederländisch. Die Niederländer saßen im heutigen Indonesien zwar nicht mehr an den Schalthebeln der Macht, aber sie stellten das Hauptkontingent der Weißen, die sich noch im Lande aufhielten. Die Amerikaner waren erst mit dem Ölboom aufgetaucht, und der war noch nicht so alt.
    Deshalb sprach Professor Zamorra den Noabiben auf Holländisch an. Das Gesicht Sokors leuchtete kurz auf.
    Sein Flämisch war kaum zu verstehen. Sokor radebrechte nur, doch sie hatten die Basis für eine Verständigung gefunden.
    Fragte sich nur, inwieweit Sokor überhaupt mit sich reden ließ, denn seinen feindseligen Gesichtsausdruck verlor er nicht eine Sekunde lang.
    Offenbar störte es ihn, daß er zum bestimmt nicht kleingewachsenen Parapsychologen aus Frankreich hinaufschauen mußte. Er rief einigen Eingeborenen ein paar barsch hingeworfene Worte zu.
    Das Ergebnis war, daß viele Hände nach Zamorras Beinen griffen und sie einfach unter ihm wegzogen.
    Zamorra landete unsanft auf dem Bauch. Er konnte die instinktive Geste, die Hände schützend nach vorne zu reißen, um den Sturz zu mildern, gerade noch vermeiden. Seine letzte Chance wäre dahingewesen.
    So aber schrammte er sich die Wange und die Schläfe auf.
    Sokor lachte meckernd. Die Größenverhältnisse waren nun wieder nach seinem Geschmack. Er konnte zu Zamorra herunterschauen, und er drückte seine Meinung über seinen Gefangenen dadurch aus, daß er ähnlich wie vorher schon bei Nicole, Zamorra ins Gesicht spuckte. Er traf jedoch nur den Hals.
    »Muß das sein?« rang sich Zamorra zu einer Frage durch.
    Der Noabibe wurde ernst. Er hielt Zamorra die Axt hin.
    »Wozu das?«
    »Die ganze Kiste davon war als Geschenk für euch gedacht. Sicher habt ihr inzwischen auch die Messer und die Medikamente gefunden.«
    »Medikamente«, meinte Sokor geringschätzig. »Teufelszeug. Wir brauchen keine Medikamente. Wir brauchen die Sonne, aber uns hat man die Sonne gestohlen.«
    Zamorra glaubte zu verstehen, wohin der Noabiben-Herrscher hinauswollte.
    »Habe ich sie euch gestohlen?« fragte Zamorra und drehte sich auf den Rücken, damit man seine blutigen Handgelenke nicht mehr sehen konnte. »Ich bin als Freund gekommen.«
    Sokor winkte mit einer Geste ab, die seine ganze Abscheu allem Fremden gegenüber plastisch unterstrich. Er zeigte mit dem Daumen nach unten.
    »Die Orang Abung haben keine Freunde. Sie sind von einer Welt aus Feinden umgeben.«
    »Und jetzt soll der Drachengott euch helfen?«
    Sokor behielt sich bewundernswert in der Gewalt, selbst wenn er grau im Gesicht wurde und ein Flackern in seine schwarzen Augen eine Spur von Unsicherheit verriet.
    »Was weißt du von unserem Drachengott?« schoß er gleich darauf seine Frage ab.
    »Eine ganze Menge«, log Professor Zamorra dreist drauflos. Solange er Sokor beschäftigte und der Flamme seiner Neugierde neue Nahrung gab, würden sie ihn nicht umbringen. Der Zeitungsartikel aus der »Djakarta Times« fiel ihm ein, und er warf alles in die Bresche. Mehr als sein Leben konnte er nicht riskieren, und das hing ohnehin schon an einem seidenen Faden.
    »Das ist kein Gott, Sokor«, fuhr Zamorra fort, und er akzentuierte jedes einzelne Wort so deutlich, daß der Mann es verstehen mußte. »Du weißt es, und ich weiß es auch…«
    Der Medizinmann wurde unruhig. Er musterte seine Stammesbrüder, ob sie nicht vielleicht doch das eine oder andere Wort verstanden hatten, doch in diesem Punkt konnte er beruhigt sein.
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