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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali
Autoren: Franc Helgath
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Stämmen und Blättern und abgebrochenen Ästen.
    Zamorra stieg mit seiner Last mitten hinein in dieses Dickicht, krachte einmal durch und schürfte sich den ganzen Arm auf.
    Er wurde verfolgt von einem Lavastrom, der sich hinter ihm einen Weg ins Tal suchte. Der Hauptkegel des Gunung Anung selbst hatte aufgehört, die Hölle gegen den Himmel zu spucken. Die Erde vibrierte nicht mehr. Der Grund wurde fester, doch die Pause, die der heiße Leib des Vulkans sich gönnte, konnte auch nur sehr kurz sein.
    Hinter ihnen schrien die Noabiben, doch es waren Schreie der Angst, die sich ihren Kehlen entrangen. So mordlüstern und erwartungsvoll sie noch vor zwei oder drei Minuten gewesen sein mochten, jetzt hatten sie genug mit sich selbst zu tun.
    Zamorra balancierte auf einem Baumstamm entlang, der eine dreißig Meter lange Schneide in das Dickicht geschlagen hatte. Hinter ihm eine Wand aus Flammen und in ihm das Bewußtsein, daß sie das Schlimmste überstanden hatten.
    Nach einem halben Kilometer setzte Zamorra Nicole wieder ab. Sie hatte kaum die Kraft, auf eigenen Beinen zu stehen.
    Doch sie mußte.
    Unbarmherzig trieb der Professor sie vorwärts, der Sicherheit der tiefer gelegenen Regionen entgegen.
    Er konnte später nicht mehr genau sagen, wie sie lädiert, aber trotzdem relativ unversehrt dieser Hölle entronnen waren. Lokale Beben und kleinere Ausbrüche des Vulkans gehörten zum Alltag auf Bali, erzählte man ihm später. Niemand machte sich groß Gedanken darüber. Man nahm diese Unannehmlichkeiten hin wie alles andere. Balinesen verloren nie ihr Lächeln aus dem Gesicht.
    Auch der Fahrer lächelte, als Zamorra und Nicole das ausgetrocknete Flußbett mehr hinunterfielen, als daß sie noch gingen. Über dem Platz weit oben in der Flanke des Berges stiegen noch Rußwolken auf, doch hier herunten schien die Sonne.
    »Ihr kommt früh zurück«, sagte der Fahrer.
    ***
    Auf halber Strecke zurück nach Denpasar verliehen sich Nicole und Zamorra wieder ein halbwegs menschliches Aussehen. Der erfolgreiche Dämonenjäger fand sogar noch Geld in seinen Taschen, so daß sie sich gegen Abend neu einkleiden konnten.
    Nicole erstand einen weiteren Sarong und einen Kamm, mit dem sie mit Hingabe ihr Haar bearbeitete. Über ihre Erlebnisse bei den Noabiben sprachen sie nicht. Die Eindrücke waren noch zu frisch.
    Das verspätete Nachtmahl ließen sie sich vom Room-Service auf ihre Zimmer bringen, nachdem sie das Luxus-Hotel durch den Lieferanteneingang betreten hatten.
    Nicole aß nur wenig, und das sagte mehr über ihr durcheinandergeratenes Innenleben als ihr hübsches Gesicht, das noch deutlich von den so knapp überstandenen Strapazen gezeichnet war.
    Auch Zamorra hütete sich, an diesem Abend das Thema »Magie der Noabiben« auch nur in Nebensätzen zu erwähnen.
    Ihr Schlaf war totenähnlich, und sie standen später auf als sonst. Doch über die Trauminsel Bali war ein neuer, freundlicher Tag aufgestiegen. Der Gipfel des Gunung Agung blies eine dünne Rauchsäule gegen den postkartenblauen Himmel. Nicole hatte die Falten auf ihrem Gesicht und die Sorgen in ihren Augen einfach weggeschlafen.
    Sie frühstückten in ihrer Suite, und mit Kaffee, Toast, Käse und Marmelade neben verschiedenen Obstsäften brachte der Etagenkellner auch die neueste Ausgabe der »Djakarta Times«.
    Auf der Titelseite hatte die Nachricht vom Tod des Industriemagnaten Lun LinYang alle übrigen Meldungen aus der Welt verdrängt. Doch neben seinem Bild war noch ein zweites abgedruckt.
    Und dieses Gesicht kannte Professor Zamorra.
    »Kien LinYang« und dahinter ein Kreuz standen darunter.
    So erfuhr Zamorra, wen der Berg gestern mittag verschlungen hatte.
    Den Bericht hatte wieder einmal ein gewisser Fred Svender verfaßt. Neben dem ehrenden Nachruf auf den Wirtschaftsboß enthielt er auch die Nachricht, daß sein Sohn bei einem Brand umgekommen sei. Das Stadthaus der LinYangs auf den Kebajoranhöhen sei aus bisher noch ungeklärten Ursachen bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Dabei habe auch der Erbe des Industrie-Imperiums den Tod gefunden.
    Zamorra ließ die Zeitung sinken.
    Er wußte es besser.
    Doch er sah nicht den geringsten Grund, mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit zu treten. Man hätte ihm nicht ein einziges Wort geglaubt.
    Nicole war schon beim vierten Toastbrot.
    »Steht zur Abwechslung mal etwas Interessantes drinnen?« fragte sie.
    »Nichts von Bedeutung«, antwortete Zamorra geistesabwesend.
    Noch ein Problem beschäftigte
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