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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali
Autoren: Franc Helgath
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besseren Verstecke. Da unten wäre er sich wie auf einem Präsentierteller vorgekommen.
    Sie marschierten vielleicht zehn Minuten lang, als Zamorra stehenblieb und sein Amulett herausholte. Er hielt die Kette zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ das Medaillon auspendeln.
    Schließlich kniff er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und konzentrierte sich auf den Wunsch, daß das Amulett ihm zeigen möge, in welche Richtung sie sich weiter einen Weg durch den Dschungel bahnen mußten.
    Sofort begann das Pendel auszuschlagen. Es wies nach Nordost und damit genau dorthin, wo sich nach Zamorras Annahme der Gipfel des Gunung Agung befinden mußte.
    Zamorra drückte einen Kuß auf das zauberkräftige Silber und hing es sich wieder um den Hals.
    »Bleib dicht bei mir«, sagte er zu Nicole. »Weit kann es nicht mehr sein.«
    »Ist das Amulett etwa heiß geworden?«
    »Das nicht, doch das kann auch bedeuten, daß der Dämon zur Zeit nicht aktiv ist. Auch der Zeiger eines Seismographen schlägt nicht aus, wenn es kein Erdbeben zu registrieren gibt.«
    »Ob er weg ist?«
    »Das glaube ich nicht. Es muß sich ohnehin um eine seltsame Art von einem Dämon handeln. Ich neige dazu, ihn eher als einen Halbdämon zu bezeichnen. Aber das ist jetzt eine reine Vermutung von mir.«
    Nicole wußte sehr gut, was von Zamorras sogenannten »Vermutungen« zu halten war. Ihr Chef war sehr okkult begabt, auch wenn er diese Tatsache gerne herunterspielte. Aber sie hatte es oft genug erlebt, daß Zamorra manchmal Fähigkeiten entwickelte, die an Hellsichtigkeit grenzten. Dazu kam natürlich die Erfahrung, die er sich im Lauf der Jahre als Forscher und Dämonenjäger erworben hatte. Zamorra ließ sich so wenig täuschen, wie ein plangeschliffener Spiegel.
    Doch das bewahrte auch ihn nicht vor Fehlern.
    So dachte er zu sehr an den Dämon und zuwenig an die Noabiben, die in ihm ihren Gott sahen.
    Zamorra und Nicole liefen gerade durch dichtes Unterholz, als kleine, schwarze Menschen wie reife Früchte von den Bäumen fielen.
    Aus dem Vorderlader löste sich krachend ein Schuß, doch der gewaltige Knall brachte die Pygmäen nicht von ihrem Vorhaben ab. Sie kannten Gewehre und deren Wirkung schon.
    Zamorra wehrte sich verzweifelt. Er verteilte Fußtritte, schlug mindestens fünf oder sechs dieser schwarzhäutigen, zernarbten Kerle nieder, aber am Ende erging es ihm doch wie dem Hasen aus dem Sprichwort, der von zu vielen Hunden gehetzt wird.
    Sie hingen wie Kletten an ihm, krabbelten an ihm hoch, und ihr Gewicht zwang Zamorra nieder. Er sah den Waldboden auf sich zurasen, eine Wurzel, die daraus hervorstand.
    Er krachte genau mit der Stirn darauf.
    Dann wurde es schwarz um ihn.
    Die ersten der abgewehrten Abung erhoben sich bereits wieder. Sie stimmten in das frenetische Freudengeheul ihrer Stammesbrüder mit ein.
    ***
    Sokor hatte sich aus dem Kampfesgetümmel herausgehalten. Als Medizinmann stand er über so profanen Dingen wie zuschlagen und sich wehren.
    Er näherte sich dem Kampfplatz in vollem Ornat seiner Würde, als das Getümmel vorüber war. Wieder trug er das Diadem aus Blech, den gehämmerten Drachen, die weißen Tüchter um seine Hüften und die Ringe an den Beinen, die bei jedem seiner Schritte schepperten.
    Zuerst betrachtete er die Frau, die von sechsen seiner Leute auf die Erde gezwungen worden war und sich nicht mehr bewegen konnte, weil ihr die Pygmäen auf Armen und Beinen hockten. Sie schrie und kreischte in einer Sokor unbekannten Sprache.
    Doch es schien ihm Französisch zu sein.
    Sokor hatte unten nahe bei Kubu an der Ostküste Balis eine katholische Missionsschule besucht und dort auch Lesen und Schreiben gelernt, bis es ihn wieder zurückzog in den Wald. Er wollte unser seinesgleichen leben. Er haßte die Küstenbewohner, die sie vor vielen Generationen vertrieben hatten und sie zwangen, dieses menschenunwürdige Dasein in den Bergen zu führen, wo man nicht einmal richtige Äcker anlegen konnte, weil der Boden außer wildwucherndem Unkraut nichts hergab, weil die Hänge zu steil waren, um selbst nach einer Brandrodung etwas anzubauen.
    Er hatte das Erbe seines Vaters angetreten, der auch Medizinmann gewesen war. Doch er hatte im Gegensatz zu den allermeisten seines Stammesgenossen auch das andere Bali kennengelernt. Jenes Bali, das eigentlich den Orang Abung gehören sollte.
    Den Abung Menschen.
    Er spuckte auf die Fremde hinunter. Mit Fremden war das Unglück über sein Volk gekommen.
    Diese Frau würde Noab, seinen
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