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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali
Autoren: Franc Helgath
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war allein mit seiner Ohnmacht. Er redete sich ein, daß es seine Schuld sei, wenn Nicole etwas zustoßen würde, denn er hatte sie mit hierher gebracht.
    Andererseits jedoch hatte er niemals damit rechnen können, daß aus einer normalen Forschungsreise ein Horrortrip ins Jenseits werden würde.
    Bis zum gestrigen Abend hatte er nicht die geringste Ahnung davon gehabt, auf was er und Nicole sich wirklich eingelassen hatten.
    Nein - es hatte keinen Sinn, sich in Selbstvorwürfen zu zerfleischen, wenn das Schicksal selbst sich so gegen sie verschworen hatte.
    Zamorra hatte damit rechnen müssen, daß es sich eines Tages gegen ihn stellen würde. Schon zu oft hatte er die Gefahr herausgefordert. Man konnte nicht immer nur auf der Gewinnerstraße laufen.
    Entgegen seiner Gewohnheit fluchte Zamorra lästerlich und zerrte an seinen Fesseln.
    Und ich gebe nicht auf! schwor er sich. Verdammt noch mal, alter Junge. Es ist doch nicht das erste Mal, daß du in der Klemme steckst!
    Vielleicht konnte er seinem Gefängnis entfliehen. Dann würde man weitersehen.
    Daß er mit Gewalt nichts erreichte, sah er bald ein. Die Rotangschnüre schnitten sich nur noch tiefer ins Fleisch.
    Unter akrobatischen Verrenkungen in diesem brunnenschachtengen Verlies gelang es ihm, sich hinzuknien. Die Hände hatte er jetzt auf dem Rücken zusammengebunden. Wenn er sich krumm machte wie ein Fragezeichen, dann konnte er mit Fingerspitzen gerade noch die Fesselung an seinen Beinen erreichen.
    Obwohl er fast kein Gefühl mehr in den abgestorbenen und blau angelaufenen Fingern hatte, ging er methodisch daran, nach Knoten zu suchen.
    Er fand drei Stück. Mit dem Mut der Verzweiflung löste er alle drei und verlor darüber jeden Zeitbegriff. Er zwang sich, an nichts anderes zu denken, als nur an diese verfluchten Knoten.
    Durch das Arbeiten seiner Finger und Sehnen hatte sich auch die Verschnürung der Hände leicht gelockert. Keuchend fuhr er fort, die Schlaufen zu erweitern, spürte, wie ihm das Blut aus den aufgescheuerten Handgelenken rann.
    Doch dieses Blut zeitigte noch eine Nebenwirkung. Mit einer Flüssigkeit getränkt wurden die Palmfasern geschmeidiger und dehnbar. Noch ein paar Minuten und er konnte die Hände aus der Verschnürung ziehen wie aus zu weit geratenen Handschellen.
    In diesem Moment verstummten oben die Trommeln.
    Zamorra schloß geblendet die Augen, als die Abdeckung zu seiner Grube beiseite geschoben wurde.
    Die Sonne drang herab bis auf den Grund.
    Sie stand genau im Zenit.
    Die Morgennebel hatten sich verzogen.
    ***
    Bevor Zamorra noch richtig zur Besinnung kam, sprang einer der Pygmäen zu ihm herunter. Er hatte ein Messer in der Hand.
    Doch dem Eingeborenen ging es nicht viel besser als Zamorra. Auch er konnte kaum etwas sehen.
    Zamorra bemerkte nur, daß er sich an seinen Fußfesseln zu schaffen machte, die nur noch: lose um die Knöchel hingen.
    Dann ließ irgend jemand ein Seil herab, und der Pygmäe legte es Zamorra um die Brust, vermied dabei, ihm in die Augen zu sehen und schlang einen schnellen Knoten.
    Anschließend kletterte er wie von einer Tarantel gestochen am Seil hoch.
    Das ganze Manöver konnte nur bedeuten, daß Zamorra hinaufgeholt werden sollte.
    Da zogen sie auch schon. Zamorra verlor den Boden unter den Füßen. Der Eingeborene hatte offensichtlich nicht bemerkt, daß Zamorra sich schon fast befreit hatte. Er mußte seine Handfesselung festhalten, damit ihm die aufgeweichten Schnüre nicht von den Gelenken rutschten.
    Oben hatte mindestens ein Dutzend Pygmäen den Rand der Grube umringt. Mindestens ein Dutzend Speerspitzen zeigte auf ihn, und Zamorra war froh, daß seine Fesselung noch den Anschein erweckte, sie sei intakt, denn gegen eine derartige Übermacht halfen ihm auch freie Fäuste nichts. Im Augenblick hieß Abwarten das Gebot der Stunde.
    Die Phalanx des Todes öffnete sich. In die Nische trat ein Mann, der seiner äußerlichen Aufmachung nach der Herrscher der Noabiben zu sein schien: ein blechernes Diadem auf dem krausen Haar, seine Bemalung.
    Und dann natürlich das Medaillon.
    Zamorras Blick saugte sich förmlich daran fest.
    Er brauchte jetzt nur loszustürzen, keine fünf Schritte zu laufen, dann hatte er sein Amulett wieder.
    Doch von diesen fünf Schritten waren alle fünf zuviel. Er würde von mehreren Speeren durchbohrt sein, bevor er auch nur einen getan hatte.
    »Sokor«, sagte der Mann mit Amulett und klopfte sich dabei mit der linken Faust an die Brust. Die rechte Hand hielt eine
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