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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
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sie die Wirklichkeit eingeholt. Wie eine trübe Springflut war sie über sie hereingebrochen, hatte ihr auf diese Weise klargemacht, daß es außer John Travolta und Saturday Night Fever auch noch andere Dinge gab.
    Namenloses Grauen. Gefahr. Todesangst.
    In ihrer unmittelbaren Nähe brach knackend ein Ast.
    Laureen zuckte zusammen. Sie hielt den Atem an, lauschte. Das Geräusch wiederholte sich nicht. Sie atmete weiter. Mit zitternden Fingern wischte sie sich über ihr schweißnasses Gesicht. Ihre Wangen glühten wie im Fieber. Ihr Haar lag wie hingekleistert an ihrem Kopf.
    Wie lange sie zusammengekauert liegenblieb, wußte sie später nicht mehr zu sagen. Irgendwann war sie wieder in der Lage, zusammenhängend und folgerichtig zu denken.
    Ganz langsam sickerte die Erkenntnis in sie ein, daß sie dem Mann entkommen war. Vorerst wenigstens. Vielleicht streifte er noch durch den Wald, auf der Suche nach ihr…
    Ja, je länger sie darüber nachgrübelte, desto sicherer glaubte sie zu wissen, daß der Kerl so einfach nicht aufgab. Nicht aufgeben durfte. Dafür gab es einige gute Gründe. Sie hatte sein Gesicht gesehen – und es sich eingeprägt. Sie konnte der Polizei eine detaillierte Beschreibung liefern.
    Laureen Fullers Panik kehrte zurück.
    Sie richtete sich auf. An ihren Handflächen klebten nasse Tannennadeln und Erdreich. Achtlos wischte sie sie an ihrem Kleid ab.
    Sie setzte sich in Bewegung. Mit ausgestreckten Händen tappte sie voran. Immer wieder stieß sie damit gegen rissige Baumstämme.
    So dicht standen sie hier, daß sie sich manchmal geradezu zwischen ihnen durchzwängen mußte.
    Ihre Schritte wurden vom weichen, federnden Boden gedämpft.
    Es war eine unwirkliche Situation.
    Sie fragte sich, wohin sie sich wenden sollte. Sie wußte zwar, daß dies hier der Hampstead Heath Forest war, der verhältnismäßig kleine Wald nördlich von Hampstead Heath, aber das war auch schon alles. Während ihrer Flucht hatte sie beileibe nicht darauf geachtet, in welche Richtung sie rannte.
    Sie verwünschte sich. Wenn sie ehrlich war, dann mußte sie sich nämlich eingestehen, daß sie sich alles selbst zuzuschreiben hatte.
    Sie hatte unbedingt darauf bestanden, auf Dorothys Party zu gehen.
    Sie hatte Benny provoziert, seine Eifersucht regelrecht angefeuert.
    Kein Wunder, daß er durchgedreht und sie vor allen Gästen geohrfeigt hatte…
    Sie liebte Benny, aber das war zuviel gewesen. Sie hatte ihn einfach stehenlassen und war gegangen. Und dann war sie auf die verhängnisvolle Idee gekommen, einen Wagen anzuhalten, der Richtung London fuhr. Benny sollte ruhig sehen, daß sie auch ohne ihn nach Hause kam.
    Obwohl sich Laureen Fuller bewegte, kroch die Kälte wie ein schleichendes Gift in ihren Körper.
    Und mit dieser Kälte kam die Stille.
    Eine völlig andere Stille als die, die sie bisher umfangen hatte. Sie schien in eine andere Welt gelangt zu sein. In eine Welt des Schweigens…
    Nichts, absolut nichts, war mehr zu hören. Nicht einmal mehr die eigenen Atemzüge!
    Seltsam…
    Nahmen die Schrecken dieser Nacht denn kein Ende? Laureen Fullers Nerven spannten sich an.
    Im gleichen Augenblick verlor sie den festen Boden unter ihren Füßen. Sie taumelte vorwärts…
    Und dann war da nur noch gähnende Leere!
    Sie fiel! Ihre Hände wirbelten, krallten sich in feuchte, duftende Erde, versuchten, einen Halt zu finden! Aber einen solchen Halt gab es für sie nicht! Sie rutschte ab. Ihre Hände glitten rasend schnell über Erde, dünne Wurzeln, die unter ihrem Griff rissen, und Gras und Farn…
    Irgendwann schlug sie auf.
    Es tat nicht einmal weh. Der Boden unter ihr vibrierte. Er war klebrig, naß… Eine unangenehme Wärme dampfte empor.
    Als würde ich in einem Spinnennetz hängen! dachte sie noch.
    Ihre Sinne schwanden. Aber bevor sie endgültig das Bewußtsein verlor, sah sie noch den unförmigen, in düsterem Rot glühenden Schemen.
    Ein massiger, wurmähnlicher Riesenkörper kroch auf sie zu!
    Laureen riß ihre Augen auf. Dieses Wesen könnte – durfte es nicht geben! Es war riesig! Der ganze Körper war durchsichtig! Unter einer dünnen, hellen Haut zuckten Muskeln, wurde pechschwarzes Blut vorangepumpt.
    So unmöglich wie der ganze Körper war auch der Schädel des Wesens! Ein scharfes Raubtiergebiß war weit aufgerissen. Geifer troff über widerliche, wulstige Lefzen. Die Augen waren handtellergroß – und mandelförmig. Wie Katzenaugen, durchschoß es Laureen.
    Der Fürchterliche war jetzt ganz
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