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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
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erreicht war, dann hatte sie keine Chance mehr!
    Da ruckte die Schnauze des Austin plötzlich hoch – wie von einem wuchtigen Prankenhieb getroffen. Gleich darauf sackte sie wieder ab. Eine Mulde! Dreckwasser spritzte links und rechts hoch.
    »Verdammt!« schimpfte der Mann.
    Er kurbelte am Lenkrad und gab Gas. Der Austin-Motor heulte auf. Mühsam wühlte sich der Wagen frei.
    Jetzt! durchzuckte es Laureen.
    Mit einem wilden Aufkeuchen warf sie sich herum. Fahrig wischten ihre Finger über die kühle Scheibe… Tiefer! Eine Sekunde später schwang die Tür auf. Eiskalt fauchte die Luft herein.
    Der Bleiche fluchte lästerlich.
    Seine Linke kam hoch, die Finger hatte er zu Krallen gekrümmt.
    Irgendwie bekam Laureen das noch mit. Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie die Bewegung wahr.
    Sie stieß sich ab!
    Kopfüber stürzte sie in die Regennacht hinaus. Einen schrecklichen Augenblick lang schien sie in der Luft zu schweben – über einem schwarzen Höllenloch zu hängen –, dann erfolgte der Aufprall! Sie überschlug sich zweimal – dreimal. Wie eine Gliederpuppe wirbelte sie um ihre eigene Achse.
    Dann war es vorbei. Sie lag still.
    Keuchend rang sie nach Luft, mit zitternden Händen tastete sie in der Dunkelheit herum. Der Boden, auf dem sie lag, war naß und schmierig. Lehm. Hier und da ein Grasbüschel.
    Schluchzend rappelte sie sich auf. Regen peitschte in ihr Gesicht.
    Der Wind heulte und orgelte und zerrte an ihrem dünnen Kleid.
    Laureen Fuller fröstelte. Ihre Zähne klapperten aufeinander. Jede Stelle ihres Körpers tat höllisch weh.
    Aber darauf durfte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Der Verrückte hatte angehalten! Nur ein paar Yards vor ihr leuchteten die Bremslichter. Wie die Augen eines Ungetüms! Rot! Blutrot!
    Laureen Fuller rannte los. Die Angst peitschte sie voran. Fort von dem schmalen Weg, in den Wald hinein, der sich beidseits anschloß!
    Laureen lief um ihr Leben. In ihre Ohren trat ein dumpfes Sausen.
    Sie hetzte durch den Wald. Zweige schlugen in ihr Gesicht, zerkratzten es. Dornige Äste verfingen sich im Stoff ihres Kleides. Bald hing es nur noch in Fetzen um ihren Körper. Unzählige Male stolperte sie, fiel hin – und stand wieder auf. Das namenlose Grauen trieb sie weiter, immer weiter!
    Nur weg! Er darf mich nicht einholen! hämmerte es in ihrem Kopf.
    Daß ihr Schicksal längst entschieden war, das ahnte sie nicht. Sie flüchtete vor einem zudringlichen Mann, lief dem Grauen, das er verbreitete, davon – nur, um einem weit schrecklicheren Wesen in die Klauen zu fallen…
    ***
    Irgend etwas war faul!
    Oberfaul!
    Es war ein häßliches Gefühl. Ich schleppte es schon eine ganze Weile mit mir herum. Genaugenommen seit dem Augenblick, in dem ich die Meldung auf den Schreibtisch bekam, daß im Friedhof von Hampstead Heath zwei in der Totenhalle aufgebahrte Leichen verschwunden seien. Die Tür war von außen aufgebrochen worden, und zwar auf brutale Art und Weise. Das massive Holz war regelrecht zertrümmert worden.
    War wieder einmal ein Ghoul am Werk?
    Sir Powell war davon überzeugt.
    Mein Vorgesetzter war noch vorsichtiger und penibler geworden.
    Das Böse im Keim vernichten, das war die neu ausgegebene Parole.
    Verständlich, denn in letzter Zeit war es auch wirklich knüppeldick gekommen. Wir hatten Grimes, den Ghoul, erledigt, diesmal endgültig, und den Schwarzen Tod ebenfalls. Mit meinem silbernen Bumerang war es mir gelungen, ihn zu töten. Aber diesen Erfolgen standen schon wieder neue Horror-Tatsachen gegenüber. Da gab es Asmodina, die Tochter des Teufels, und Dr. Tod, meinen alten Feind. Er war wieder auferstanden. Das bereitete nicht nur dem guten Sir Powell schlaflose Nächte.
    Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. So heißt ein deutsches Sprichwort. Mein Freund, Kommissar Will Mallmann, hatte es einmal zum besten gegeben.
    Nun, ich hatte Sir Powell zugestimmt: Man mußte sich um die Angelegenheit kümmern.
    Deshalb hatten wir uns die vergangenen Nächte um die Ohren geschlagen. Wir, das waren Suko, mein chinesischer Freund und Kampfgefährte, und ich, John Sinclair. Die Kollegen vom Yard hatten wir nicht mobilisiert. Bekanntlich verderben viele Köche den Brei. Ein polizeilicher Großeinsatz hätte den Unheimlichen, der Hampsteads Friedhof heimsuchte, nur auf Tauchstation gehen lassen.
    Vorgestern und gestern war nichts passiert.
    Doch heute hatte ich dieses komische Gefühl in mir. Als würde ich auf einem Ameisenhaufen sitzen. Ich hatte es Suko gesagt, aber
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