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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
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der Chinese hatte nur gegrinst.
    Dann hatten wir uns geteilt. Suko nahm sich den östlichen Teil des Friedhofs vor, ich mir den westlichen.
    Der Friedhof von Hampstead Heath ist relativ groß. Er liegt im Norden Londons, nur eine knappe Meile von der kleinen Stadt Hampstead entfernt, auf allen vier Seiten umgeben von einem typisch englischen Park. Gepflegter Rasen, hier und da ein paar Büsche und Bäume und Bänkchen. Südöstlich schließt sich sanft hügeliges Gelände an. Heidelandschaft. Niedere Sträucher, hin und wieder ein Gehölz. Im Norden, hinter einem großzügig angelegten Parkplatz, ragt die dunkle Mauer eines Waldes auf. Der Friedhof selbst wird mit einer mannshohen Mauer vom Park getrennt, die nur an wenigen Stellen von Efeu überwuchert ist.
    Vorhin hatte es aufgehört zu regnen.
    Die Wolkendecke war auseinander gefasert. Jetzt sickerten sogar ein paar spärliche Strahlen Mondlicht herunter. Die Szenerie wirkte gespenstisch. Schwarz- und Grautöne, wohin man blickte. Die schmalen Kieswege zogen sich als schwarze Bänder kreuz und quer durch den Friedhof. Die Grabkreuze, steinerne Engel und Grüften waren gepflegt. Ganz anders als im Friedhof Highgate…
    Vorsichtig ging ich weiter.
    Kalter Wind säuselte im Blattwerk der Büsche und Bäume. In dieser Düsternis erschienen sie als drohende Schatten.
    Ich umrundete eine niedere Buschgruppe und begab mich wieder Richtung Leichenhalle. Für einen Ghoul war das der interessanteste Punkt eines jeden Friedhofs. Erst an zweiter Stelle folgten die Gräber, die man erst mühsam öffnen mußte…
    Der Kampf gegen Grimes hatte lange genug gedauert, um mich mit den grausigen Gepflogenheiten von Ghouls vertraut zu machen, und auch zuvor hatte ich einige Male mit diesen Bestien zu tun gehabt.
    Die Friedhofskapelle tauchte vor mir aus der Dunkelheit auf. Es war ein wuchtiges, massiges Gebäude mit hohem Glockenturm, an das sich die Leichenhalle anschloß. Ein großer Komposthaufen war einige Schritte abseits angelegt. Er wurde von einer hohen Hecke umgeben.
    Dort nahm ich jetzt eine Bewegung wahr!
    Blitzschnell! Verstohlen! Huschend!
    Kein Laut war zu hören!
    Unwillkürlich zuckte ich zusammen und glitt in die Deckung einer Birke. Meine Rechte tastete nach der Beretta, die in der Schulterhalfter steckte. Außer dieser Waffe trug ich nur noch mein silbernes Kruzifix bei mir. Meinen Spezialkoffer hatte ich im Bentley gelassen.
    Ein monströser Schatten löste sich von der Hecke! Mit ungelenken Schritten stapfte er über den Weg… Zur Totenhalle hin!
    Ich konnte Einzelheiten erkennen. Strähnige Haare, die weit über die gebeugten, von schwarzen Beulen verunstalteten Schultern fielen, und vom Nachtwind bewegt wurden. Den wulstigen, verdrehten Körper, um den lediglich ein paar zerfetzte Lumpen schlotterten. Die unverhältnismäßig langen Arme, die in Klauen mündeten.
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr! Ein Ghoul!
    Noch vier Schritte, und das Wesen hätte die Leichenhalle erreicht. Was dann geschehen würde, wußte ich.
    Ich zog die Beretta und machte mich auf den Weg. Der Ghoul hatte zehn Schritte Vorsprung, aber die holte ich rasch auf.
    Er war ahnungslos und fühlte sich zudem ziemlich sicher. Kein einziges Mal sah er sich um.
    Gut. Das konnte mir nur recht sein. Ich rannte über den kurzgeschorenen Rasen und verursachte kein Geräusch.
    Wo steckte nur Suko?
    Egal. Ich konnte ihm jetzt weder eine Spezialeinladung schicken, noch auf ihn warten. Was getan werden mußte, mußte jetzt getan werden.
    Der Ghoul wankte an der Mauer der Kapelle entlang. Mondlicht projizierte das Schattenbild seines bizarren Horror-Körpers auf die Wand. Es sah noch schrecklicher aus als er selbst.
    Dann hatte er die Tür der Leichenhalle erreicht. Hechelnd sog er die Luft ein – witterte! Seine Klauenhände kratzten über das rissige Holz!
    »Es reicht!« sagte ich scharf.
    Wie von der Natter gebissen, kreiselte der Ghoul herum. Ein wimmernder Laut rann über seine wulstigen Lippen, die schleimig glänzten.
    Er hob beide Hände.
    Ich ging näher, die Beretta im Anschlag.
    »Weg von der Tür«, befahl ich.
    Er bewegte sich nicht.
    Seine großen, stumpfblickenden Augen hefteten sich auf einen Punkt hinter mir. Sein Maul klaffte auf, zeigte halbverfaulte Stummelzähne.
    Gefahr!
    Jemand stand hinter mir! Blitzartig durchzuckte mich diese Erkenntnis. Und da handelte ich auch schon. Ich warf mich zur Seite, katapultierte mich aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich!
    Aus den Augenwinkeln sah ich
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