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0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

Titel: 0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
Autoren: kalte Duschen
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sondern immer nur seinen Freundinnen auf der Tasche lag oder beim Poker zwei Asse im Ärmel hatte.«
    Neville blätterte eine Seite um und stützte den Kopf in die Hand.
    »Na, hast du noch etwas Besonderes auf Lager?« sagte Phil. »Ich seh‘ es dir an…«
    »Eine ganze Menge. Beginnen wir mit dem Opfer Ellen Grouch. Auch sie ist nicht sehr weit vom Mississippi zu Hause. Ihr Vater war ein frommer Sektenprediger in Newport, Arkansas und hielt es mit dem Prinzip, man müsse seinen Kindern möglichst viel Prügel und wenig zu essen geben, damit sie in der Furcht des Herrn groß würden. Ellen West, wie sie damals noch hieß, wurde zwar groß, aber Furcht hatte sie lediglich vor ihrem Vater, und darum rückte sie bereits mit fünfzehn Jahren aus. Sie kam nach New York, und dann war sie plötzlich mit Grouch verheiratet. Wie es dazu gekommen ist, Weiß kein Mensch. Ein Jahr lang lebten sie wie die Turteltauben, und dann fing Ellen an, ihre eigenen Wege zu gehen. Ihr Mann revanchierte sich, indem er sie kurz hielt. Ellen brachte es trotzdem fertig, immer genug Geld zu haben. Es sieht so aus, als ob sie einen Freund gefunden hatte, der sie mit Scheinchen versorgte. Wer das ist, konnte ich nicht erfahren. Was ihren gewaltsamen Tod anbelangt, so gehen die Meinungen auseinander. Die einen behaupten, sie habe erpreßt und die Schraube so stark angezogen, daß der Betreffende sich keinen anderen Ausweg wußte, als sie zu beseitigen. Die anderen behaupten, jemand sei eifersüchtig geworden, und vereinzelt redet man sogar von ihrem Mann, der sie auf andere Art nicht losbekommen konnte. Dieser Patrick Grouch ist das, was man einen Selfemademan nennt. Sein Vater starb, als er gerade fünf Jahre alt war. Bis zur zweiten Heirat seiner Mutter, zwanzig Jahre später, war er so etwas wie das Familienoberhaupt. Er setzte sich auch seinem Stiefvater gegenüber durch, und als dieser ebenfalls nach kurzer Ehe krank wurde und starb, kümmerte er sich um seinen kleinen Bruder, den er in ewiger Abhängigkeit hielt. So ist es denn auch bis heute geblieben. Vielleicht wäre aus diesem Frank Weaver etwas geworden, wenn er nicht immer im Schatten des .großen Bruders gelebt hätte.«
    Dann haben wir noch ein paar Randfiguren, zum Beispiel das Ehepaar Weaver. Frank Weaver ist ein Stiefbruder von Grouch. Er ist dreiunddreißig Jahre alt, also vierundzwanzig Jahre jünger. Im Gegensatz zu seinem Bruder ist er zwar ein netter Kerl mit guten Umgangsformen, aber geschäftlich eine Null. Er ist Versicherungsagent, und was das heißt, wißt ihr ja. Böse Zungen behaupten übrigens, auch er sei einer der Liebhaber seiner Schwägerin gewesen. Seine Frau Dorothy lernte er bei der Gesellschaft kennen, für die er arbeitet. Sie soll recht hübsch, aber unbedeutend sein.
    »Danke schön, Neville, du hast dir wirklich Mühe gegeben, aber eines mußt du mir noch erklären«, warf Phil ein. »Wie ist es möglich, daß dieser kleine Bruder, der doch den älteren wie einen Vater verehrte, ein Techtelmechtel mit dessen Frau anfangen könnte, wie du vorhin behauptetest?«
    »Ich habe es nicht behauptet, sondern nur wiedergegeben, was mir zugetragen wurde. Frank Weaver soll sehr gut aussehen, und er ist fünfundzwanzig Jahre jünger als sein Stiefbruder. Ellen war ein Teufel, der kein Mann widerstehen konnte. Sie wird es wohl darauf angelegt haben, was ihr umso leichter fiel, weil Weavers Frau zwar ganz nett, aber nichts Besonderes ist.«
    Wir bedankten uns noch einmal und baten Neville, seine Ermittlungen niederschreiben zu lassen.
    Als wir ins Office zurückkamen, waren die Akten von Captain Harper bereits angekommen. Dabei befand sich auch die bewußte Tasche mit Inhaltsverzeichnis. Diese Tasche war einmal weiß gewesen, aber vom Schneewasser durchgeweicht. Ich räumte sie aus und betrachtete mir den Inhalt. Die Kreditbücher für verschiedene Kaufhäuser wiesen nur geringe Beträge auf der Haben-Seite aus, und das Scheckbuch auf die New York City Bank war in den letzten vierzehn Tagen überhaupt nicht benutzt worden, ein Beweis, daß Ellens Konto erschöpft war.
    Ob nicht das Geheimnis um den Mord vielleicht in den verworrenen Geldverhältnissen Ellens zu suchen war? Ihr Mann hatte sie knapp gehalten und mir gegenüber geäußert, sie könnte keineswegs mehr als ein paar hundert Dollar in der Tasche gehabt haben. Für Patrick Grouch waren ein paar hundert Dollar ein großer Dreck. Ich breitete alles auf dem Tisch aus. Es war nichts Besonderes daran. Im Begriff,
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