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0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

Titel: 0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
Autoren: kalte Duschen
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wieder einzuräumen, bemerkte ich, daß das Futter der Tasche von der Nässe aufgeweicht war und sich darum von der Unterlage abgelöst hatte. Ein Riß klaffte an der Seite, und als ich hineingriff, fühlte ich ein Stück feuchtes Papier. Vorsichtig zog ich es heraus und strich es glatt.
    Vor mir lag ein mit der Hand geschriebener Brief, dessen Schriftzüge verlaufen, aber zum großen Teil noch leserlich waren. Wie immer sah ich zuerst nach der Unterschrift.
    »Dein dich liebender Frank«, lautete sie.
    Frank konnte nur Ellens Schwager sein. Also war Nevilles Information doch richtig gewesen. Der Brief- war bereits zehn Tage alt und kein Beweis für die Intelligenz des Schreibers. So etwas hätte ich nicht einmal abgefaßt, als ich noch zur Schule ging. Natürlich war es ein Liebesbrief. Frank beklagte sich darüber, daß Ellen nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle, seitdem er ihr kein Geld mehr geben konnte. Es ging daraus hervor, daß er für sie seine ganzen Ersparnisse aufgebraucht hatte. Für mich jedoch war das Interessanteste der Schluß.
    »Ich bitte dich heute zum letzten Mal und im Andenken an die schönen Stunden, die wir verbracht haben, morgen an unseren gewohnten Rendezvous-Platz zu kommen. Wenn du mich wieder enttäuschst, so wisse, daß ich zu allem fähig bin. Ich kann und will ohne Dich nicht mehr leben, aber wenn es sein muß, so nehme ich Dich mit.«
    »Was hast du denn da?« fragte Phil mich und sah mir über die Schulter.
    »Wenn ich mich nicht sehr irre, so weiß ich jetzt, wer Ellen Grouch ermordet hat. Lies dir das durch!«
    Phil vertiefte sich in die vermischten Zeilen. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Mein lieber Junge, du kennst doch den Spruch von den bellenden Hunden, die nicht beißen. Du hast auch gehört, wes Geistes Kind dieser Weaver ist. Er mag seiner Liebe, die ihn abgemeldet hat, weil sie ihn nicht mehr schröpfen konnte, Drohbriefe schreiben, aber wie ich diesen Mann taxiere, ist er nicht imstande, jemandem auch nur ein Haar zu krümmen. Keinesfalls ist dieser Typ fähig, der Frau, die er liebt, kaltblütig den Schädel einzuschlagen.«
    Phil hatte recht, aber das alles nahm die Tatsache nicht weg, daß er ihr massiv gedroht hatte und das sie ein paar Tage danach ermordet worden war.
    »Jedenfalls werde ich mir Weaver vornehmen, und zwar sofort«, beschloß ich.
    »Viel Vergnügen. Ich ackere inzwischen den Papierkrieg hier durch. Vielleicht finde ich etwas, was die Herren von der City Police übersehen haben.«
    Glücklicherweise hatte Neville die Adresse von Frank Weavers Gesellschaft. Es war die Dun & Bradstreet Inc., deren Sitz in der 6th Avenue nicht weit vom Rockefellercentre war. Ich zweifelte zwar, ob ich Weaver um diese Zeit des Tages im Büro antreffen werde, hielt es aber für besser, mich nicht telefonisch anzumelden. Angenommen, er hätt? seine Schwägerin wirklich ermordet, so wäre ein Telefongespräch von mir geeignet gewesen, ihn zur sofortigen Flucht zu veranlassen.
    Um halb zwölf war ich an Ort und Stelle, parkte meinen Wagen und fuhr hinauf zum 22ten Stockwerk.
    »Mr. Weaver?« sagte das Mädel an der Anmeldung. »Ich werde nachsehen.« Sie setzte das Telefon in Bewegung, und nach verhältnismäßig kurzer Zeit konnte sie mir sagen, daß der Gewünschte gerade vom Außendienst zurückgekommen sei. Ich möge mich nur noch zwei Minuten gedulden.
    Wohlweislich hatte ich nur meinen Namen genannt, den der Mann sicherlich noch nie gehört hatte. Diese Vermutung bestätigte sich gleich darauf.
    Wenn behauptet worden war, Frank Weaver sähe gut aus, so hatte man nicht zuviel gesagt. Er war blond mit welligem Haar, hatte ein regelmäßig geschnittenes Gesicht und ein kleines Schnurrbärtchen auf der Oberlippe. Seine Figur war gut und seine Kleidung geschmackvoll. Das Mädel gab ihm einen Wink mit den Augen, und er kam auf mich zu.
    »Mr. Cotton. Sie wollten mich sprechen? Handelt es sich um eine Autoversicherung oder…?«
    »Ich muß Sie enttäuschen, Mr. Weaver. Ich habe nicht die Absicht, eine Versicherung abzuschließen«, erwiderte ich lächelnd. »Ich will nichts weiter, als ein paar Auskünfte von Ihnen. Können wir irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind?«
    »Ich verstehe nicht recht.«
    Es blieb mir also nichts übrig, als ihm meinen Ausweis unter die Nase zu halten.
    »Sie sind ein G-man? Ja, um Gottes willen, was wollen Sie denn von mir?«
    »Wie ich schon sagte, eine Auskunft. Es handelt sich um den Tod der Mrs. Grouch, den wir zur Zeit
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