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0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

Titel: 0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
Autoren: kalte Duschen
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geben, als Bruder an ihn zu denken. Seit ich mich erinnern kann, hat er Vaterstelle an mir vertreten. Von meinem wirklichen Vater habe ich keine Vorstellung mehr.«
    »Also ist das Verhältnis zwischen Ihnen ein besonders gutes?«
    Er schüttelte den Kopf und meinte:
    »Vor vielen Jahren, als ich noch ein Kind war, war das wahrscheinlich so, aber heute bin ich erwachsen und empfinde es des öfteren als recht lästig, bevormundet zu werden. Mein Bruder hat sich in seine Vaterrolle so verbissen, daß er es nicht lassen kann, mich zu behandeln, als sei ich immer noch ein unmündiger Junge.« Er hatte sich in Hitze geredet und schwieg fast erschrocken.
    »Was sagt denn Ihre Frau dazu?«
    »Meine Frau sagt gar nichts. Sie redet mir immer zu, ich solle Patrick den Willen tun und es nicht mit ihm verderben. Sie hat Angst, er könnte den wöchentlichen Zuschuß zu ihrem Haushaltsgeld streichen, wenn ich einmal aus der Reihe tanzte. Glauben Sie mir, ich wäre bestimmt etwas Besseres geworden als Versicherungsagent, wenn mein Bruder und meine Frau mir nicht immer in den Ohren gelegen hätten, ich solle einen kleinen Verdienst nicht aufgeben, wenn ich nicht hundertprozentig sicher sei, in einer neuen Stellung mehr zu verdienen. Ich weiß, daß Patrick nur mein Bestes will, aber er hat eine so verfluchte Manier, den lieben Gott zu spielen, daß es mir langsam zum Halse herauswächst.«
    Ich bestellte noch einen letzten Drink und bat Weaver, mich am nächsten Tag anzurufen. Sollte ich nicht da sein, so könnte er hinterlassen, wo er zu erreichen sei. Erst nachdem ich mich überzeugt hatte, daß Weaver ohne sonderliche Eile zurück ins Büro der Gesellschaft ging, fuhr auch ich zum Federal Building, wo Phil gerade angekommen war. In seiner Begleitung befand sich eine noch sehr junge Frau, die recht hübsch hätte aussehen können, wenn sie nur etwas mehr Geschmack gehabt hätte. Zu ihrem wirklich bildschönen, goldroten Haar trug sie eine rotseidene Bluse, die sicherlich sehr teuer gewesen war, aber sie paßte nicht zu ihr.
    Ich bin kein Freund von übermäßigem Make up, wenn man aber fast weißblonde Augenbrauen und Wimpern hat, so soll man etwas dagegen tun, besonders, wenn es nur davon abhängt, ob man eine Vogelscheuche oder eine anziehende Frau ist.
    »Dies ist Mrs. Weaver«, stellte Phil vor. »Sie möchte sich mit uns beiden unterhalten. Darum habe ich es vorgezogen, sie mitzubringen.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, bat ich und bot ihr eine Zigarette an, die sie fast entrüstet ablehnte.
    Ich war davon nicht überrascht. Die Geste paßte haargenau zu ihrer Aufmachung.
    »Soviel ich verstehe«, fuhr ich fort, »haben Sie uns etwas zu sagen, was mit dem Tod Ihrer Schwägerin zusammenhängt.«
    »Nicht direkt. Ich mache mir große Sorgen und habe niemanden, dem ich mich anvertrauen könnte.« Ich machte eine leichte Verbeugung, um anzudeuten, daß ich mich sehr geschmeichelt fühle.
    Sie schwieg ein paar Minuten und zerknüllte ihr Taschentuch zwischen den Fingern.
    »Es handelt sich um einen Mann, oder besser um meinen Mann und meine Schwägerin.« Sie wußte augenscheinlich nicht, wie sie weiter sprechen sollte, und so half ich ihr.
    »Sie wußten also, daß da etwas im Gange war.«
    »Natürlich wußte ich es. Ellen war — ich muß das sagen, obwohl man von Toten nicht schlecht sprechen soll — einfach unersättlich. Ich merkte schon lange, daß sie Frank schöne Augen machte, und eines Tages fühlte ich, daß sie ¿s geschafft hatte. Ich sagte Frank das auf den Kopf zu, aber er stritt' es ab. Das ging einige Wochen so weiter. Ich gestehe ein, daß ich ihm Szenen machte, und wir wurden uns immer fremder. Dann eines Tages sagte er mir, es sei alles vorbei. Er habe eingesehen, daß er eine Dummheit gemacht habe. Das war vor ungefähr 14 Tagen. Trotzdem war er nicht mehr der Alte. Er war niedergedrückt und sprach kaum mit mir. Dann fand ich durch Zufall einen Bankauszug, den er hatte liegen lassen, und sah mit Schrecken, daß er unsere ganzen Ersparnisse nach und nach abgehoben hatte. Es waren insgesamt 8 000 Dollar. Natürlich konnte ich mir denken, wo das Geld hingegangen war. Wieder stellte ich ihn zur Rede, und er gestand auch, er habe es Ellen auf ihre Bitten nach und nach gegeben. Ich war so wütend, daß ich ihm drohte, ich würde mit seinem Bruder sprechen.«
    »Haben Sie das getan?« fragte ich.
    »Nein. Soviel Verstand hatte ich noch. Die unmittelbare Folge wäre gewesen, daß Patrick uns den wöchentlichen
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