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0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

Titel: 0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
Autoren: kalte Duschen
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untersuchen.«
    Der Mann wurde blaß. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, er werde einfach umkippen, aber dann fing er sich wieder.
    »Wir können in eines der Konferenzzimmer gehen, oder wenn Sie wollen…«
    »Es gibt hier gegenüber eine kleine Bar, die recht nett aussieht und um diese Tageszeit sicher nicht besetzt ist«, schlug ich vor.
    »Gut, gehen wir hinüber. Sie gestatten, daß ich meinen Hut und Mantel hole.«
    Ich hatte nichts dagegen, obwohl ich ihm dadurch Gelegenheit gab, sich zu drücken, aber, es blieb mir nichts anderes übrig. Während ich wartete, war ich recht nervös. Ich war wirklich darauf gefaßt, Frank Weaver werde nicht zurückkommen.
    Er kam aber, und wir fuhren hinunter, gingen über die Straße und setzten uns an einen kleinen, runden Tisch, möglichst weit ab von der Theke. Barkeeper und Kellner haben gewöhnlich sehr scharfe Ohren. Wir bestellten Drinks und warteten, bis diese gebracht wurden. Dann begann ich:
    »Soviel mir bekannt ist, waren Sie mit Ihrer Schwägerin sehr gut befreundet.«
    »Warum sollte ich das nicht? Sie war ja schließlich die Frau meines Bruders.«
    »So meine ich das nicht, Mr. Weaver. Spielen wir kein Verstecken voreinander. Sie haben Mrs. Grouch vor zehn Tagen einen Brief geschrieben. Dieser Brief ist in meinem Besitz. Wollen Sie ihn sehen?«
    Jetzt wäre er wirklich fast umgekippt. In seinen Blicken stand Furcht und Ratlosigkeit. Er führte das Glas zum Mund, kippte den Whisky und stellte es so hart auf den Tisch, daß es zerbrach. Der Kellner stürzte sofort herbei und räumte die Scherben weg. Diese Gelegenheit benutzte ich, um zwei neue Drinks zu bestellen.
    »Wird meine Frau von diesem Brief erfahren?« fragte er bedrückt.
    »Nur wenn es sich heraussteilen sollte, daß Sie Ihre Drohungen wahr gemacht und Ihre Schwägerin ermordet haben«, antwortete ich. »Dann kann ich keine Rücksicht nehmen. Ist dies aber nicht der Fall, so sehe ich keinen Grund, warum irgend jemand von einem vertraulichen Schreiben Kenntnis erhalten sollte.«
    »Ich habe eine blödsinnige Dummheit gemacht«, gestand er zerknirscht. »Die ganze Geschichte mit Ellen war ein Wahnsinn, aber ich schlitterte hinein, fast ohne es zu wissen. Ich liebte sie immer noch, als sie Geld von mir verlangte und sogar drohte, sie werde Patrick von unserem Verhältnis erzählen. Als sie dann merkte, daß ich wirklich nichts mehr hatte, ließ sie mich von einem Tag auf den anderen fallen, und da schrieb ich ihr diesen blödsinnigen Brief.«
    Der Mann machte den Eindruck, als ob er die Wahrheit sagte, aber was ich brauchte, war ein Beweis.
    »Wo waren Sie in der Nacht, in der Ihre Schwägerin ermordet wurde, zwischen vier und fünf Uhr morgens?«
    »Das war genau heute vor einer Woche«, antwortete er. »Ich war abends spät noch bei einem Kunden gewesen und hatte einen Vertrag abgeschlossen. Der Vertrag trägt das Datum des 23. November, also genau gesagt des Tages, bevor Ellen…« Er beendete den Satz nicht.
    »Sie kamen also an diesem Abend spät nach Hause. Um wieviel Uhr war das?«
    »Gegen Mitternacht. Meine Frau hatte auf mich gewartet. Wir tranken noch eine Tasse Tee und hatten einen Brandy dazu. Dann gingen wir zu Bett.«
    »Haben Sie ein gemeinsames Schlafzimmer?«
    »Ja«, nickte er. »Zu meinem Glück habe ich sogar ein noch besseres Alibi. Dorothy, meine Frau, hatte sich am Vortag schwer erkältet. Sie erwachte um halb fünf durch einen Hustenanfall, der so stark wurde, daß ich ihr Medizin holte und eine Tasse heiße Milch zu trinken gab. Ich bin sicher, daß sie sich dessen noch erinnert. Am Morgen blieb sie länger im Bett, und gerade als ich Weggehen wollte, telefonierte Patrick, seine Frau sei während der Nacht verunglückt.«
    Die Geschichte klang zwar recht plausibel, aber bevor sie nachgeprüft war, konnte ich sie ihm nicht abnehmen. Ich bat ihn, sich ein paar Minuten zu gedulden, ging zum Telefon und rief das Office an. Glücklicherweise war Phil sofort zu erreichen. Ich bat ihn, zu Weavers Wohnung zu fahren und das Alibi nachzuprüfen. Er sollte auf keinen Fall etwas von dem Brief oder von einem Verdacht verlauten lassen. Es genügte, wenn er angab, es handele sich um eine ganz formelle Erkundigung.
    »Wie stehen Sie eigentlich mit Ihrem Bruder?« fragte ich, als ich wieder an den Tisch gekommen war.
    Ich wollte Weaver ja noch so lange festhalten, bis Phil seinen Auftrag erledigt hatte.
    »Mein Bruder…« sagte er mit merkwürdiger Betonung. »Ich muß mir immer Mühe
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