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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Autoren: Delfried Kaufmann
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der Dreimeilenzone wartet. Irgendwo draußen auf dem Meer lasse ich euch dann zur Hölle schicken.«
    ***
    Stunden später tauchte der dunkle Schatten eines Schiffes auf. Die Boote gingen längsseits. Fallreeps wurden ausgeworfen. Die Mädchen mussten an Bord klettern. Uns hievte man hoch. Dann rollte man uns über Deck, stieß uns eine eiserne Leiter hinab und schloss die Luke über unseren Köpfen.
    Wir lagen ein paar Stunden, flüsterten miteinander. Schließlich schliefen wir ein.
    Als ich erwachte, fiel helles Licht durch ein Bullauge. Ich sah mich um. Der Raum war eng und lag offensichtlich unmittelbar an der Schiffswand. Außer irgendwelchem Gerümpel befand sich nichts darin.
    »Ich habe das Gefühl, als wäre ich mittelalterlichen Sklavenhändlern in die Hände gefallen. Vielleicht beabsichtigt dieser Teufel in Weibsgestalt, uns verhungern und verdursten zu lassen.«
    Eine Stunde später wurden wir an Deck gehievt. Man brachte uns auf das Vorschiff und ließ uns vor einem Tisch auf den Boden fallen, an dem Emile Froyer zusammen mit einem großen dunklen Mann in einer Art Uniform saß und frühstückte. Froyer war angezogen, wie man sich einen Jachtbesitzer vorstellt, weiße Bordschuhe, weiße Hosen und weißes Hemd und einen hübschen bunten Schal um den Hals.
    »Ah, hallo«, sagte er und setzte die Kaffeetasse ab. »Da sind Sie ja.«
    Ich sah, dass die fünf Mädchen wie ein Rudel verängstigter Rehe sich an der Reling drängten.
    »Wie geht’s«, erkundigte sich Froyer und biss in ein Sandwich.
    »Augenblicklich schlechter als Ihnen«, sagte ich, »aber das wird sich rasch ändern.«
    Er lachte meckernd. »Das kommt darauf an, wie man sich fühlt, wenn man tot ist. Eigentlich hatte ich überhaupt nicht die Absicht, mich mit Leuten von Ihrer Sorte herumzuschlagen, G-man. Ich wollte Ihnen im weiten Bogen aus dem Weg gehen, und seitdem ich Onkel Pauls Erbe geworden bin, hätte ich es nicht mehr nötig gehabt, meinen Lebensunterhalt auf diese Weise zu verdienen.«
    »Warum haben Sie die fünf Mädchen denn nicht in Ruhe gelassen?«
    »Ging leider nicht! Ich hatte meinen Geschäftspartnern in Afrika die Lieferung versprochen. Hätte ich mich zurückgezogen, so hätten sie mir Schwierigkeiten in Frankreich gemacht. Aber beruhigen Sie sich, G-man! Das ist mein letztes Geschäft dieser Art.«
    Ich lachte laut. Das verwirrte ihn. Er schrie mich an: »Warum lachen Sie? Ich finde, Sie haben verdammt wenig Grund dazu!«
    »Es belustigt mich, dass Sie glauben, Sie könnten sich auf Ihre Güter zurückziehen, um das ruhige Leben eines geachteten Mannes zu führen. Sie haben zu viele Mitwisser, Froyer. Der Kapitän, die Mannschaft und ihre Ganoven.«
    »Ich habe vorgesorgt. Kapitän Fresque erhält die Jacht zur Belohnung. Die Mannschaft besteht aus Nordafrikanern. Sie geht an unserem Bestimmungsort von Bord. Und von den Leuten, die für mich arbeiten, weiß ich genau so viel, wie sie von mir. Niemand hat Lust, unter die Guillotine zu geraten. Außerdem werden sie anständig bezahlt.«
    Eine Kajütentür öffnete sich. Evelyn Draw trat an Deck. Ich sah, dass ihr die Wut in die Augen sprang, als sie uns erblickte.
    »Warum hast du sie an Deck bringen lassen?«, schrie sie Froyer an.
    Er duckte sich unter dem Anruf wie unter einem Peitschenhieb. Sein Gesicht wurde bleich. Er machte eine Bewegung, als wolle er aufspringen, aber dann sagte er, fast weinerlich: »Ich dachte, ich sollte sie ein wenig Zusehen lassen, wenn ich frühstücke. Das dürfte ihre Stimmung erhöhen.«
    »Du Schwein!«, sagte die Frau, wandte sich den Gangstern zu, die uns herausgebracht hatten und befahl ihnen: »Bindet sie los!«
    Die Männer zögerten und sahen unsicher zu Froyer.
    Surviels Neffen schoss das, Blut ins Gesicht. Er sprang auf und schrie: »Ich verbiete es!«
    Evelyn Draw kümmerte sich nicht um ihn.
    »Gib mir deine Pistole, Jean!«, befahl sie einem der Gangster. Zögernd reichte ihr der Mann die Waffe.
    »Und jetzt binde sie los. Ihr anderen nehmt die Pistolen, und wenn die G-men eine falsche Bewegung machen, durchlöchert sie.«
    Froyer kam um den Tisch herum.
    »Geh nicht zu weit, Eve!«, sagte er drohend. Sie warf sich wie eine Katze herum und stieß ihm den Pistolenlauf gegen den Magen.
    »Du elender Feigling«, zischte sie ihn an. »Glaubst du, ich würde mich scheuen, dir eine Kugel in den Leib zu jagen?«
    Er wich zurück und probierte ein unsicheres Grinsen.
    »Sei nicht unklug, Eve. Du würdest keinen Cent von Surviels Erbe
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