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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Autoren: Delfried Kaufmann
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aber mein Gehirn setzte für Sekunden aus. Einer von den Burschen benutzte die Gelegenheit und säbelte mich um. Ich stürzte rückwärts in das Haus hinein. Die Kerle fielen über mich her wie die Hunde über einen Knochen. Sie machten mich ganz schön fertig. Ich verlor zwar nicht die Besinnung, aber jede Verteidigungsfähigkeit.
    »Bindet ihn«, sagte eine Stimme. »Und kümmert euch um den anderen.« Es war die Stimme einer Frau.
    ***
    Während die Kerle mich mit Stricken umwickelten, wurde die trübe Lampe angeknipst. Evelyn Draw stand im Bootshaus. Ihr Gesicht war so schön wie immer, zeigte aber einen harten Ausdruck.
    Einer der Kerle brachte Phil herein, genauer gesagt, er schleifte ihn an den Beinen in den Raum. Sie verpassten ihm eine gleiche Verschnürung, wie sie mich bereits schmückte.
    Die Frau trug lange, blaue Hosen und einen Pullover. Die Haare hatte sie mit einem Tuch zurückgebunden, aber in der Hand hielt sie eine Pistole von beachtlichem Kaliber. Mir wurde klar, dass sie es gewesen war, die mir das Ding auf den Schädel geschlagen hatte.
    Ich sah mir die Burschen an, die uns überfallen hatten. Ich kannte keinen von ihnen, aber ich kannte genügend Gesichter von der Sorte, wie sie sie unter den Hüten trugen. Das waren Gangster, und zwar ausgelernte Gangster.
    Evelyn Draw gab Befehle. (Sie sprach französisch, und ich verstand nicht, was sie sagte. Erst aus dem was später geschah, wurde mir klar, was diese Befehle bedeutet haben mussten.) Als Phil wieder seine fünf Sinne zusammenhatte, verstand er das meiste. Ich gebe Ihnen die Befehle auf Englisch wieder, damit Sie wissen, wie der Film ablief.
    »Schafft sie zum Hafen!«
    Die Kerle trugen uns in die Bootsanlage und ließen uns unsanft auf den Beton fallen. Mir tat Phil leid, der noch ohnmächtig war und hart mit dem Schädel aufschlug.
    »Nehmen Sie mehr Rücksicht!«, sagte ich zu Evelyn Draw, aber sie beachtete mich nicht, sondern befahl einem ihrer Helfer.
    »Gib das Signal!«
    Der Kerl turnte an den Rand des Dammes und begann, mit einer Taschenlampe zu blinken. Dann kam er zurück, nickte der Frau zu und gesellte sich wieder zu seinen Genossen.
    Die Männer rauchten. Evelyn Draw stand etwas abseits. Zwanzig Minuten vergingen unter Schweigen. Während dieser Zeit kam Phil zu sich. Ich sah, wie er vor Schmerzen sein Gesicht verzog. Als er die Frau erblickte, drückten seine Züge Verwunderung aus.
    »Hat die Dame uns das besorgt?«, fragte er mühsam.
    »Nenn sie nicht eine ›Dame‹«, antwortete ich. »Sie ist keine!«
    Evelyn Draw gebrauchte ein grobes Wort und stieß mir die Spitze ihres Schuhes in die Rippen.
    »Sie mögen mich anscheinend nicht leiden«, lachte ich.
    »Oder zu gut!«, rief Phil. »Das hat manchmal die gleichen Ergebnisse.«
    Die Frau zeigte ein verzerrtes Gesicht.
    »Ich werde dir noch zeigen, wie gut ich dich leiden mag, verdammter G-man«, kreischte sie.
    Vom Meer her drang Motorengeräusch, Wenig später liefen zwei Motorboote durch die schmale Einfahrt und schoben sich in die Stichkanäle hinein. Sie wurden von je einem Mann gesteuert, die den vier Gangstern wie Familienmitglieder glichen, wenn man den Begriff »Familie« etwas weiter fasst.
    »Okay«, sagte Evelyn Draw. »Ich gehe jetzt. Rallin, du sorgst für den Wagen der Burschen, wie wir es besprochen haben.«
    Sie und der Mann, den sie angesprochen hatte, verließen den Raum. Die drei Männer, die zurückgeblieben waren, und die beiden Bootsführer setzten sich in eine Ecke auf die Erde und begannen, Karten zu spielen. Hin und wieder trafen uns misstrauische Blicke.
    »Kannst du mir sagen, wie die Sache weitergehen soll?«, fragte Phil.
    »Ich denke, sie werden uns killen«, antwortete ich. »Ich weiß nicht, was Evelyn Draw vorhat, aber ich denke, wir werden es in Kürze erfahren.«
    Einer der Kartenspieler rief in gebrochenem Englisch: »Maul halten! Ich euch sonst zeigen!« Und er kam herüber und schüttelte seine großen Fäuste vor unseren Nasen.
    Ungefähr eine Stunde verging. Dann hörten wir, dass die Eingangstür geöffnet wurde, und wir vernahmen ein Gewirr von Stimmen, Frauenstimmen. Die Tür zur Bootshalle wurde geöffnet. Evelyn Draw sagte laut auf Englisch: »Bitte, hier entlang! Die Boote liegen unten.« Eine Schar von fünf jungen Mädchen drängte in den Raum. Sie stockten, als sie die Männer sahen, und sie erschraken, als sie uns entdeckten. Als sich die erste umdrehte, blickte sie in Evelyn Draws Pistole.
    Die Girls kreischten
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