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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Autoren: Delfried Kaufmann
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verwöhnt«, meinte Phil. »Keine Aussicht, als Sensation betrachtet zu werden.«
    ***
    Die Europäer betrachten unsere Dollars immer noch mit Sehnsucht. Vielleicht aus diesem Grund wurde die amerikanische FBI-Delegation im Negresco, Nizzas feinstem Hotel, einquartiert. Phil und ich bekamen ein Doppelzimmer. Das Zimmermädchen knickste und fragte nach unseren Wünschen.
    »No«, sagte Phil, und als sie mit einem reizenden Lächeln verschwand, fragte er mich: »War das ein Zimmermädchen oder Liz Taylor?«
    Ich stand schon im Badezimmer.
    »Nimm dir den Bart ab und lass uns dann sehen, was in diesem Städtchen los ist.«
    Ach, wir machten die Rechnung ohne Fred Colleg. Er fing uns ab, kommandierte uns in die Smokings und schleifte uns zu einem Empfang, den der Bürgermeister von Nizza den versammelten Polizisten aus allen Ländern der Welt gab, eine feierliche und sehr männliche Angelegenheit.
    Interessant war es dennoch. Sie glauben nicht, wie unterschiedlich die Leute aussehen, die sich alle der gleichen Aufgabe widmen. Die Männer aus Indien trugen schwarze Bärte und Turbane. Ghana hatte schwarze Kriminalinspektoren geschickt, die wie Medizinmänner aussahen. Die norwegischen Kriminalisten sahen wie Wikinger aus, und die Beamten von Scotland Yard glichen englischen Lords. Aus dem benachbarten Monaco war der einzige Kriminalinspektor, den sie dort haben, herbeigeeilt. Er vertraute mir im Laufe des Abends an, daß seine ganze Tätigkeit darin bestünde, die Selbstmörder zu identifizieren, die sich umbrachten, wenn sie ihr Geld in der Spielbank verloren hatten, aber auch das Geschäft ließe immer mehr nach, so daß er jedes Jahr fürchte, der Fürst von Monaco könnte ihn aus Sparsamkeit von der Liste der Staatsangestellten streichen.
    ***
    Am anderen Tag begann die Arbeitstagung. Phil und ich wurden dem Mordkreis zugeteilt, in dem die verschiedenen Möglichkeiten zur Entdeckung von Mordfällen besprochen werden sollten. Draußen glühte die Sonne und wehte eine sehr sanfte Brise vom Mittelmeer. Drinnen sprach ein sehr kluger, aber auch langweiliger Professor der Kriminalistik über die neuesten Methoden der Identifizierung der Fingerabdrücke.
    Um fünf Uhr machten wir Feierabend. Um fünf Uhr fünfzehn sprangen Phil und ich ins Wasser der »Engelsbucht« und schwammen so weit hinaus, als wären wir ein seegängiges Motorboot. Als wir an den Strand zurückkamen, stand dort ein junger, schlanker Mann, wie wir in einer Badehose, lachte uns an und sagte auf Englisch: »Ich dachte, Sie wollten nach Afrika rüberschwimmen.«
    »No«, antwortete ich, »aber eine Erfrischung war notwendig.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Ich habe es auch besorgt, wenn auch nicht so gründlich wie Sie.«
    Es stellte sich heraus, dass der junge Mann Jean Bodin hieß, Inspektor der französischen Surete war und wie wir im Mordkreis der Interpolkonferenz schwitzten.
    Wir aßen zusammen im Freien auf der Promenade des Anglais und was so an uns vorbeipromenierte, ließ uns manches Mal das Kauen vergessen.
    Bodin merkte es.
    »Schöne Frauen, nicht wahr?«, bemerkte er. »Aber auch sehr verwöhnte Frauen. Mit einem Inspektorengehalt kommen die Damen leider nicht aus, nicht einmal, wenn es in Dollar gezahlt wird.«
    Ein weißer Sportwagen undefinierbarer Bauweise stoppte hart am Rande des Bordsteines, praktisch unmittelbar vor unserem Tisch.
    »Hallo, Inspektor Bodin!«, rief der Mann am Steuer und winkte.
    Bodin erhob sich. Der Mann stieg aus und kam an unseren Tisch. Der Sportwagenbesitzer trug eine lange weiße Hose und ein weißes Hemd, das sehr nach reiner Seide aussah. Er mochte vierzig Jahre alt sein, vielleicht etwas älter. Er und der Inspektor wechselten ein paar Sätze auf Französisch. Dann sagte der Mann auf Englisch: »Stellen Sie mich bitte vor, Bodin!«
    »Marquis de Surviel! Mr. Cotton und Mr. Decker aus den Staaten.«
    »Beamte des FBI, nicht wahr?«, fragte der Marquis.
    »Monsieur de Surviel interessiert sich brennend für Kriminalfälle«, erklärte Bodin.
    »Brennend«, bestätigte der Marquis. »Ich finde, Kriminalistik und Verbrechen sind das Einzige, was in unserer Welt noch wirklich interessant ist.«
    Er setzte sich zu uns, bestellte einen undefinierbaren Drink und fragte uns nach den großen Kriminalfällen in Amerika aus. Er war erstaunlich gut informiert.
    »Hin und wieder spiele ich den Detektiv auf eigene Faust«, erzählte er.
    »Leider«, warf Bodin ein.
    Der Marquis wandte sich direkt an ihn.
    »Sie müssen zugeben,
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