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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Autoren: Delfried Kaufmann
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war eine Wolke. Sie hatte schwarze Haare und Glutaugen, eine Haut wie Samt und einen Gang wie ein Panther. Reden wir nicht von ihrer Figur. Ich bin ja schließlich nur ein G-man und kein Dichter, der so etwas ausreichend beschreiben könnte.
    »Nehmen Sie Platz, Gentlemen«, sagte sie. »Ich werde diese Blumen versorgen und komme gleich wieder.«
    Sie schlängelte sich davon. Phil neben mir seufzte abgrundtief.
    »Surviels Verlobte?«, fragte ich.
    Inspektor Bodin zuckte die Achseln.
    »Ich habe sie noch nie gesehen, aber denken Sie daran, dass wir hier nicht in eurem puritanischen Mittleren Westen sind.«
    Der Diener brachte den Whisky. Ich probierte ihn und versank in philosophische Betrachtungen, ob der Whisky besser sei oder Miss Draw.
    Die Dame erschien erst nach einer halben Stunde. Sie hatte sich umgezogen. Im Kleid sah sie beinahe noch aufregender aus als in den Shorts.
    Sie nahm sich ein Whiskyglas und leerte es ohne ein Wimpernzucken.
    »Es ist schwül heute, Inspektor. Wir werden ein Gewitter bekommen.«
    Der Himmel über dem Horizont war schwarz geworden. Diese Schwärze breitete sich rasch aus.
    »Ein Mistral«, sagte Bodin. »In einer Stunde dürfte es losgehen.«
    »Hoffentlich geschieht Paul nichts.«
    »Nun, er ist mit dem Motorboot unterwegs.«
    Bodin wandte sich an uns. »Das Meer ist gefährlich, wenn das Wetter plötzlich umschlägt. Sehen Sie die Schifferboote. Sie streben alle den Häfen zu.«
    Unter uns dehnte sich die Küste. Noch war das Meer glatt wie ein Spiegel, aber nur noch vereinzelte Boote bewegten sich auf dem Wasser, und sie bewegten sich alle in einer Richtung.
    Über die schwarze Wand am Horizont fuhr lautlos ein langer, fahler Blitz. Erst viele Sekunden später ertönte ein fernes Grummeln.
    »Wirklich, ich mache mir ernsthafte Sorgen«, wiederholte Evelyn Draw.
    »Er wird in irgendeinem Hafen das Unwetter abwarten«, meinte Bodin. »Wissen Sie nicht, wohin er gefahren ist?«
    »Keine Ahnung. Ich sah nur, dass er Cannes ansteuerte, aber ich weiß nicht, ob er in den Hafen einlief. Ich habe seinen Weg nicht verfolgt.«
    »Wo liegt das Boot im Allgemeinen?«
    »Sehen Sie unten das Rennboot? Das gehört auch Paul.«
    Sie zeigte auf die Küste hinunter, wo sich weiße Bootshäuser aneinanderreihten.
    »Das Haus mit den blauen Fensterläden ist Pauls Bootshaus, und das große Motorboot liegt in dem kleinen Hafen. Seine Jacht liegt im Hafen von Cannes.«
    Ein Windstoß, warm, als käme er aus einem Backofen, fuhr uns ins Gesicht. Der glatte Spiegel des Meeres zerbrach plötzlich in eine von Wellen geriffelte Fläche. Die ersten noch sanften Brecher schlugen gegen die Felsen.
    »Besser, wir gehen hinein!«, schlug Miss Draw vor.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, könnten wir bleiben«, sagte ich. »Das Schauspiel ist großartig.«
    Ununterbrochen zuckten jetzt die Blitze. Das Grummeln verstärkte sieh. Der Wind kam in Stößen, die von Mal zu Mal heftiger wurden.
    Es wurde dunkler, als wäre es Nacht. Noch fiel kein Regen, aber es musste jeden Augenblick losgehen.
    Phil hatte entdeckt, dass ein massives Fernrohr auf einem Stativ an der Brüstung der Terrasse angebracht war. Er ging hin und suchte die Küste ab.
    »Jetzt müssen wir wohl wirklich hineingehen«, sagte Evelyn Draw. Ihre Stimme klang nervös.
    In diesem Augenblick barst der Himmel auseinander. Der Regen kam herunter wie eine Sturzflut.
    Bodin, Phil, die Frau und ich sprangen auf, um uns ins Haus zu retten, aber wir waren nass, bevor wir die Glastür hinter uns zuschlagen konnten. Miss Draws Haare hingen in langen Strähnen.
    »Sie hätten wirklich auf mich hören sollen«, sagte sie, und ihr hübsches Gesicht sah wenig freundlich aus. »Ich muss mich umziehen. Ich werde Ihnen ein paar Handtücher schicken. Mehr kann ich kaum für Sie tun.«
    Sie entschwebte über eine Treppe in die oberen Etagen.
    Phil trocknete sich mit einem Taschentuch das Gesicht ab. »Eine verdammt plötzliche Gegend«, lachte er.
    »Die Küste ist für ihre Regengüsse berühmt«, erklärte Bodin.
    »Ich dachte, hier herrscht ewige Sonne.«
    »Das behaupten nur die Prospekte der Verkehrsvereine.«
    Ich blickte durch die Fensterscheiben, gegen die der Regen wie aus Eimern klatschte. Der Donner knallte wie Kanonenschläge.
    Ein Feuerwerk von Blitzen zerriss immer wieder die Schwärze mit flammendem Licht. Unten an der Küste stand die Brandung wie eine weiß-fahle Mauer.
    Als ich den Gegenstand auf dem Wasser sah, dachte ich zunächst an eine
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