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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Autoren: Delfried Kaufmann
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Inspektor, dass die Informationen, die ich Ihnen seinerzeit vor zwei Jahren im Daubeille-Fall in Paris gab, sehr wertvoll waren.«
    »Ja, Sie nannten uns einen falschen Namen«, lachte Bodin.
    »Ach, das war nur eine kleine Verwechslung, die mir unterlief, aber die Grundzüge, meiner Theorie über diesen Fall erwiesen sich als richtig.«
    »Meinetwegen«, sagte der Inspektor. Er sagte es offensichtlich nur, um den Marquis nicht zu verletzen.
    Surviel wandte sich wieder uns zu.
    »Ich wette, Sie wissen eine Menge über die Methoden des Mädchenhandels.«
    »Nicht die Bohne«, antwortete ich.
    Er hob die Augenbrauen.
    »Aber Südamerika ist ein bevorzugter Markt der Händler. Der Bedarf an blonder Ware ist groß.«
    »Ich glaube, alle Geschichten über den Handel mit Girls sind stark übertrieben«, sagte Phil. »Die meisten Girls, die in eine solche Sache hineingeraten, geraten freiwillig hinein.«
    »Sie irren«, entgegnete er mit Feuereifer. »Hier an der Küste liegen die Verhältnisse ganz anders. Bedenken Sie, wie nahe Marokko, Tunis und Libyen uns gegenüberliegen. Seitdem diese Staaten mehr oder weniger selbstständig geworden sind, hat das Geschäft viel von seinem Risiko verloren. Es ist in den letzten Jahren mächtig aufgeblüht.«
    »Wir haben nichts davon gemerkt«, bemerkte Bodin bissig.
    Surviel überhörte den Einwand.
    »Heute ist es für die Händler kaum ein Problem, die Mädchen in den Bezugsländern unterzubringen. Schwierig ist es nur, sie überhaupt in Europa zu finden. Die Männer, die dieses Geschäft betreiben, wissen genau, dass sie eine Häufung der Vermisstenmeldungen von jungen Mädchen nicht riskieren dürfen. Sie müssen sich ihre ,Ware’ sorgfältig aussuchen. Die Mädchen müssen unabhängig, ohne Verwandte und möglichst ohne Freund sein. Darum, Inspektor Bodin, haben Sie noch nichts gemerkt. Wer nicht vermisst wird, wird auch nicht als vermisst gemeldet. Die Methode, mit angeblichen Arbeitsverträgen Tänzerinnen hinüberzulocken, ist längst aufgegeben worden, nachdem solche Fälle in der Presse breitgetreten worden sind. Heute bedienen sich die Händler des einfachsten und geradesten Weges: des Menschenraubes. Allerdings suchen sie sich ihre Opfer sorgfältig aus.«
    »Menschenraub gilt bei uns in den Staaten als ein sehr schweres Verbrechen«, meinte ich.
    »Hier auch!«, rief Monsieur de Surviel aus. »Aber es muss bemerkt werden! Verstehen Sie nicht?«
    »Doch, doch«, beruhigte ich ihn.
    »Ich werde Ihnen einen Fall auseinandersetzen, den ich aufgeklärt habe«, sagte er und beugte sich über den Tisch. Ich sah, dass Inspektor Bodin verzweifelt die Augen verdrehte, aber der Marquis sah es nicht, sondern erzählte seine dramatische Story.
    »Vor einem halben Jahr unternahm eine junge Schwedin, Birgit Larson, einen Ferientrip an diese Küste. Sie lernte einen Mann kennen, mit dem sie einige Male ausging und dem sie erzählte, sie hätte keinerlei Angehörige in Schweden. Eines Tages erschien sie nicht im Hotel, aber ein Mann legte dem Portier eine Vollmacht mit ihrer Unterschrift vor, dass er berechtigt sei, ihr Gepäck in Empfang zu nehmen. Er zahlte die Rechnung, nahm die beiden Koffer und verschwand. Eine Woche später ging bei der Firma in Schweden, bei der Birgit Larson arbeitete, ein Kündigungsschreiben ein. Sie hätte eine Stellung als Sekretärin in Frankreich angenommen. Gleichzeitig kündigte sie schriftlich die kleine Wohnung, die sie bewohnte. Sie beauftragte eine Speditionsfirma, ihr Eigentum einzulagern und bezahlte die Lagerkosten für ein Jahr im Voraus. Seitdem hat niemand mehr etwas von Miss Larson gehört.«
    Er sah uns triumphierend an. Niemand von uns mochte dieses Gef ühl des Triumphes zu teilen. Als Polizisten waren wir an genaueres Arbeiten gewöhnt. Man muss nicht gleich ein Verbrechen vermuten, wenn ein junges Mädchen eine Dummheit macht.
    »Und?«, fragte Bodin schließlich.
    »Ich wette hundert zu eins, dass sich das Mädchen in Nordafrika befindet!«, rief Surviel und schlug auf den Tisch.
    »Ich wette, dass Sie nicht den geringsten Beweis dafür haben«, antwortete der Inspektor säuerlich.
    »Noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern, Inspektor, bis ich bei Ihnen oder einem Ihrer Vorgesetzten auftauche und Ihnen alle Unterlagen so perfekt auf den Tisch lege, dass Sie nichts weiter mehr zu tun brauchen als die Haftbefehle auszustellen. Und Sie werden sich wundern, welche Namen Sie darauf setzen müssen.«
    »Sie haben einen Verdacht?«,
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