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0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon
Autoren: Richard Wunderer
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einmal nach dem Messer zu greifen.
    »Ich muß Sie töten, Sinclair!« rief sie keuchend. »Ich muß es tun! Es sei denn… nein! Ich kann nicht mehr!«
    Ehe ich etwas tun konnte, wirbelte sie herum. Sie stürmte an das Küchenfenster und riß es auf.
    Auch mein Schrei konnte sie nicht zurückhalten, als sie auf das Fensterbrett kletterte, kurz in die Tiefe blickte und dann sprang…
    ***
    Der Stadtteil Southwark lag genau gegenüber dem Tower von London, südlich der Themse. Mitten im Stadtzentrum erstreckten sich Docks, Lagerhäuser, Verladekais und Industrieanlagen. Die wenigen Wohnhäuser waren alt und verkommen, viele von ihnen schon geräumt und zum Abbruch bestimmt. Auch die Fabrikanlagen selbst sahen so aus, als könnten sie den nächsten Herbststurm nicht mehr überstehen.
    Ihre nackten Ziegelmauern waren rußgeschwärzt, die Fenster zum Teil eingeschlagen und nicht mehr ersetzt worden. Auf den Fahrwegen wucherte Unkraut.
    Suko ließ die Harley Davidson langsam durch dieses Viertel rollen.
    Sicher, Southwark bestand nicht nur aus diesen düsteren Gegenden. Es gab auch sehr hübsche Straßen mit gepflegten Einfamilienhäusern und sehr sauberen Wohnblocks, aber der Zargos-Versand hatte sich diesen einsamen und wenig einladenden Winkel ausgesucht.
    Suko wandte sich mehrmals um. Er hatte das Gefühl, von bösartigen Augen belauert zu werden. Die Nähe des Dämons war greifbar.
    Beinahe wäre er umgekehrt, als er endlich das richtige Gebäude fand.
    Es war ein unproportionierter Steinklotz, rechteckig in der Anlage mit nackten Mauern und einem zur Hälfte eingestürzten Schornstein. Kaum vorstellbar, daß hier ein funktionierendes Unternehmen untergebracht sein sollte.
    So wenig vertrauenerweckend die Gegend auch war, Suko blieb. Er wartete auch nicht auf mich, sondern bockte die Harley Davidson auf und ging vorsichtig auf das Gebäude zu.
    Kein Mensch war zu sehen. Sogar die sonst überall herumstreunenden Katzen fehlten. Die Straßen waren mit Papieren übersät, die der Wind vor sich hertrieb. Von der Themse drang das Tuten von Schleppkähnen herüber.
    Kaum vorstellbar, daß sich auf der anderen Themseseite Hunderte Touristen aus allen Teilen der Welt im Tower drängten, daß der Verkehr durch die Straßen flutete und Menschen unterwegs waren. Suko hatte das Gefühl, in einer ausgestorbenen Stadt gelandet zu sein, in der er das einzige Lebewesen war.
    Nichts wies darauf hin, daß sich jemand in dem Firmengebäude aufhielt. Die Fenster mußten zum Innenhof liegen. Außer einer Eisentür gab es in der Außenmauer keine einzige Öffnung.
    Suko fand keine andere Möglichkeit, in diesen Komplex einzudringen.
    Er mußte durch die Eisentür gehen. Es war ein Vorteil für seinen Gegner. Wenn der Dämon diesen einen Eingang überwachte, brauchte er keine Überraschung zu fürchten.
    Suko holte noch einmal tief Luft, ehe er die Hand auf die Klinke drückte.
    In gut geölten Angeln schwang die Tür langsam zurück. Tiefe Dunkelheit klaffte dahinter. Nichts zu erkennen!
    Mit der Hand an der Beretta schwang Suko geschmeidig durch das Tor zur Seite, drückte sich gegen die Wand und starrte in die drohende Dunkelheit. Riesige Formen schälten sich heraus. Behälter. Mehr konnte er noch nicht erkennen. Draußen war heller Nachmittag. Hier drinnen herrschte Finsternis wie in tiefster Nacht.
    Erst jetzt sah er ein, daß er sich getäuscht hatte. Es gab keinen Innenhof. Das gesamte Gebäude bildete einen Würfel mit fensterlosen Außenwänden. Im Inneren gab es keine Zwischenwände, auch keine Zwischendecken, obwohl das Bauwerk eine Höhe von zwei Stockwerken erreichte. Nur an den Wänden führten ringsum Galerien.
    Sie waren offen, und man erreichte sie über ebenfalls offen geführte Treppen, die an amerikanische Feuerleitern erinnerten.
    Suko war die Anlage nicht ganz klar, weil er sich keinen Reim auf diese Galerien machen konnte. Sie interessierten ihn allerdings auch nicht besonders. Viel wichtiger waren die Behälter, die er nun besser erkennen konnte. Es waren riesige Container. Also mußte es wenigstens ein Tor in einer anderen Wand geben, durch die sie hereingeschafft worden waren.
    Da der Chinese niemanden sah, löste er sich von der Wand und ging vorsichtig auf den ersten Behälter zu. MADE IN CHINA stand darauf und ließ offen, ob Rotchina oder Taiwan gemeint war. Die seitliche Klappe des Containers stand offen. Suko zog sie weiter auf und sah, daß zwei Drittel des Containers mit Kartons gefüllt waren. Einer war
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